Schmerzmittel im Vergleich: Ibuprofen vs. Paracetamol

Täglich werden in der Apotheke rezeptfreie Schmerzmittel quer durch alle Altersgruppen verlangt. Was können wir wann empfehlen? Im ersten Teil unserer OTC-Schmerzmittel-Serie klären wir über die gängigen Analgetika auf. Und stellen euch am Ende noch ein neues Präparat vor.

Wir kennen es aus unserem Berufsalltag: Sowohl die Mutter mit dem zahnenden Baby, der gestresste Manager, als auch eine Rentnerin, die sich bei der Gartenarbeit übernommen hat und jetzt jeden Knochen einzeln spürt. Alle haben gemeinsam, dass sie sich ein Schmerzmittel gegen die Beschwerden wünschen. Nach einem ausführlichen Beratungsgespräch können wir entscheiden, welches Arzneimittel am besten geeignet ist. Vorab wird geklärt, für wen und für welche Art von Schmerzen das Mittel sein soll. Wir müssen außerdem noch wissen, ob es Vorerkrankungen gibt und ob andere Medikamente eingenommen werden. Im folgenden Text sollen die beiden Wirkstoffe Ibuprofen und Paracetamol miteinander verglichen werden.

Wissenswertes zu Ibuprofen

Ibuprofen gehört zur Gruppe der nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) und hemmt im Körper die Cyclooxygenasen (COX) 1 und 2, sodass weniger entzündungsauslösende Gewebshormone, die sogenannten Prostaglandine, ausgeschüttet werden. Letztere sind an der Entstehung von Schmerzen und auch Fieber beteiligt. So erklärt sich die Wirkung bei leichten bis mäßig starken Schmerzen und Fieber. Zusätzlich hat Ibuprofen auch noch eine entzündungshemmende Wirkung. Erwachsene und Jugendliche ab 15 Jahren können beispielsweise 400mg Ibuprofen in der Selbstmedikation maximal dreimal täglich oral einnehmen. Ohne ärztliche Rücksprache sollte dies nicht länger als drei Tage getan werden.

Eine rektale oder dermale Anwendung im OTC-Bereich ist ebenfalls in altersgerechter Dosierung möglich.

Die Wirkung hält vier bis sechs Stunden an, der Wirkstoff wird über die Leber verstoffwechselt und anschließend über die Nieren ausgeschieden. Ibuprofen steht auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und eignet sich bei Kopf-, Regel- und Zahnschmerzen, Migräne sowie Schmerzen des Bewegungsapparates (Muskel- und Gelenkbeschwerden). Aufgrund der entzündungshemmenden und fiebersenkenden Wirkung zeigt es bei Erkältungen und grippalen Infekten ebenfalls eine gute Wirkung.

Da Ibuprofen auch die Magenschleimproduktion hemmt, können als Nebenwirkung häufig gastrointestinale Beschwerden wie Sodbrennen, Bauchschmerzen, Erbrechen, sowie Magen-Darm-Geschwüre entstehen. Auch Veränderungen des Blutbildes (Agranulozytose), Funktionsstörungen von Leber und Niere sowie Überempfindlichkeitsreaktionen können bei längerer Einnahme auftreten. Kontraindiziert ist der Wirkstoff folglich bei bestehenden Magen-Darm-Geschwüren, bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, bei Nieren- und Lebererkrankungen, bei Herzinsuffizienz und bei erhöhter Blutungsneigung. Allerdings kann Ibuprofen die kardioprotektive Wirkung von niedrigdosierter Acetylsalicylsäure antagonisieren, sodass eine zeitversetzte Einnahme zwingend notwendig ist.

Paracetamol

Paracetamol gehört zur Gruppe der nichtopioiden Analgetika. Obwohl der Arzneistoff bereits 1878 entdeckt wurde, ist der genaue Wirkmechanismus bis heute nicht abschließend geklärt. Bekannt ist, dass der schmerzstillende Effekt zu einem nicht unerheblichen Teil in Gehirn und Rückenmark stattfindet. Der Wirkstoff hat ebenfalls eine antipyretische, aber keine antiphlogistische Wirkung und wird bei leichten bis mäßig starken Schmerzen, wie Kopf-, Zahn-, Regel- und arthrosebedingten Gelenkschmerzen, Migräne und bei Fieber eingesetzt. Durch die Kombination mit Koffein erhöht sich die schmerzstillende Wirkung um das bis zu 1,7-fache, was wiederum eine Dosisreduktion von Paracetamol ermöglicht.

Paracetamol kann in der Selbstmedikation oral und rektal verabreicht werden. Die Dosierung erfolgt nach Indikation, Alter, Körpergewicht und Applikationsart. In der Regel werden oral 10 bis 15mg pro kg Körpergewicht als Einzeldosis gegeben. Die Gesamttagesdosis für einen Erwachsenen beträgt maximal 4000 mg (verteilt auf drei bis vier Einzeldosen mit 500 bis 1000mg).

Bereits seit 1977 steht Paracetamol ebenfalls auf der Liste der unentbehrlichen Arzneimittel der WHO.

Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch kommt es selten bis sehr selten zu Nebenwirkungen wie Veränderungen des Blutbildes, Analgetika-Asthma und Überempfindlichkeitsreaktionen. Im Falle einer Überdosierung entstehen jedoch schnell irreversible und lebensbedrohliche Leberschädigungen. Daher ist eine genaue, altersentsprechende Dosierung unerlässlich. Bei bereits vorgeschädigter Leber, Alkoholismus, Niereninsuffizienz oder bekannter Überempfindlichkeit ist Paracetamol absolut kontraindiziert.

Was können wir wann empfehlen?

Beide Arzneistoffe können in entsprechender Dosierung Kindern gegeben werden, Paracetamol bereits ab Geburt, Ibuprofen ab drei Monaten. Allerdings sollten Erziehungsberechtigte mit einem Säugling unter drei Monaten bei Schmerzen oder Fieber immer an eine/n Kinderärzt:in verwiesen werden. Oft empfehlen diese bei hohem Fieber die Gabe beider Substanzen im Wechsel, da eine bessere Wirkung erwartet und eine Überdosierung einer Substanz vermieden wird. Auch in Schwangerschaft und Stillzeit können beide Wirkstoffe gegeben werden, wobei Ibuprofen nicht im letzten Schwangerschaftsdrittel angewendet werden darf (vorzeitiger Verschluss des Ductus botalli bzw. Gefahr der Reduktion der Fruchtwassermenge). Als Mittel der Wahl gilt Paracetamol.

Welches Schmerzmittel für unseren Kunden, der gerade vor uns steht, das Richtige ist, hängt definitiv von der medizinischen Vorgeschichte (Kontraindikationen/Wechselwirkungen/Vorerkrankungen) und der Art des Schmerzes ab.

Neu: Paracetamol und Ibuprofen als Kombipräparat

Seit Jahresbeginn ist für Erwachsene ein Kombinationspräparat aus beiden Wirkstoffen erhältlich, das aus der Verschreibungspflicht entlassen wurde. Synofen® ratiopharm enthält 500 mg Paracetamol und 200 mg Ibuprofen. Gegen Schmerzen, die durch die alleinige Gabe eines Wirkstoffes nicht gelindert werden können, soll die Fixkombination aufgrund synergistischer Effekte bei niedrigerer Dosierung eine stärkere Wirkung zeigen. Durch die unterschiedlichen Wirkmechanismen ist mit weniger Nebenwirkungen als bei der Therapie mit Monopräparaten zu rechnen. Dennoch gibt es in manchen Studien Hinweise auf vermehrte gastrointestinale Nebenwirkungen, vor allem bei Älteren und Patient:innen mit vielen Vorerkrankungen. Hier ist definitiv Vorsicht geboten. Bei kurzzeitiger Einnahme gilt die Kombination bei Jüngeren ohne Komorbiditäten allerdings als sicher.