Wochenrückblick: Von Engpässen bis E-Zigaretten

Die Arzneimittelengpässe in der EU haben ein Rekordniveau erreicht. Die Apotheken-Pläne der Bundesgesundheitsministerin kommen bei den Ärzten nicht so gut an. Das und mehr liest du in unserer News-Übersicht.

EU unter Druck: Rekordniveau bei Medikamentenengpässen

Arzneimittelengpässe in der EU haben laut einem Bericht 2023/24 ein Rekordniveau erreicht, besonders bei Standardpräparaten wie Antibiotika und Analgetika. Der Europäische Rechnungshof kritisiert strukturelle Schwächen, fehlende rechtliche Vorgaben und mangelnde Koordination. Ursachen sind u. a. die Abhängigkeit von außereuropäischen Produktionsstätten und nationale Vorratshaltung. Die Prüfer fordern u. a. eine verpflichtende Engpassmeldung, eine zentrale EMA-Datenbank, bessere Bevorratungskoordination und mehr Transparenz im Binnenmarkt. Ohne verbindliche Maßnahmen drohen laut Bericht weiterhin Risiken für Patientensicherheit und Versorgungskontinuität.

Ärztliche Kritik an Apotheken-Plänen des BMG

Ärztliche Berufsverbände warnen vor den Plänen des Bundesgesundheitsministeriums (BMG), Apotheken Aufgaben mit ärztlicher Qualifikation zu übertragen – etwa die Abgabe verschreibungspflichtiger Medikamente ohne Rezept oder die Durchführung von Diagnostik- und Impfleistungen. Sie betonen die Bedeutung des Vier-Augen-Prinzips für die Arzneimitteltherapiesicherheit und sehen Risiken für die Patientensicherheit, etwa durch Fehldiagnosen oder falsch-positive Screeningbefunde. Die Verbände unterstützen Maßnahmen zur wirtschaftlichen Stärkung der Apotheken, lehnen jedoch eine Ausweitung ärztlicher Aufgaben auf Apotheken ohne evidenzbasierte Grundlage ab. Die Pläne waren rund um den Deutschen Apothekertag bekannt geworden und werden seitdem auch in der Apothekerschaft kontrovers diskutiert.

PTA bald impfberechtigt? Politik bewegt sich

Die Impferlaubnis für PTA könnte bald Realität werden: Der Verband innovativer Apotheken (via) sieht positive Signale aus der Politik. Via-Chef Benedikt Bühler betont, dass die Delegation des Impfens unter apothekerlicher Verantwortung – etwa an PTA oder MTA – entscheidend wäre, um das Impfen wirtschaftlich und praktikabel zu gestalten. Dies würde Apotheken ermöglichen, Impftätigkeiten flexibler zu organisieren und auch Minijobber einzubinden. Die Berufspolitik greift laut via zunehmend die Forderungen des Verbands auf – ein Schritt, der langfristig auch die Impfquoten verbessern könnte. 
 
AMIRA will wissen: Wie stehst du zum Impfen in der Apotheke durch eine/n PTA?

Sprachprüfung überarbeitet: BAK erleichtert Integration ausländischer Fachkräfte

Die Bundesapothekerkammer (BAK) hat die Fachsprachenprüfung für Apotheker:innen mit ausländischer Ausbildung überarbeitet. Die Prüfung umfasst nun ein Patientengespräch, eine schriftliche Fallnotiz und ein Fachgespräch mit Kolleg:innen. Ziel ist eine valide, reproduzierbare Bewertung der Deutschkenntnisse im Berufsalltag. Zwischen 2016 und 2024 wurden rund 8.500 Prüfungen durchgeführt, mit einer Bestehensquote von 71 % beim ersten Versuch. Die Anpassung soll die Integration qualifizierter Fachkräfte fördern und die Kommunikation im Apothekenteam sowie mit Patient:innen sichern.

Cannabis im Straßenverkehr: Bald strengere THC-Grenzwerte?

Seit der Teillegalisierung von Cannabis gilt ein Grenzwert von 3,5 ng THC/ml Blut für Autofahrer. Berlin kritisiert diesen Wert als zu hoch und unterstützt die geplante Evaluierung durch den Bund. Brandenburg will eine Bundesratsinitiative einbringen, um auch den Mischkonsum mit Alkohol zu regulieren. Bei Überschreitung drohen Bußgeld und Fahrverbot. Die Berliner Polizei hatte bei Kontrollen innerhalb einer Woche 44 Verstöße wegen Fahrens unter Drogeneinfluss festgestellt, was die Diskussion um strengere THC-Grenzwerte befeuert hatte.

Besonders Kinder gefährdet: Forscher warnen vor Plastik-Chemikalien

Eine Metaanalyse in The Lancet Child & Adolescent Health zeigt, dass eine frühe Belastung mit Kunststoffchemikalien wie Phthalaten, Bisphenolen und PFAS mit langfristigen Gesundheitsrisiken wie Hormonstörungen, IQ-Verlust, Herzproblemen und ADHS assoziiert ist. Besonders Kinder seien gefährdet. Die Autoren fordern strengere Regulierungen und empfehlen, Plastik im Alltag – etwa beim Erhitzen von Speisen – zu vermeiden. Nach Angaben des Umweltbundesamtes reichen die bisherigen Erkenntnisse nicht aus, um konkrete Risiken durch Mikroplastik für die menschliche Gesundheit abschätzen zu können. Dennoch seien die Ergebnisse ausreichend, um von gesundheitlichen Schäden durch Mikroplastik auszugehen. Das Forscherteam unterstreicht, dass Kunststoffe in der Medizin unverzichtbar bleiben. Zu bemängeln sei jedoch ihr Einsatz dort, wo er vermeidbar sei.

Metaanalyse warnt: Dampfen ist keine harmlose Alternative

Eine Metaanalyse von 17 Studien zeigt ein signifikant erhöhtes COPD-Risiko bei aktuellem, gelegentlichem und ehemaligem E-Zigarettenkonsum. Das Risiko lag bei ehemaligen Nutzern um 76,6 %, bei aktuellen um 47,3 % und bei „jemals“-Nutzern um 38,8 % höher als bei Nichtnutzern. Auch nach Adjustierung für Tabakkonsum bleibt ein eigenständiger Effekt wahrscheinlich. Die Autoren betonen, dass E-Zigaretten keine harmlose Alternative darstellen und inhalative Schadstoffexposition grundsätzlich zu vermeiden ist. Prävention und Aufklärung, insbesondere bei jungen Erwachsenen, seien nach wie vor essenziell.

Kälte, Steifigkeit, Schmerz: Fachgesellschaft rät zu aktiver Prävention

Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) warnt zum Tag der älteren Generation (1. Oktober) vor „Wintersteifigkeit“ bei Gelenken und Muskeln, besonders bei Arthrose- und Rheuma-Patient:innen. Kälte, Nässe und Bewegungsmangel verschärften Beschwerden wie Morgensteifigkeit und Schmerzen. Regelmäßige Bewegung – etwa Spaziergänge, Gymnastik oder gelenkschonender Sport – sei die wirksamste Prävention. Wärmeanwendungen, passende Kleidung und gezieltes Aufwärmen könnten zusätzlich unterstützen. Bei plötzlichen oder anhaltenden Beschwerden empfiehlt die DGOU, ärztlichen Rat einzuholen, um ernsthafte Erkrankungen auszuschließen und gezielte Therapien einzuleiten.