Gereizt, gestresst, geschädigt

Viele Arzneimittel können den Magen-Darm-Trakt reizen und Beschwerden auslösen. Für Apothekenteams ist eine gezielte Beratung essenziell, um Risiken zu minimieren und die Therapie zu optimieren.

Welche Arzneimittel den Magen-Darm-Trakt belasten können

Gastrointestinale Nebenwirkungen zählen zu den häufigsten unerwünschten Arzneimittelwirkungen. Besonders betroffen ist die Magenschleimhaut, die durch verschiedene Wirkstoffe gereizt oder geschädigt werden kann. Zu den häufigsten Auslösern zählen:

  • Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAR) wie Ibuprofen, Diclofenac und Acetylsalicylsäure. Sie hemmen die Cyclooxygenase-1 (COX-1), was die Produktion von protektivem Schleim und Bicarbonat reduziert und die Schleimhautdurchblutung verringert. Dies kann zu Gastritis, Ulzera und Sodbrennen führen.
  • Antibiotika, beispielsweise Penicilline und Cephalosporine, können das Darmmikrobiom stören und zu einer antibiotika-assoziierten Diarrhoe (AAD) führen. In schweren Fällen kann Clostridioides difficile eine pseudomembranöse Kolitis verursachen.
  • Opioide wie Oxycodon oder Fentanyl binden an μ-Rezeptoren im Darm und hemmen die Darmmotilität, was zu chronischer Verstopfung führt.
  • Blutdrucksenker, allen voran Betablocker wie Propranolol und Metoprolol, können Oberbauchschmerzen und Übelkeit verursachen.
  • Ätherische Öle, insbesondere in verkapselter Form, führen bei empfindlichen Personen zu Oberbauchbeschwerden.
  • Antidiabetika wie Metformin sind bekannt für Blähungen und Flatulenzen, vor allem zu Beginn der Therapie.

 

Pathophysiologie der Beschwerden

Die magenschädigende Wirkung vieler Arzneimittel beruht auf direkten und indirekten Mechanismen. Dazu zählen die direkte Schleimhautreizung durch lokale Wirkung, wie sie beispielsweise bei nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) oder ätherischen Ölen auftritt, sowie die Beeinträchtigung der Schleimhautbarriere durch die Hemmung protektiver Faktoren. Auch die Störung des Mikrobioms durch Antibiotika, die zu Dysbiose und Durchfällen führen kann, sowie die Beeinträchtigung der Darmmotilität durch Opioide und Anticholinergika tragen zur gastrointestinalen Belastung bei.

Bildquelle: istock/mixetto

Diese Mechanismen können isoliert oder kombiniert auftreten und sind oft dosisabhängig. Besonders gefährdet sind ältere Menschen, Patient:innen mit Vorerkrankungen des Magen-Darm-Trakts und solche mit Polypharmazie.

Pharmazeutische Beratung: Prävention und Intervention

  • Apothekenteams spielen eine zentrale Rolle bei der Prävention und dem Management arzneimittelbedingter Magenbeschwerden. Wichtige Aspekte der Beratung sind:
  • Risikobewertung: Besteht eine Vorgeschichte mit Magenproblemen? Werden mehrere magenschädigende Medikamente kombiniert
  • Begleitmedikation: Bei NSAR-Einnahme sollte die zusätzliche Gabe von Protonenpumpenhemmern (PPI) wie Omeprazol oder Pantoprazol erwogen werden.
  • Einnahmehinweise: Eine Applikation zu oder nach den Mahlzeiten kann helfen, die Schleimhautreizung zu reduzieren. Es sollte individuell entschieden werden, ob dies pharmazeutisch sinnvoll und möglich ist. Die ABDA-Datenbank bzw. die Fachinformationen können bei der Entscheidungsfindung helfen.
  • Probiotika: Bei Antibiotikatherapie kann die Gabe von Probiotika helfen, das Mikrobiom zu stabilisieren.
  • Aufklärung über Nebenwirkungen: Patient:innen sollten über mögliche Beschwerden informiert werden, um frühzeitig reagieren zu können. Dabei ist eine sachgerechte und empathische Kommunikation von besonderer Bedeutung, um nicht Angst und Panik zu schüren.

 

Wann ärztliche Abklärung notwendig ist

Nicht alle Beschwerden lassen sich durch pharmazeutische Maßnahmen lindern. Apothekenteams sollten Patientinnen und Patienten zur ärztlichen Abklärung verweisen, wenn Blut im Stuhl oder Erbrochenem auftritt, starke und anhaltende Schmerzen bestehen, Fieber oder systemische Symptome hinzukommen oder chronische Beschwerden trotz Therapie fortbestehen.

Eine enge Zusammenarbeit mit Ärztinnen und Ärzten ist wichtig, um schwerwiegende Komplikationen wie Ulzera oder eine bakterielle Superinfektion frühzeitig zu erkennen und zu behandeln.