Rosacea: Die Haut als Spiegel der Seele und des Lebensstils?

Deine Kund:innen fragen dich um Rat: gerötete Gesichtshaut, sichtbare Pusteln und Äderchen. Bei dir sollten jetzt die Alarmglocken klingeln. Die Symptome deuten auf eine weit verbreitete Hauterkrankung hin: Rosacea.

Wie entsteht Rosacea?

Es gibt für diese Erkrankung nicht einen einzelnen Auslöser, es ist immer ein Zusammenspiel mehrerer Faktoren. Die Erkrankung verläuft meistens schubweise und tritt oft nach Situationen auf, die emotional belastend waren, nach einer Sonnenexposition, nach sportlicher Betätigung, starken Temperaturschwankungen wie etwa beim Saunabesuch, dem Genuss von Alkohol oder stark gewürzten Speisen. Diese Regulationsstörung der Gefäßversorgung ist chronisch entzündlicher Natur und teilweise auch erblich. Die fehlgeleitete Immunantwort kann symptomatisch, leider aber nicht kausal behandelt werden.

Symptome der Rosacea

Sie zeigt sich in einer charakteristischen Färbung der Gesichtshaut, und zwar sowohl einer persistierenden Rötung, als auch einem sogenannten „Flush“. Das ist eine plötzlich einsetzende Rötung die auch bei ansonsten gesunden Menschen bei emotionalem Stress auftritt. Dabei erweitern sich die Blutgefäße des Halses und der Gesichtsregion schlagartig, und das Blut kann besser in das Gewebe einströmen. Der Betroffene selbst nimmt dabei eine Temperaturerhöhung wahr. Er errötet. Bei von Rosacea betroffenen Menschen zeigen sich zusätzlich nicht nur Papeln und Pusteln trotz einer ansonsten eher trockenen, zur Schuppung neigenden Haut, sondern auch sogenannte Teleangiektasien. Das sind feinste Blutgefäße, die sich unter der Haut erweitern und ein sichtbares spinnennetzartiges Geflecht bilden.

Therapie-Ansätze für unterschiedlichste Ausprägungen

Bei der Rosacea kann sowohl eine topische als auch eine systemische Therapie oder eine Kombination der beiden zum Einsatz kommen. Metronidazol, welches antibiotisch und antiparasitär wirksam ist, ist heutzutage das am häufigsten angewendeten lokalen Medikament bei Rosacea. Der Wirkmechanismus ist noch nicht genau bekannt, es wird jedoch vermutet, dass es antiinflammatorisch, immunsuppresiv und antioxidativ wirkt. Da bei der Rosacea auch Hautparasiten, wie die Demodexmilbe eine gewisse Rolle spielen, kann auch die antiparasitäre Wirkung mitunter beteiligt sein. Als weitere lokale Wirkstoffe kommen die antibakterielle Azelainsäure, meist in Gelform, oder auch der topische Vasokonstriktor Brimonidin, ebenfalls als Gel, zum Einsatz. Ivermectin Creme wird vor allem bei stark entzündlichen Formen der Rosacea, mit dem Auftreten von Papeln und Pusteln verwendet.

Die häufig entstehenden Superinfektionen der Pusteln auf der Gesichtshaut werden mit topischen Antibiotika wie Clindamycin und Minocyclin, einem Tetracyclin, behandelt. Allerdings sollten Clindamycin sowie Tetracyclin wegen der Gefahr von Resistenzbildung möglichst nicht topisch angewendet werden. In der systemischen Therapie wird meist mit dem oralen Antibiotikum Doxycylin behandelt.

Während die Beteiligung von Helicobacter pylori-Bakterien bei der Rosazea kontrovers diskutiert wird, verdichtet sich die Evidenz für eine Beteiligung von einer Microbiota-Dysregulation im Gastrointestinaltrakt als Triggerfaktor für eine Subgruppe von Patienten mit Rosacea.

Grundsätzlich ist es sinnvoll, wie bei einer Allergie die Triggerfaktoren zu umgehen und sie nicht kumulieren zu lassen. Bei einem akuten Schub muss die Kundin darauf achten, nicht noch durch weitere negative Einflussfaktoren das Entzündungsgeschehen zu befeuern, damit es nicht zu den gefürchteten phymatösen Veränderungen der Gesichtshaut wie derber Haut an den vormals entzündeten Stellen oder der Ausbildung eines Rhinophyms – einer Knollennase – kommt. Die schubfreien Phasen sollten so lange wie möglich aufrechterhalten werden.

Schutz und sanfte Pflege der Haut im Fokus

  • Die Reinigung der Gesichtshaut sollte nur noch mit milden Syndets und nicht mehr mit Seifen erfolgen.
  • Empfiehl deinen Kund:innen medizinische Gesichtsreinigungsprodukte ohne Parfumstoffe, Alkohol und ohne Konservierungsstoffe.
  • Eine geeignete Gesichtspflege enthält wenig Fett und einen hohen Wasseranteil.
  • Alles was die Haut reizen kann – auch Peelings – dürfen nicht zum Einsatz kommen.
  • Achtung: Auch wenn die Haut entzündet ist, sind Kortisone hier kontraindiziert.
  • Sensibilisiere deine Kund:innen für die tägliche Verwendung einer Creme mit einem hohen UV-Schutz für das Gesicht.

Natriumbituminosulfonat als Langzeittherapie

Ein wichtiges OTC-Produkt, das du oral zur Erhaltungstherapie empfehlen kannst, enthält Natriumbituminosulfonat. Es wirkt antiseborrhoisch und antientzündlich, indem es die Enzyme des Arachidonsäure-Metabolismus und die Freisetzung von Prostaglandin und Leukotrien hemmt. Natriumbituminosulfonat eignet sich zur Langzeittherapie und sollte vor den Mahlzeiten eingenommen werden, darf aber nicht gleichzeitig mit Tetracyclinen zum Einsatz kommen.

Supplements und ärztliche Therapie-Empfehlungen

Auch die Kombination von Vitamin E und Beta-Carotin zur kurmäßigen Einnahme über 4-8 Wochen hat sich bei Rosacea bewährt. Um die Teleangiektasien zu behandeln gibt es verschiedene Möglichkeiten. Ein Arzt kann deiner Kundin hier weiterhelfen und ihr sagen, ob eine Kryo-, eine Sklero- oder eine Lasertherapie für sie in Frage kommt. Der Tipp für eine Patientenschulung beim Arzt zur Vermeidung von Triggerfaktoren kann ebenfalls hilfreich sein. So hast du deiner Kundin wertvolle direkte Therapiemöglichkeiten vorgestellt sowie Impulse zur ärztlichen Behandlung gegeben, falls ihr Hautbild langfristig beeinträchtigt sein sollte.