Wochenrückblick: Höheres Gehalt, niedrigere Medikamentenpreise
Deckel drauf: Jetzt sind es unter 17.000 Apotheken in Deutschland, die „Apotheker ohne Grenzen“ haben 25 Jahre auf dem Deckel, Trump will die Arzneimittelpreise in den USA deckeln und Ursula von der Leyen bekommt vor Gericht wegen ihrer Corona-Impfstoff-Deals was auf den Deckel. Unser Wochenrückblick:
Apothekenzahl in Deutschland sinkt unter 17.000
Die Zahl der Apotheken in Deutschland hat einen neuen Tiefstand erreicht und ist unter die Marke von 17.000 gefallen. Wie der Deutsche Apothekerverband in Berlin mitteilte, existierten Ende März bundesweit nur noch 16.908 Apotheken – ein Rückgang um 133 Betriebsstätten gegenüber Ende 2024 (17.041). In dieser Statistik werden sowohl Hauptapotheken als auch Filialen erfasst.
Der seit Jahren anhaltende Abwärtstrend wird vor allem durch Kostendruck und Nachfolgeprobleme verursacht. „Die Lage in den Apotheken ist unverändert angespannt“, betonte Verbandsvorsitzender Hans-Peter Hubmann und forderte ein Ende des anhaltenden Apothekenrückgangs. Er sprach sich für eine Honorarreform aus, die eine Anhebung des Fixums, die Legalisierung von Skonto durch Großhändler und höhere Sonderentgelte vorsieht. Langfristig solle das Honorar dynamisiert und ein Grundkostenzuschlag für kleine, ländliche Apotheken eingeführt werden.
Der Nettoumsatz der Apotheken stieg zwar 2024 auf 70,4 Milliarden Euro (Vorjahr: 66,4 Milliarden), doch handelt es sich laut Verband nur um einen nominalen Anstieg. Eine durchschnittliche Apotheke erwirtschaftete 3,7 Millionen Euro Umsatz mit einem Ergebnis vor Steuern und Altersvorsorge von 162.073 Euro (Vorjahr: 147.879 Euro). Nach Inflationsbereinigung habe sich das Ergebnis jedoch seit zwei Jahrzehnten kaum verändert.
Auf dem Forum wurde auch der Apothekenwirtschaftsbericht für 2025 vorgestellt.
Neuer Gehaltstarifvertrag für Sachsen ab 1. Juli
Die Apothekergewerkschaft ADEXA und der Sächsische Apothekerverband (SAV) haben sich auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Ab dem 1. Juli 2025 erhalten Apothekenangestellte in Sachsen monatlich 160 Euro mehr Gehalt (Vollzeit, 40 Stunden). Die Laufzeit des Vertrags beträgt 18 Monate bis Ende 2026. Hier sind einige Beispielgehälter.
Approbierte: ab 4.095 Euro (1./2. Berufsjahr) bis 4.883 Euro (ab 6. Jahr)
PTA: ab 2.601 Euro, später bis 3.142 Euro
PKA: ab 2.338 Euro, später bis 2.771 Euro
Auch Ausbildungsvergütungen steigen:
PhiP: 1.100 €/Monat
PTA-Praktikum: 850 €/Monat
PKA-Auszubildende: 850/900/950 €/Monat (je nach Ausbildungsjahr)
Notdienstpauschalen werden ebenfalls angepasst, eine Nachverhandlungsklausel gibt es nicht, aber die Tarifpartner behalten gesetzliche Entwicklungen wie den Mindestlohn im Blick. Fort- und Weiterbildungszuschläge bleiben weiterhin möglich. Eine Übersicht zum Tarifvertrag findet sich hier.
25 Jahre Apotheker ohne Grenzen
Apotheker ohne Grenzen feierte am vergangenen Samstag in München sein 25-jähriges Bestehen. Seit 2000 engagiert sich die Hilfsorganisation weltweit für die Gesundheitsversorgung – mit pharmazeutischer Fachkompetenz und humanitärem Einsatz. In der Mitgliederversammlung stellten Vorstand Jochen Wenzel und Geschäftsführerin Eliette Fischbach den Jahresbericht 2024 vor. Die Organisation wies auf ihre Arbeit in Ländern wie Nepal, Argentinien oder Indien sowie in Deutschland hin. Trotz wachsender Herausforderungen durch Konflikte und Klimawandel bleibe die Hilfe im Fokus. Über 80 % der Mittel seien 2024 direkt in Projekte geflossen.
Älteste Apothekerin der Welt lebt in Tokio und ist immer noch fleißig
Kesa Hatamoto ist Medienberichten zufolge mit 102 Jahren die älteste Apothekerin der Welt. Seit über 70 Jahren führe sie die Anzen-Apotheke in Tokio, sechs Tage die Woche. Ursprünglich habe sie Lehrerin werden wollen, doch ihr Vater habe ihr zur Pharmazie geraten. 1952 habe sie ihre Apotheke gegründet, auch aus finanzieller Not heraus. Trotz ihres Alters übernehme sie viele Aufgaben noch selbst. Für Hatamoto ist ihr Beruf auf jeden Fal eine Berufung: Aufhören kommt für sie offensichtlich nicht infrage.
AMIRA fragt: Bis zu welchem Alter könnt ihr euch vorstellen, im Beruf zu verbleiben. Bis zum Renteneintritt, oder sogar darüber hinaus…?
Trump will Medikamentenpreise in den USA drastisch senken
Anfang der Woche kündigte US-Präsident Donald Trump ein „folgenreiches Dekret“ an, das die Preise für verschreibungspflichtige Medikamente in den USA um 30 bis 80 Prozent senken soll. Das Konzept basiert auf dem „Most Favored Nation“-Ansatz: Die USA sollen künftig nicht mehr zahlen als das Land mit dem weltweit niedrigsten Preis für ein Medikament. Trump kritisiert, dass identische Arzneimittel in den USA deutlich teurer sind als in anderen Ländern.
Anders als in Deutschland gibt es in den USA bisher keine umfassende staatliche Preisregulierung. Die Pharmaindustrie bestimmt weitgehend selbst die Preise.
Trump hatte bereits in seiner ersten Amtszeit versucht, diesen Ansatz umzusetzen, scheiterte jedoch an rechtlichen und politischen Widerständen. Er betont nun, seine Regierung werde „das Richtige tun“ - unabhängig von Wahlkampfspenden der Pharmaindustrie. Infolge der Ankündigung fürchten die deutschen Pharmahersteller deutliche Umsatzeinbußen.
AMIRA meint: Von dem Dekret könnte auch die deutsche Pharmaindustrie betroffen sein. In welcher Form, darüber hat sich unsere Apothekenspitzelin Gedanken gemacht – zu lesen am Sonntag in ihrer Kolumne.
Pharmariese baut Fabrik in Alzey
Der US-Pharmakonzern Eli Lilly hat den Bau einer Produktionsstätte für injizierbare Medikamente in Alzey begonnen, ein Jahr nach dem Spatenstich. Mit einer Investition von 2,3 Milliarden Euro entsteht ein 260 Meter langer Komplex aus Büros, Laboren und Produktionshallen, der 2027 starten soll. Dort wird unter anderem das Diabetesmittel Mounjaro und das Abnehmmittel Zepbound produziert. Geplant sind rund 1.000 Arbeitsplätze. Laut CEO Dave Ricks ist dies Teil einer globalen Investition von über 50 Milliarden US-Dollar. Ministerpräsident Alexander Schweitzer und Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt betonen die Stärkung des Biotechnologie-Standorts Rheinland-Pfalz und die Impulse für die regionale Wirtschaft.
Starker Anstieg bei Hautkrebs-Behandlungen in Deutschland
Laut Statistischem Bundesamt hat sich die Zahl der stationären Hautkrebs-Behandlungen in Deutschland innerhalb von 20 Jahren drastisch erhöht. Im Jahr 2023 wurden 116.900 Fälle verzeichnet – ein Anstieg um 88 Prozent gegenüber 2003 (62.000 Fälle). Besonders stark nahmen die Behandlungen des „hellen Hautkrebses“ zu: von 41.900 auf 91.000 Fälle (+117%). Beim „schwarzen Hautkrebs“ stieg die Zahl um 27 Prozent auf etwa 26.000 Fälle.
Als Hauptursachen gelten die alternde Bevölkerung – ältere Menschen sind häufiger betroffen – sowie mangelnder Sonnenschutz in früheren Jahrzehnten. Die heutigen Hautschäden gehen oft auf UV-Belastungen in den 1970er und 1980er Jahren zurück. Seit 2008 trägt zudem die verbesserte Früherkennung dazu bei, dass mehr Fälle diagnostiziert werden. Männer sind überproportional betroffen (56% der Behandlungen). Die Todesfälle durch Hautkrebs stiegen um 61 Prozent auf 4.500 im Jahr 2023. Obwohl mehr als die Hälfte der Verstorbenen über 80 Jahre alt war, ist das relative Sterberisiko in der Altersgruppe der 30- bis 34-Jährigen am höchsten.
New York Times gewinnt Rechtsstreit um von der Leyens Impfstoff-SMS
Das EU-Gericht in Luxemburg hat im Rechtsstreit zwischen der New York Times und der EU-Kommission zugunsten der Zeitung entschieden. Die Kommission muss nun erneut über die Herausgabe von Textnachrichten zwischen EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Pfizer-Chef Albert Bourla entscheiden. Im Fokus stehen SMS zu einem milliardenschweren Impfstoff-Deal von 2021 über 1,8 Milliarden Dosen im Wert von etwa 35 Milliarden Euro. Die New York Times hatte den Zugang zu diesen Nachrichten beantragt, was die Kommission mit der Begründung ablehnte, solche Dokumente nicht zu besitzen.
Das Gericht kritisierte die Kommission scharf: Ihre Antworten basierten auf „Hypothesen oder wechselnden Informationen“. Falls die SMS gelöscht wurden, müsse auch dies erklärt werden. Für von der Leyen ist es nicht die erste Kontroverse um gelöschte Nachrichten. Bereits als deutsche Verteidigungsministerin wurden ihre Handy-Daten aufgrund eines „Sicherheitsvorkommnisses“ gelöscht, was Kritiker als Vernichtung von Beweisen in der Berateraffäre werteten. Die EU-Kommission will das Urteil prüfen und eine ausführlichere Erklärung liefern.
Mann mit Kind droht vor Bremer Apotheke mit Messer
Ein Mann hat am Dienstag vor einer Apotheke in Bremen damit gedroht, sich mit einem Messer selbst zu verletzen. Dabei hatte er ein Kind auf dem Arm. Laut Polizeiangaben wurde niemand verletzt, das Kind ist in Sicherheit. Weitere Personen waren nach Angaben der Behörden zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. Die Polizei war mit Einsatzkräften vor Ort, die Lage konnte schnell unter Kontrolle gebracht werden. Die Hintergründe des Vorfalls werden derzeit ermittelt. Im Moment ist unklar, in welchem Verhältnis der Mann zu dem Kind steht und welches seine Motive waren.
Neues Nasenpulver gegen Migräne zugelassen
Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat Atzumi, ein Nasenpulver mit Dihydroergotamin, zur akuten Behandlung von Migräne bei Erwachsenen zugelassen. Das Mittel wirkt schnell und basiert auf einer neuen Applikationstechnologie. Eine Einzeldosis (5,2 mg) wird über einen speziellen Nasenapplikator verabreicht. In Studien waren 37 % der Patientinnen und Patienten nach zwei Stunden schmerzfrei, 86 % nach 24 Stunden. In Deutschland ist Dihydroergotamin nicht zugelassen – wegen Sicherheitsbedenken wie Fibrose und Ergotismus ruhen hier alle Zulassungen.
AMIRA witzelt: Nasenpulver gegen Migräne… nahm man früher in gewissen Kreisen gegen derartige Beschwerden nicht einfach Koks…? Ach kommt – war nicht so gemeint…😉