Wenn es unten juckt und brennt

Vermehrter Ausfluss, Juckreiz und Brennen im Intimbereich gehören zu den unangenehmen Symptomen einer Vaginalinfektion. Hier kommen Beratungstipps für die Selbstmedikation.

Die Vaginalflora – ein fragiles Gebilde

Die natürliche Scheidenflora einer Frau besteht aus einer Vielzahl von unterschiedlichen Laktobazillen-Stämmen, die ein leicht saures Milieu mit einem physiologischen pH-Wert zwischen 3,8 und 4,5 bilden und damit verhindern, dass sich pathogene Keime vermehren können. Durch verschiedene Faktoren wie Stress, hormonelle Veränderungen (z. B. Schwangerschaft, Wechseljahre), die Einnahme bestimmter Medikamente (z. B. Antibiotika, Pille), durch Grunderkrankungen (z. B. durch Diabetes mellitus) oder durch falsche oder übertriebene Intimhygiene kann dieses Bakterienschutzschild aus dem Gleichgewicht geraten, sodass krankmachende Keime überwuchern können. Circa 70 Prozent aller Frauen sind immer mal wieder von einer Vaginalinfektion betroffen.

Welche Vaginalinfektionen gibt es und welche Symptome treten auf?

Scheideninfektion können durch Bakterien, Pilze, Parasiten oder Viren verursacht werden. Am häufigsten sind Bakterien, wie Gardnerella vaginalis, Atopobium vaginae vor allem Bakterien der Gattungen Megasphaera, Prevotella und Mobiluncus die Übeltäter, man spricht dann von einer bakteriellen Vaginose (circa 40 bis 50 Prozent der Fälle). Auch eine Chlamydien-Infektion wird von Bakterien verursacht. Eine vaginale Candidose, verursacht durch Pilze, liegt in 20 bis 25 Prozent der Fälle vor. Eine Trichomoniasis wird durch den einzelligen Parasiten Trichomonas vaginalis verursacht, der zu den sogenannten Geißeltierchen gehört. Eine Infektion mit Trichomonaden gehört weltweit zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten, in Deutschland kommt sie jedoch eher selten vor. Virale Infektionen im Bereich der Scheide werden entweder durch humane Papillomaviren oder durch Herpes-simplex-Viren Typ II verursacht.

Nicht immer ist nur ein einziger Erreger für das Krankheitsbild verantwortlich. Häufig sind sogenannte Mischinfektionen vorhanden, die beispielsweise durch Pilze und Bakterien verursacht sind. Missempfindungen wie Brennen und Juckreiz, Rötungen, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr sowie beim Wasserlassen und ein vermehrter Ausfluss gehören zu den Symptomen von Scheideninfektionen. Während der Ausfluss bei Pilzinfektionen normal säuerlich riecht und eher bröckelig und weißlich verdickt ist, kommt bei bakteriellen Infektionen häufig ein fischartiger Geruch vor. Weiterhin kann bei bakteriellen Infektionen der pH-Wert des Scheidensekrets erhöht sein.

Bei einer Trichomonaden-Infektion kann ein schaumig gelblicher Ausfluss auftreten. Manche Infektionen, wie Chlamydien oder HPV verursachen erstmal gar keine Symptome. Bei einer Genitalherpes-Infektion tritt ein typischer, schmerzhafter Ausschlag mit flüssigkeitsgefüllten Bläschen auf.

Wann sollte ärztlicher Rat eingeholt werden?

Grundsätzlich sollten regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen bei einem Frauenarzt oder einer Frauenärztin wahrgenommen werden. Nur durch regelmäßige Abstrichkontrollen können bestimmte Infektionen, die erstmal keine Symptome verursachen, wie Chlamydien oder HPV, rechtzeitig erkannt und behandelt werden, bevor ernsthafte Folgen wie Unfruchtbarkeit oder eine Krebserkrankung auftreten. Schwangere Frauen sollten immer an einen Gynäkologen bzw. an eine Gynäkologin verwiesen werden, da sich durch vaginale Infektionen das Risiko für Komplikationen oder Frühgeburten enorm erhöht. Auch eine genitale Herpes-Infektion sollte immer ärztlich behandelt werden, um das Virus schnell wieder einzudämmen.

Wenn Symptome wie Fieber, Blutungen oder starke Schmerzen hinzukommen oder bei geschwächtem Immunsystem sollte ebenfalls sofort ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden. Da viele Frauen ihren Körper kennen und die Symptome selbst gut einschätzen können, kann eine Selbstmedikation laut Leitlinie mit apothekenpflichtigen Arzneimitteln versucht werden, je nach Symptomen und Vorgeschichte. Wenn aber nach drei bis sieben Tagen keinerlei Besserung eintritt, muss die Betroffene frauenärztlich untersucht werden, um dann gezielt und richtig therapieren zu können.

Rezeptfreie Behandlungsmöglichkeiten

Nachdem in einem vertraulichen Beratungsgespräch über die Symptome und die Begleitumstände gesprochen wurden, kann entweder ein vaginales Antimykotikum oder ein Antiseptikum in Frage kommen. Deutet alles auf eine Pilzinfektion hin, kann eine gezielte Therapie mit den Antimykotika Clotrimazol, Feniconazol oder Nystatin begonnen werden. 

Es gibt die Möglichkeit einer 1-Tages-Kur (z. B. Canesten® GYN Once Kombi, Fenizolan® Kombi, Vagisan® Myko Kombi 1 Tag), dabei wird einmalig eine Vaginaltablette oder ein Ovulum abends eingeführt und eine Creme über den Zeitraum von drei bis sieben Tagen im äußeren Intimbereich angewendet. Es kann aber auch über drei Tage therapiert werden (z. B. KadeFungin® 3 Kombipackung, Mykofungin® 3 Kombi, Vagisan® Myko Kombi 3 Tage, Canesten® GYN 3-Tage-Kombi und Generika). Auch hier sollte die Creme über drei bis sieben Tage äußerlich verwendet werden. 

Je nach Vorliebe und Beschwerdebild können aber auch nur Vaginalcreme oder Vaginaltabletten/-ovula/-zäpfchen angewendet werden. Sie müssen nicht unbedingt in Kombination angewendet werden, trotzdem hat sich eine Kombinationstherapie in Sachen Wirksamkeit und schnellem Wirkeintritt bewährt.

Die Biofanal® Kombipackung mit dem Wirkstoff Nystatin enthält insgesamt sechs Vaginaltabletten und eine Vaginalcreme. Diese können in einer 3-Tages-Kurztherapie, bei der jeweils zwei Vaginaltabletten eingeführt werden oder in einer 6-Tages-Therapie verwendet werden. 

Falls Unsicherheit besteht, ob eine Pilzinfektion oder eine bakterielle Infektion vorliegt oder eine Mischinfektion vermutet wird, kann auch mit einem breiter wirksamen Antiseptikum therapiert werden. Dazu eignen sich die Wirkstoffe Octenidin und Phenoxyethanol, Dequaliniumchlorid, Hexetidin, Povidon-Iod oder Policresulen. Diese wirken desinfizierend auf die Vaginalschleimhaut. Das Octenisept® Vaginaltherapeutikum enthält die Kombination aus Octenidin und Phenoxyethanol, ist farblos und gut verträglich. Mit einem speziellen Applikator werden über sieben Tage einmal täglich abends zehn Sprühstöße in die Scheide gesprüht.

Die Fluomizin® Vaginaltabletten enthalten Dequaliniumchlorid und werden an sechs aufeinanderfolgenden Abenden mit dem Finger tief in die Scheide eingeführt. Povidon-Iod ist in den Vagisan® Sept Vaginalovula enthalten. Es wird an fünf aufeinanderfolgenden Abenden eingeführt und hat das breiteste Wirkspektrum. Außerdem ist keine Resistenzbildung bekannt. Das kühlpflichtige Vagi-hex® enthält Hexetidin und sollte zweimal täglich über sechs Tage angewendet werden. Die Albothyl® Vaginalzäpfchen 90 mg enthalten Policresulen und sollten einmal täglich eingeführt werden.
Alle Antiseptika dürfen nach strenger Indikationsstellung und ärztlicher Rücksprache auch in der Schwangerschaft angewendet werden. Da durch die Antiseptika auch die nützlichen Laktobazillen abtöten, sollten nach Abschluss der Behandlung ein Wiederaufbau der Vaginalflora mit entsprechenden Probiotika erfolgen. Bei schwereren bakteriellen Infektionen werden verschreibungspflichtige Antibiotika zur vaginalen Anwendung verordnet.

Nichtmedikamentöse Maßnahmen

Eine vaginale Infektion ist keine Geschlechtskrankheit und hat nichts mit mangelnder Hygiene zu tun. Im Gegenteil, übertriebene Hygiene mit Scheidenspülungen, aggressive Waschlotionen oder Intimdeos können eher dem empfindlichen Scheidenmilieu schaden. Idealerweise sollte atmungsaktive Unterwäsche aus Baumwolle getragen und regelmäßig gewechselt werden. Nach dem Schwimmen sollten nasse Badekleidung oder Tampons rasch ausgetauscht werden. In Sauna oder Dampfbad sollte man nur auf dem eigenen Handtuch sitzen.