Seit 39 Jahren PKA: „Als PTA wird man mehr wertgeschätzt“

Pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte (PKA) sorgen für reibungslose Prozesse in der Apotheke. Doch die Arbeit hat sich über die Jahre sehr verändert. Ein Interview über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft.

Hallo Edith. Du hast deine Ausbildung als PKA im September 1982 in einer Apotheke im bayrischen Waldershof begonnen und bist seitdem in ein und derselben Apotheke tätig. Hast du nie mit dem Gedanken gespielt, in einer anderen Apotheke zu arbeiten?

Ich habe tatsächlich nie überlegt, die Apotheke zu wechseln. Warum auch? Wenn es gut läuft, warum soll ich denn wechseln? Vielleicht liegt es auch an meinem Alter, denn die Arbeitseinstellung der heutigen Generation unterscheidet sich sehr von meiner. Klar, auf der anderen Seite könnte man viele Betriebe sehen und viele andere Erfahrungen sammeln, vielleicht sogar mehr Vielfalt im Berufsalltag haben. Aber ich bin so zufrieden, wie es ist. Ich gehöre zum Inventar (lacht)!

Bei rund 40 Jahren Apothekenalltag hast du sicherlich schon viel erlebt. Was motiviert dich in der Apotheke zu arbeiten?

Der Kontakt mit den Kunden gefällt mir sehr gut, es wird nie langweilig! Ich habe zwei Kinder und habe nur in den Erziehungszeiten Pause gemacht. Ansonsten habe ich seit 1982 immer durchgearbeitet. Ich bin die Dienstälteste, alle anderen Kolleginnen sind jünger als ich. Aktuell erlebe ich den dritten Chef in der Apotheke.

Wie war es denn in der Vergangenheit als PKA zu arbeiten?

Früher habe ich auf jeden Fall sehr viel gelernt. Alle Medikamente, die bestellt werden mussten, habe ich als PKA auf einen Defektblock mit Anzahl, Packungsgröße und Name geschrieben und zweimal mündlich durchs Telefon an den Großhandel durchgegeben. Heute bestellt das Warenwirtschaftssystem im Computer alles automatisch und gleicht sogar die Bestellmenge an, falls dies im Voraus richtig eingestellt wurde. Die Bearbeitung der telefonischen Bestellung früher hat daher im Vergleich zu heute viel länger gedauert.

Damals haben wir außerdem die Verfalldaten jeder Packung halbjährlich kontrolliert. Ich muss dazu sagen, dass früher nicht alle Arzneimittelpackungen ein Verfalldatum hatten. Wir haben jede Schublade einzeln aufgezogen, die Ware entnommen, einen Blick drauf geworfen und ggf. aussortiert. Heute wird bereits bei der Anlieferung der Ware in der Apotheke das Verfalldatum bei der Warenkontrolle eigegeben bzw. mittlerweile sogar schon eingescannt. Somit kann man bei der Kontrolle der Verfalldaten einfach auf den Knopf drücken und die entsprechende Ware vom Lager nehmen.

Ich stelle fest, dass dieser Fortschritt für die Arbeit einer/s PKA in der Apotheke wirklich von Vorteil ist. Somit kann sich die/der PKA auch auf die anderen Aufgaben wie Telefonate mit Lieferanten, Dokumentationen, Schaufensterdekoration, Gespräche mit der Kundschaft und dem Außendienst gut konzentrieren.

Apropos Außendienst. Wer betreut ihn bei euch in der Apotheke und wer macht den Einkauf?

Die normale, tägliche Bestellung gebe ich durch. Die Menge der Ware entscheide ich nach meinem Ermessen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten. Den allgemeinen Wareneinkauf bespreche ich mit dem Chef und gebe auch meine Empfehlungen ab, die in der Regel berücksichtigt werden. Wenn sich der Außendienst angekündigt hat und in die Apotheke kommt, wird er von uns PKA in der Beratungsecke betreut. So stören wir auch die Kolleginnen am HV-Tisch nicht.

Warum wolltest du PKA werden?

Tatsächlich war es mehr Zufall als eigene Planung. Mein Vater ist früh verstorben, meine Mutter stand dann mit drei Kindern alleine da. Meine Tante war damals die Reinigungskraft in der Apotheke. Eines Tages sagte sie mir: „Edith, mein Chef sucht einen Lehrling. Bewirb dich, das ist doch bestimmt was für dich!“. Ich stand dem Ganzen positiv gegenüber und auch meine Mutter fand den Vorschlag ihrer Schwester gut. Da hatte ich mich entschieden, PKA zu werden. Nach dem Bewerbungsgespräch wurde ich dann auch sofort eingestellt. So bin ich dann zur Stelle gekommen, ohne dass sie überhaupt ausgeschrieben war.

Einige Chefinnen und Chefs sparen an den PKA und beauftragen die PTA die anfallenden Aufgaben erledigen, obwohl sie nicht über das nötige pharmazeutisch-kaufmännisches Wissen verfügen. Wie stehst du dazu? Braucht das Berufsbild der PKA mehr Aufmerksamkeit?

Ich kann es nicht nachvollziehen, warum an PKA eingespart wird. Denn ohne uns läuft nichts in der Apotheke! Das war schon früher so und hat sich bis heute nicht geändert. Ich denke, dass auch künftig PKA gebraucht werden. Die PKA leisten die ganze Vorarbeit. Wir bestellen die Ware, räumen sie ein und optimieren das Lager. Ohne uns könnten PTA und Apotheker die Produkte gar nicht abgeben. Doch unser Beruf wird nicht so wertgeschätzt wie der der PTA. Meiner Meinung nach liegt es daran, dass die/der PTA auch Zusatzempfehlungen bei der pharmazeutischen Beratung ausspricht und diese dann auch verkauft. Deshalb steht die/der PTA im Fokus der Pharmaindustrie. Doch was viele vergessen: Die/der PTA spricht die Zusatzempfehlungen aus, die von uns und dem Chef vorher als wirtschaftlich eingestuft und eingekauft wurden. Der Kunde will ja meistens diese Zusatzempfehlung direkt mitnehmen und nicht erst bestellen lassen. Die PKA spielt daher eine ganz wichtige Rolle in der Apotheke, als PTA wird man aber leider mehr wertgeschätzt.

Was würdest du dir wünschen?

Das wir insgesamt mehr wertgeschätzt werden, vor allem von der Pharmaindustrie, der Apothekerkammer und auch sonstigen Agenturen im Gesundheits- und Pharmamarkt. Denn oftmals gibt es ein sehr großes Angebot für PTA, zum Beispiel im Bereich der Fortbildungen, als PKA geht man häufig leer aus. Wir als PKA müssen aber auch am Ball bleiben und uns fortbilden. Die wenigen Angebote, die es gibt, müssen wir uns dann auch noch selbst raussuchen. Wir haben außerdem keine berufsständische Vertretung, an die wir uns bei Fragen wenden könnten. Die Einrichtung einer solchen Institution wäre aber wünschenswert. Was mir aber noch sehr wichtig ist: eine bessere Bezahlung. Das Gehalt der Angestellten in den Apotheken ist im Vergleich zu anderen Branchen sehr niedrig. Die vielen Aufgaben und die Verantwortung in unserem Berufsalltag stehen in keinem Verhältnis zur Honorierung. Es wäre schön, wenn ich die Gehaltserhöhung im Tarifvertrag noch erleben könnte.

Vielen Dank für das Interview, liebe Edith!