Krätze: So bohren sich Milben in die Haut

<p>Wenn eine Kunde oder eine Kundin über ein Brennen der Haut und einen unerträglichen Juckreiz klagt, der vor allem nachts schlimmer wird, sollten wir hellhörig werden. Denn es könnte Krätze sein. Ein Überblick.</p>

Krätze (lat. Scabies) ist eine ansteckende, parasitäre Hauterkrankung, die weltweit vorkommt und Menschen jeder Altersgruppe betrifft. Sie wird durch die Krätzmilbe (lat. Sarcoptes scabiei var. hominis) verursacht, die ein auf den Menschen spezialisierter Parasit ist und zu den Spinnentieren zählt. Die männlichen Tiere werden circa 0,21 bis 0,29 Millimeter, die weiblichen circa 0,3 bis 0,5 Millimeter groß.

Die Begattung findet auf der Hautoberfläche statt. Danach sterben die männlichen Milben; die befruchteten Weibchen penetrieren das Stratum corneum und graben tunnelförmige Gänge. Täglich bewegen sie sich circa 0,5 bis 5 Millimeter vorwärts. In diesen Gängen legen sie ihre Eier ab und scheiden Kotballen aus. Nach wenigen Tagen schlüpfen die Larven, die sich nach etwa zwei bis drei Wochen zu geschlechtsreifen Milben entwickeln. Die Inkubationszeit beträgt etwa zwei bis fünf Wochen. Danach treten die typischen Symptome auf, da erst nach dieser Zeit eine Abwehrreaktion im Körper beginnt.

Krätze: Das sind die Symptome

Vor allem bei Bettwärme kommt es zu starkem Brennen der Haut und Juckreiz als erste Krankheitszeichen. Bei Erwachsenen sind besonders die Stellen betroffen, die besonders gut durchblutet und damit warm sind sowie an denen die Haut dünn ist. Hierzu zählen beispielsweise die Zwischenräume von Fingern und Zehen, Handgelenke, Knöchel, Achseln, Brustwarzen und Genitalien. Bei Kindern und Säuglingen können hingegen auch der behaarte Kopf, das Gesicht sowie Hand- und Fußflächen charakteristisch sein.

Mittels Lupe oder Auflichtmikroskop sind feine, unregelmäßige dunkle Linien – die Milbengänge – unter der Haut zu erkennen. Auf der Haut bilden sich stecknadelkopfgroße Bläschen und Pusteln, die sich durch das häufige Kratzen eitrig entzünden können. Vor allem bei immungeschwächten Patient:innen kann es zu der gefürchteten Borkenkrätze (lat. Scabies crustosa oder norvegica) mit einer hohen Milbenzahl und starker Verkrustung der Haut kommen.

Wie kann man sich anstecken und wer ist gefährdet?

Krätze wird hauptsächlich von Mensch zu Mensch übertragen, vor allem bei länger andauerndem (länger als fünf bis zehn Minuten) Hautkontakt – zum Beispiel beim Spielen, Kuscheln, Schlafen in einem Bett oder Geschlechtsverkehr. Händeschütteln oder eine kurze Umarmung führen normalerweise nicht zu einer Ansteckung.

Milben, die Haustiere befallen, können auf den Menschen übergehen, sterben jedoch schnell ab. Auf Kleidung oder Gegenständen können Krätzmilben außerhalb des Wirts bis zu zwei Stunden überleben, eine Ansteckung über Bettwäsche, Decken Kleidung oder Polstermöbel ist eher selten – außer bei der Borkenkrätze.

Kinder, pflegebedürftige Senior:innen und immungeschwächte Menschen erkranken hauptsächlich in Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten oder Pflegeheimen. Auch das dort arbeitende Betreuungs- und Pflegepersonal ist gefährdet. Bei einem Ausbruch in einer solchen Einrichtung muss das zuständige Gesundheitsamt laut Infektionsschutzgesetz informiert werden.

Welche Medikamente werden bei Krätze verwendet?

Meist wird die Diagnose vom Arzt aufgrund der typischen Symptome und der eventuell gefundenen Milbengänge gestellt. Falls in der näheren Umgebung Krätze aufgetreten ist, bestätigt das die Diagnose. Die Krankheit wird mit Anti-Milben-Mitteln (Antiscabiosa) behandelt. Es gibt sie zum Auftragen auf die Haut oder zum Einnehmen. Die apothekenpflichtigen Wirkstoffe Crotamiton (z. B. in Crotamitex Salbe oder Gel (Gepepharm)) oder Benzoylbenzoat (z. B. in Antiscabiosum 25 % Emulsion für Erwachsene oder 10 % für Kinder (Strathmann)) werden aufgrund mangelnder Zuverlässigkeit, unzureichender Untersuchungen bzw. Brennen beim Auftragen eher selten empfohlen.

Meist verordnet der Arzt eine einmalige Behandlung mit einer rezeptpflichtigen Permethrin-Creme (z. B. Permethrin-Biomo Creme 5 % von biomo pharma). Dieser Wirkstoff ist für Kinder ab drei Monaten geeignet. Die Anwendungsempfehlungen (ausreichende Menge und achtstündige Einwirkzeit) müssen sorgfältig eingehalten werden, um Nebenwirkungen zu vermeiden.

Wenn diese Maßnahmen nicht ausreichen, kann Ivermectin zum Einnehmen gegeben werden. Die verschreibungspflichtigen Scabioral oder Driponin 3-mg-Tabletten (beide Infectopharm) werden abhängig vom Körpergewicht (Kinder ab 15 Kilogramm) als Einmaldosis gegeben. Zu Behandlungsbeginn kann sich der Juckreiz verschlimmern, er lässt aber schnell nach.

Ein weiterer wichtiger Faktor für den Behandlungserfolg ist das Waschen aller Textilien und Gegenstände, mit denen der Erkrankte länger Kontakt hatte, bei mindestens 60 Grad. Die Fingernägel müssen gekürzt und die Bereiche unter den Nägeln ausgebürstet werden. Die äußerlich anzuwendenden Medikamente wirken am besten, wenn sie nach einem Vollbad aufgetragen werden. Nach dem Abwaschen sollte die komplette Kleidung gewechselt werden.