Wochenrückblick: Pilotstudiengang für PTA und Neues zur Apothekenreform
PTA wird zu Apothekerin?: Brandenburgs Pilotstudiengang kommt ins Rollen. Außerdem: Lieferketten, Apothekenreform, ein Rezeptur-Tool und ein BGH-Urteil. Hier kommt dein Wochenrückblick.
PTA werden Apotheker? Brandenburg drückt aufs Tempo
In Brandenburg wird ein Pilotstudiengang diskutiert, mit dem sich PTA in zwei Jahren zum/zur Apotheker:in weiterqualifizieren könnten – Staatsexamina und Approbation blieben Pflicht. Ziel ist, den Fachkräftemangel zu entschärfen. Als Standort ist Cottbus im Gespräch, parallel liegt ein fertiges Konzept für Senftenberg auf Eis. Pluspunkt aus Sicht der Initiator:innen: interprofessionelle Lehre mit Medizinstudierenden, ohne dass neue Laborkapazitäten geschaffen werden müssten. Für PTA bedeutet das eine neue Perspektive, die direkt nach der PTA-Ausbildung möglich wäre, wenn sie politischen Rückenwind bekäme.
AMIRA fragt: Wie siehst du das? Wärst du dabei?
Abhängigkeit von China: Lieferketten bleiben Achillesferse
Für viele generische Wirkstoffe ist Europa stark auf China angewiesen: Rund 47 % der weltweiten Antibiotika-Produktionsstandorte liegen in China, 27 % in Indien, 23 % in Europa. Eine aktuelle Studie (für Pro Generika) zeigt: Bei über einem Drittel von 56 versorgungsrelevanten Wirkstoffe (APIs; Active Pharmaceutical Ingredients) wäre ein Ausfall chinesischer Lieferungen mittelfristig kaum kompensierbar. Für die Offizin heißt das: du solltet das Engpass-Monitoring ernst nehmen, die möglichen Alternativen kennen und eure Patient:innen dazu proaktiv beraten.
Apothekenreform: ALM schießt gegen Tests in Apotheken
Der Verband ALM e. V. (akkreditierte Labore) warnt vor Teilen der geplanten Apothekenreform – vor allem vor einer Ausweitung diagnostischer Tätigkeiten in Apotheken und gelockerter Werbung für In-vitro-Diagnostika. Ihr Argument: Qualität, ärztliche Verantwortung und Patientensicherheit dürften nicht unter die Räder kommen. Die Debatte läuft derzeit heiß – sollten Fragen von Patient:innen aufkommen, dann kannst du auf Zuständigkeiten, Qualitätssicherung und Beratungspflichten verweisen.
Rezeptur-Tool: Isotonisierung von Augentropfen einfacher
Neu vom DAC/NRF: eine Excel-Rechenhilfe für die Osmolalität/Isotonisierung wässriger Augentropfen. Sie nutzt die DAC-Anlage B (Gefrierpunktserniedrigung) und rechnet die nötige NaCl-Einwaage sowie eine Ziel-Osmolalität um. Praktisch für dich ist, dass auf diese Weise weniger Rechenfehler passieren können, und eine schnellere Plausibilitätsprüfung möglich wird – gerade bei Mehrstoff-Rezepturen.

istock/Andrey Nikitin
NRF 7.7: Herstellung jetzt mit Rivanol® möglich
Weiter geht‘s mit Rezepturnews: Ethacridinlactat-Monohydrat ist derzeit schwer zu beschaffen. Das DAC/NRF hat die Herstellung mit Rivanol® 1 g Pulver geprüft. Trotz enthaltenem Harnstoff blieb der pH nach sechs Wochen bei 5,84, was bedeutet, dass die alternative Herstellung damit möglich ist. Zugleich soll die NRF 7.7 in der Ergänzungslieferung 2025/2 entfallen. Details stehen im aktualisierten Rezepturhinweis Ethacridinlactat.
Lange Gesichter bei Doc Morris
Der Bundesgerichtshof hat im Streit um Rx-Boni und angebliche Umsatzausfälle drei von fünf DocMorris-Schadensersatzfällen endgültig abgewiesen und zwei zurück an das OLG Düsseldorf verwiesen. Damit ist ein Großteil der Millionenforderung vom Tisch. Die Apothekerkammer Nordrhein (AKNR) spricht von einem Teilerfolg und sieht Rückenwind für die Frage, ob der Versender die Vorgaben der deutschen „Länderliste“ tatsächlich erfüllt(e). Zugleich kritisiert die AKNR die Überwachungsdefizite bei grenzüberschreitenden Versendern. Auch die ABDA betont, dass die Klage in drei Punkten rechtskräftig gescheitert ist. Also: Der Fall ist nicht beendet, aber die Ausgangslage für hohe Ersatzansprüche hat sich deutlich verschlechtert.
Anhörung im BMG: viel Streitstoff, sachlicher Ton
Am 06.11.2025 wurde Zukunft gestaltet: In der Anhörung des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) zur Apothekenreform diskutierten die Verbände von 10 bis nach 15 Uhr – sachlich, mit ausreichend Redezeit für alle. Im Mittelpunkt standen die neuen Kompetenzen für Apotheken (Impfungen, Rx-Abgabe ohne Rezept, Tests, pDL). Auch die PTA-Vertretung wurde intensiv debattiert.Die Apotheker forderten erneut ein höheres Fixum, Kassen und Versender warben für Telepharmazie („Beratung aus dem Homeoffice“), der Großhandel für Skonto und Temperaturkontrollen. Vor Ort waren unter anderem Vertreter:innen von ABDA, ADEXA, ADKA, BVpta, BPhD und BVDVA.