Wenn Nervenschmerzen nerven

In Deutschland sind circa fünf Millionen Menschen von neuropathischen Schmerzen betroffen, sie treten bei circa 35 Prozent aller chronischen Schmerzpatient:innen auf. Was macht diese Art von Schmerzen aus? Welche Mittel helfen?

Nervenschmerzen oder neuropathische Schmerzen entstehen als direkte Folge einer Schädigung von „Gefühlsfasern“ des Nervensystems. Es handelt sich um eine Aktivierung im Verlauf der Schmerzbahn, die von der geschädigten Stelle ausgeht und bis zum Gehirn reicht. Bei „normalen“ Rücken-, Kopf- oder Tumorschmerzen entstehen Schmerzen hingegen im Bereich der Nervenendigungen in den Geweben des Körpers. Hier sind die Nerven nur Übermittler der Schmerzen, bei neuropathischen Schmerzen hingegen, sind sie der Auslöser oder die Schmerzursache.

Wie äußern sich Nervenschmerzen?

Typisch sind anfallsartig einschießende, elektrisierende, stechende oder brennende Schmerzen sowie ein Kribbeln (Ameisenlaufen), auch eine Taubheit kann auftreten. Hier werden Berührungsreize in Fingern, Zehen oder Füßen gar nicht wahrgenommen. Auch Reize, die eigentlich keinen Schmerz auslösen, wie Streicheln oder eine Berührung, können von Betroffenen als schmerzhaft empfunden werden. Diese Überempfindlichkeit wird als Allodynie bezeichnet. Auch eine Hyperalgesie (verstärkte Schmerzempfindlichkeit nach schmerzauslösenden Reizen) wird häufig beschrieben.

Diese extremen Schmerzen können den Kopf, die Arme oder Beine sowie Hände oder Füße betreffen, je nachdem, ob ein Nerv (Mononeuropathie) oder mehrere Nerven (Polyneuropathie) betroffen sind.

Des Weiteren wird zwischen zentralen Neuropathien, die vom zentralen Nervensystem (ZNS), also Gehirn und Rückenmark ausgehen sowie peripheren Neuropathien (ausgehend vom peripheren Nervensystem, außerhalb vom ZNS) unterschieden.

Was sind die Ursachen?

Neuralgien haben vielfältige Ursachen, da auch die Schädigungen auf viele verschieden Arten erfolgen können. Nach Operationen oder Verletzungen zum Beispiel können geschädigte oder durchtrennte Nerven zu chronischen Neuralgien führen. Auch Verengungen oder Quetschungen können Nervenschmerzen auslösen, beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall, bei Rückenmarksstenosen, einem Karpaltunnelsyndrom in der Hand oder einer Trigeminusneuralgie. Auch Tumorerkrankungen können durch das Wachstum zu einer Einengung oder Quetschung von Nerven führen. Infektionen bzw. Entzündungen können zu einem bleibenden Dauerschmerz führen, z.B. bei einer Post-Zoster-Neuralgie nach einer Gürtelrose oder bei Multipler Sklerose.

Polyneuropathien können die Folge von Diabetes mellitus oder von Alkoholmissbrauch sein. Die Einnahme von bestimmten Medikamenten (z. B. Enalapril, Metronidazol, Cisplatin, Allopurinol, Thalidomid, etc.) kann ebenfalls zu Nervenschäden führen.

Wie können neuropathische Schmerzen behandelt werden?

Primär gilt es natürlich immer, wenn möglich, die auslösende Ursache zu behandeln, entweder medikamentös (z.B. Virustatikum bei Gürtelrose, medikamentöse Einstellung des Diabetes mellitus, etc.) oder durch chirurgische Maßnahmen (z. B. Bandscheiben-OP, Tumorentfernung oder Verödung gewisser Nerven). Ist dies nicht möglich, bzw. nach Chronifizierung des Schmerzes, werden zur Behandlung verschiedene Medikamente verordnet.

Die klassischen, nichtsteroidalen Antirheumatika (NSAR) wie ASS, Ibuprofen, Naproxen und Diclofenac werden zwar eingesetzt, sind aber meistens in ihrer Wirkung zu schwach. Daher werden stark wirksame Opioide wie Tramadol, Hydromorphon, Fentanyl, etc. bevorzugt verordnet. Diese wirken stark schmerzlindernd und unterdrücken die Weiterleitung und Verarbeitung von Schmerzreizen. Antikonvulsiva wie Gabapentin, Pregabalin oder Carbamazepin wirken krampflösend und vermindern die Erregbarkeit von Nerven. Die trizyklischen Antidepressiva Amitriptylin, Doxepin oder Imipramin wirken schmerzlindernd und verstärken ihrerseits auch die Wirkung von anderen Schmerzmitteln.

Selektive Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (z.B. Venlafaxin, Duloxetin, Milnacipran, etc.) können die Schmerzempfindlichkeit hemmen und wirken selbst schmerzlindernd. In manchen Fällen wird auch eine lokale Schmerztherapie mit Lidocain, Capsaicin oder Botulinumtoxin in Form von Pflastern, Salben oder Spritzen angewendet, z. B. Versatis oder Qutenza, beides Pflaster von der Firma Grünenthal. Auch verschiedene nichtmedikamentöse Therapien wie Physiotherapie, Akupunktur, Kältetherapie, transkutane elektrische Nervenstimulation (TENS) oder Psychotherapie werden oftmals ergänzend eingesetzt, um für die Betroffenen einen Weg zu finden, die starken Schmerzen zu lindern und ein Stück Lebensqualität zurück zu bekommen.

Kannst du Produkte empfehlen, mit denen sich die Therapie optimieren lässt?

Legt dir jemand Rezepte gegen Nervenschmerzen vor, solltest du fragen, ob dieser Kunde womöglich auch wegen Diabetes in Behandlung ist. Diabetiker gehören nämlich zur Risikogruppe für einen Vitamin B Mangel. Studien zeigten, dass die Konzentration an Vitamin B1 im Blutplasma von Diabetikern im Vergleich zu Gesunden um durchschnittlich 75 Prozent vermindert war. Grund ist, dass ein erhöhter Blutzuckerspiegel den Bedarf an Vitamin B1 steigert und gleichzeitig die Vitamin B1-Ausscheidung über den Urin erhöht ist. Zwar wird das Vitamin B1 mit der Nahrung aufgenommen, allerdings ist ein erhöhter Bedarf beim Diabetiker darüber nur schwer auszugleichen. Aber nicht nur Diabetiker sind betroffen, auch andere Patienten können einen Mangel an Vitamin B1 entwickeln: So führen Diuretika zur Bluthochdrucktherapie zu einer erhöhten Vitamin B1-Ausscheidung, und Protonenpumpenhemmer verhindern wegen des veränderen pH-Werts der Magensäure die Aufnahme dieser Vitamine. 

Nun ist Vitamin B1 aber in den Nervenzellen eine ausreichende Energiegewinnung zuständig. Ein Mangel kann folglich die Nerven schädigen oder ihre Funktion beeinträchtigen, was sich durch Schmerzen in den Beinen, Kribbeln, Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen äußern kann. Die Folge: Das Gangbild der Betroffenen ändert sich, sie stolpern schneller und können häufiger stürzen.

Deshalb sollte dein Rat zur Einnahme dieser B-Vitamine bei Kunden mit Neuropathien nicht fehlen, wenn diese an Diabetes leiden oder zusätzlich die oben genannten Medikamente einnehmen.