Süße Rinde mit medizinischem Potenzial

Zimt ist mehr als ein winterliches Gewürz: Seine Inhaltsstoffe zeigen pharmakologische Wirkungen, etwa auf den Blutzuckerspiegel. Wir beleuchten Zimt aus wissenschaftlicher Perspektive – von Küche bis Naturheilkunde.

Wenn sich in der Adventszeit der Duft von Zimtsternen und Glühwein verbreitet, rückt ein Gewürz in den Fokus, das nicht nur kulinarisch, sondern auch pharmakologisch interessant ist: Zimt. Die aromatische Rinde des Zimtbaums wird seit Jahrtausenden verwendet: in der Küche, in der traditionellen Medizin und zunehmend auch in der modernen Forschung. Für Apothekenteams lohnt sich ein genauer Blick auf die Inhaltsstoffe, Wirkmechanismen und potenzielle Einsatzgebiete.

Herkunft und Inhaltsstoffe: Was steckt im Zimt?

Zimt wird aus der getrockneten Rinde verschiedener Arten der Gattung Cinnamomum gewonnen. Die zwei wichtigsten Sorten sind:

  • Ceylon-Zimt (Cinnamomum verum): auch „echter Zimt“ genannt, mit feinem Aroma und geringem Cumaringehalt.
  • Cassia-Zimt (Cinnamomum cassia): kräftiger im Geschmack, aber mit deutlich höherem Cumaringehalt.

 

Die pharmakologisch relevanten Inhaltsstoffe umfassen:

  • Zimtaldehyd: Hauptverantwortlich für das typische Aroma, zeigt antimikrobielle und entzündungshemmende Eigenschaften.
  • Eugenol: wirkt leicht analgetisch und antiseptisch.
  • Cumarin: in hohen Dosen hepatotoxisch, daher bei Cassia-Zimt relevant für die Risikobewertung.
  • Polyphenole: antioxidativ wirksam, potenziell blutzuckerregulierend.

 

Die Zusammensetzung variiert je nach Herkunft, Verarbeitung und Zimtsorte. Für medizinische Anwendungen und auch generell ist Ceylon-Zimt aufgrund des geringeren Cumaringehalts vorzuziehen.

Zimt als Heilpflanze: Tradition und moderne Anwendungen

In der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) und der ayurvedischen Heilkunde wird Zimt seit Jahrhunderten eingesetzt, beispielsweise zur Förderung der Verdauung, Stärkung des Kreislaufs oder Behandlung von Erkältungssymptomen.

Moderne phytotherapeutische Anwendungen umfassen:

  • Verdauungsförderung durch die Anregung der Speichel- und Magensaftsekretion.
  • Antimikrobielle Wirkung gegen Bakterien und Pilze, insbesondere bei äußerlicher Anwendung.
  • Durchblutungsförderung, z.B. in wärmenden Salben oder Badezusätzen.

 

Zimt findet sich auch in Teemischungen, Tinkturen und Nahrungsergänzungsmitteln. Die Dosierung sollte stets unter Berücksichtigung des Cumaringehalts erfolgen.

Zimt und Blutzucker: Wissenschaftliche Einordnung

Zimt wird häufig als „natürlicher Blutzuckerregulator“ beworben. Studien zeigen, dass bestimmte Zimt-Extrakte die Insulinsensitivität verbessern und den Nüchternblutzucker senken können. Die Wirkmechanismen umfassen:

  • Verzögerung der Magenentleerung, was zu einem langsameren Anstieg des postprandialen Blutzuckers führt.
  • Aktivierung von Insulinrezeptoren durch Polyphenole, insbesondere MHCP (Methylhydroxychalconpolymer).
  • Beeinflussung von Glukosetransportern, etwa GLUT4 in Muskelzellen.

 

Bildquelle: istock/Tingting Ji

Allerdings ist die Studienlage heterogen. Meta-Analysen zeigen moderate Effekte bei Menschen mit Typ-2-Diabetes, machen jedoch keine einheitlichen Empfehlungen zur therapeutischen Anwendung. Die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) rät zur Vorsicht: Zimt kann unterstützend wirken, ersetzt aber keine medikamentöse Therapie.

In Apotheken sind Zimtpräparate als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich, meist mit standardisiertem Extrakt aus Ceylon-Zimt. Arzneimittel mit Zimt als Monosubstanz sind derzeit nicht zugelassen.

Richtig beraten zu Zimt

Für Apothekenteams ist die Beratung rund um Zimtprodukte besonders zur Weihnachtszeit gefragt. Dabei gilt:

  • Ceylon statt Cassia: bei regelmäßiger Einnahme sollte auf Ceylon-Zimt geachtet werden, um Cumarinbelastung zu vermeiden.
  • Dosierung beachten: therapeutisch relevante Mengen liegen bei ca. 1–3g Zimtpulver täglich, je nach Extrakt.
  • Wechselwirkungen prüfen: insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme von Antidiabetika oder Antikoagulanzien.
  • Wegen möglicher uterotoner Effekte sind Zimt-Präparate nicht für Schwangere empfohlen.

 

Fazit

Zimt-Präparate können eine sinnvolle Ergänzung sein, etwa zur Unterstützung des Blutzuckermanagements oder zur Förderung der Verdauung. Sie ersetzen aber keine medikamentöse Therapie. Beachtet werden sollten außerdem Dosierungsempfehlungen und mögliche Wechselwirkungen.