Wenn der Bauch rebelliert

Verstopfung, Durchfall, Blähungen, Bauchschmerzen und Krämpfe gehören zu den typischen Symptomen des sogenannten Reizdarmsyndroms. Hierzulande leiden schätzungsweise 10 bis 20 % der Bevölkerung darunter. Was kann helfen?

Bei einem Reizdarmsyndrom (RDS) handelt es sich um eine funktionelle Störung des Verdauungstraktes, ohne nachweisbare organische Ursache. Betroffene werden oft als Hypochonder:in stigmatisiert, was zusätzlich belastend ist und sogar zu depressiven Verstimmungen führen kann.

Typische Symptome und Krankheitsformen

Bauchschmerzen und -beschwerden treten häufig zusammen mit Durchfall, Blähungen und Verstopfung auf – manchmal auch kombiniert. Je nach dominierendem Symptom unterscheidet man vier Typen: Durchfall-, Verstopfungs-, Blähungs- und Schmerztyp. Ein RDS ist nicht gefährlich, dennoch sollte eine ärztliche Abklärung erfolgen, um ernsthafte Erkrankungen wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa, Darmkrebs oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten auszuschließen.

Warum reagiert der Darm so empfindlich?

Die genauen Ursachen sind nicht bekannt. Häufig zeigen sich eine verstärkte Schmerzwahrnehmung (Hypersensitivität) und eine veränderte Darmbeweglichkeit. Ob Ursache oder Folge, ist unklar.
Weitere mögliche Faktoren:

  • Glutensensitivität (v. a. beim Durchfalltyp)
  • Überaktives Darmnervensystem (Darm-Hirn-Achse)
  • Bakterielle Infekte, veränderte Darmflora
  • Genetische Einflüsse und chronische Entzündungen

 

Das RDS ist kein rein psychisches Leiden, auch wenn es oft mit Stress, Angststörungen oder Depressionen einhergeht.

Therapie: Was hilft?

Heilbar ist RDS nicht, aber die Beschwerden lassen sich deutlich lindern. Da Auslöser und Symptome individuell variieren, gibt es keine Standardtherapie. Hilfreich ist ein Symptomtagebuch, um Muster zu erkennen. Die Behandlung kann Medikamente, Ernährungsanpassung, Entspannungstechniken und Psychotherapie umfassen.

  • Bei Durchfall: Kurzfristig Loperamid (max. zwei Tage ohne ärztliche Anweisung)
  • Bei Verstopfung: Ballaststoffreiche Ernährung, viel Flüssigkeit, ggf. Macrogol, Natriumpicosulfat oder Bisacodyl
  • Bei Schmerzen und Blähungen: Spasmolytika (z. B. Butylscopolamin in Buscopan®), Pfefferminzöl-Kapseln (z. B. Buscomint® bei Reizdarm, Sidroga® Colophyt), Präparate mit Pfefferminz- und Kümmelextrakt (Carmenthin®), Entschäumer wie Simeticon (sab simplex®, Lefax®)
  • Probiotika (z. B. Kijimea Reizdarm von Synformulas, Innoval RDS von Microbiotica, alflorex von Medice, Omnibiotic 10 von Institut Allergosan, Probio-Cult von Syxyl, etc.) können sowohl bei Durchfall als auch Verstopfung helfen.

 

FODMAPs bei Reizdarm – was steckt dahinter?

Ein wichtiger Ansatz in der Ernährungstherapie ist die FODMAP-arme Kost. FODMAP steht für „fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole“ – kurz gesagt: bestimmte Zuckerarten und Zuckeralkohole, die im Darm schlecht resorbiert werden. Sie kommen vor allem in Weizenprodukten, Hülsenfrüchten, bestimmten Obstsorten (z. B. Äpfel, Birnen), Milchprodukten und Süßungsmitteln vor.

Bei empfindlichen Personen können FODMAPs Blähungen, Schmerzen und Durchfall auslösen. Eine schrittweise Reduktion dieser Lebensmittel kann die Beschwerden deutlich verringern. Wichtig: Die Diät sollte nicht dauerhaft und idealerweise unter ernährungsmedizinischer Begleitung erfolgen, um Mangelernährung zu vermeiden. Hier findest du ein Beispiel für eine Low-FODMAP-Köstlichkeiten aus unsere Rubrik „Ernährung & Rezepte“.