Rx-Beratung: Resistenzen, Neben- und Wechselwirkungen von Antibiotika mit anderen Arzneimitteln
Mit dem zweiten Teil unseres Repetitoriums zur Rx-Beratung frischen wir dein Wissen zu Resistenzen und Neben- sowie Wechselwirkungen von Antibiotika mit anderen Wirkstoffen auf. Bist du fit für die nächste Beratung?
Resistenzen gegen Antibiotika und verfügbare Reserveantibiotika
Nicht alle Antibiotika wirken gleichermaßen effektiv auf alle Erregertypen. Das bakterizide Cefixim, das zur Gruppe der Beta-Laktam-Antibiotika gehört und ein Cephalosporin der 3. Generation darstellt, wirkt zwar allgemein sehr gut gegen gramnegative und grampositive Bakterien, ist jedoch gegen Enterokokken nicht wirksam. Auch Staphylokokken sind resistent gegen Cefixim und aus diesem Grund kontraindiziert. Je nachdem gegen welche Erreger ein Antibiotikum wirkt, gehört es zu den Breit- oder zu den Schmalspektrum-Antibiotika. Die Wahl des passenden Antibiotikums ist somit nicht gerade einfach. Zudem sollten sie aufgrund der Gefahr von sich entwickelnden Resistenzen – also einem Wirkverlust der Substanzen aufgrund erfolgter Anpassungsprozesse der Mikroorganismen – grundsätzlich nur sparsam eingesetzt werden. Der sogenannten MRSA (Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus) ist auf diese Weise aufgrund des breiten Antibiotikaeinsatzes entstanden und ein großes Problem insbesondere in Kliniken oder Heimen. Manche Antibiotika gelten aus diesem Grund auch als sogenannte „Reserveantibiotika“, beispielsweise das Glykopeptid-Antiinfektivum Vancomycin. Es wird nur in seltenen und notwendigen Fällen verordnet, damit man im Notfall noch auf ein Antibiotikum zurückgreifen kann, gegen das sich noch kaum Resistenzen entwickelt haben.
Antibiotika: Unerwünschte Nebenwirkungen
Bei deiner Beratung solltest du dem Kunden immer erklären, dass das verordnete Antibiotikum nicht nur gegen krankmachende Erreger, sondern auch gegen nützliche Bakterien wirkt. Unsere natürliche, also physiologische Flora – das sogenannte Mikrobiom – befindet sich auf der Haut und den Schleimhäuten wie dem Darm, dem Mund- und Rachenraum und auf den Genitalschleimhäuten. Grundsätzlich gilt daher für den Einsatz von Antibiotika, dass sie so oft wie notwendig, aber auch so selten wie möglich verordnet werden sollten. Aufgrund dieser Wirkweise, die nicht zwischen guten und schlechten Bakterien unterscheidet, erklären sich auch alle Nebenwirkungen wie verschiedene Magen-Darm-Beschwerden (Durchfall, Bauchschmerzen, Blähungen und Übelkeit) oder auch Pilz-Infektionen in Mund-, Rachen- und Intimbereich. Die schützende Abwehr durch die körpereigene Bakterienflora ist gestört, daher treten verschiedene Reaktionen und Irritationen der Haut wie Rötungen und Juckreiz auf.
Nebenwirkungen und Wechselwirkungen von Cephalosporinen und Gyrasehemmern
Speziell die Cephalosporine lösen häufiger nicht nur leichtere Hautirritationen aus, sondern sogar Nesselfieber oder starken Juckreiz aufgrund einer allergischen Reaktion des Körpers. Das betreffende Medikament sollte dann umgehend abgesetzt werden und der Arzt darüber in Kenntnis gesetzt werden, damit die Allergie in die Patientenakte, gegebenenfalls auch in einen Allergiepass eingetragen werden kann. Bei der Einnahme von Cephalosporinen können zudem auch Blutbildveränderungen oder Nierenschäden auftreten, speziell dann, wenn noch andere Arzneimittel eingenommen werden, die ebenfalls die Nieren schädigen können.
Gyrasehemmer erfahren einen Wirkverlust bei gleichzeitiger Einnahme von mineralischen Antazida und H2-Rezeptor-Antagonisten. Sie verstärken zudem die blutverdünnende Wirkung von Warfarin und erhöhen die Krampfbereitschaft, besonders dann, wenn gleichzeitig NSAR (außer Acetylsalicylsäure) eingenommen werden. Zusätzlich wurde eine Sensibilisierung gegen UV-Licht sowie auch Sehnenschäden beobachtet. Die Gefahr einer solchen Sehnenschädigung lässt sich mit der Einnahme von Magnesium in zeitlichem Abstand von vier bis sechs Stunden verringern. Gyrasehemmer sollten nicht mit Milch oder Milchprodukten und Mineralstoffpräparaten oder Mineralwässern gemeinsam eingenommen werden. Ein Abstand von zwei Stunden ist hier sinnvoll. Sollte ein Kribbeln oder Taubheitsgefühle auftreten, sind die Gyrasehemmer sofort abzusetzen, da sie periphere Neuropathien auslösen können.
Wechselwirkungen von Tetracyclinen, Makrolidantibiotika und weiteren Antibiotika
Besonders wichtig ist es auch, bei Frauen im gebärfähigen Alter zu erwähnen, dass die Wirkung hormoneller Kontrazeptiva während der Dauer der Anwendung von Penicillinen herabgesetzt ist. Die Verhütung ist also nicht mehr sicher, so dass bei einem Geschlechtsverkehr zusätzliche Maßnahmen (z.B. Kondome oder Diaphragma) eingesetzt werden müssen, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Aber auch andere Antibiotikaklassen bergen die Gefahr einer unsicheren Verhütung, wenn beispielsweise die „Pille“ zu früh nach ihrer Einnahme durch einen antibiotikaassoziierten Durchfall wieder ausgeschieden wird.
Ähnlich wie bei den oben bereits behandelten Gyrasehemmern ist es auch bei Tetracyclinen unerlässlich darauf hinzuweisen, dass die Einnahme nicht zusammen mit Milch- oder Milchprodukten erfolgen darf. Zu Antacida und Mineralstoffpräparaten muss ein Einnahmeabstand von zwei Stunden eingehalten werden, da sie ansonsten schwerlösliche Komplexe bilden können und auf diese Weise nicht mehr wirken können. Mit Calcium können Tetracycline Ablagerungen in den Zähnen bilden. Auch hier ist ein ungeschützter Aufenthalt in der Sonne gefährlich und die Wirkung von hormonellen Kontrazeptiva ist abgeschwächt. Da der Vitamin C-Spiegel unter der Einnahme von Tetracyclinen signifikant abfallen kann, solltest du deinen Kunden ein entsprechendes Präparat zur Einnahme nahelegen.
Metronidazol hat ein schwach kanzerogenes Potential und sollte daher nicht zu lange oder zu häufig angewendet werden. Bei der Einnahme von Antibiotika sollte grundsätzlich auf das Trinken von Alkohol verzichtet werden. Besonders wichtig ist es jedoch, dass du dies deinen Kund:innen noch einmal in Erinnerung rufst, wenn er Metronidazol einnimmt, denn sonst kann eine starke Übelkeit mit Erbrechen die Folge sein, da das Enzym Alkoholdehydrogenase durch Metronidazol gehemmt wird, welches für den Abbau von Ethanol im Körper zuständig ist.
Makrolidantibiotika haben allgemein ein hohes Potential für Interaktionen und haben nicht nur Wechselwirkungen mit Theophyllin, Herzglykosiden und Antikoagulanzien: Sie können auch die Leber schädigen. Hier ist ein besonders genauer Abgleich mit anderen Medikamenten notwendig.
Sulfonamide können die Nieren schädigen und Blutbildveränderungen hervorrufen. Die gleichzeitige Einnahme mit Sufonylharnstoffen, Cumarinen oder der „Pille“ führen zu Wechselwirkungen und Wirkabschwächungen. Hier ist es besonders wichtig, dass du deine Patient:innen darauf hinweist, dass sie während der Einnahme genügend Flüssigkeit zu sich nehmen müssen.
Weitere Einnahmeempfehlungen bei der Beratung zu Antibiotika
Die durch den Arzt vorgeschriebene Therapiedauer und die Einnahmezeitpunkte sollten bei Antibiotika unbedingt eingehalten werden, damit die Wirkung optimal ist und die Nebenwirkungen, beziehungsweise auch die Resistenzentwicklung, sich in Grenzen halten. Es ist sinnvoll, wenn du deine Kund:innen fragst, ob sie ihnen bekannt sind und sie trotzdem zur Sicherheit noch einmal auf die Packung schreibst. Zusätzlich sollten übrig gebliebene Antibiotikareste am besten immer direkt im Hausmüll entsorgt werden. Sind sie abgelaufen, müssen sie mit dem Tag des Ablaufdatums auf jeden Fall entsorgt werden.
Während der Dauer einer Antibiotika-Therapie sollten starke sportliche Aktivitäten ruhen um dem Körper Entspannung und eine Auszeit zu gönnen, damit er sich schneller wieder regenerieren kann. Hier ist es besonders wichtig, dass genügend Flüssigkeit aufgenommen wird.
Wie du weißt, können einige Antibiotika mit Mineralstoffen Komplexe bilden. Bitte weise deine Patient:innen darauf hin, dass sie die Medikamente am besten mit normalem Leitungswasser einnehmen und auch Kindersäfte nicht mit Mineralwasser hergestellt werden dürfen. Auch Orangensäfte sind häufig mit Calcium angereichert.
Bekannt ist ebenfalls, dass die Einnahme von Antibiotika verheerende Auswirkungen auf die Darmflora haben kann. Du solltest deinen Kunden daher während und nach jeder Antibiotika-Therapie die Einnahme von Probiotika empfehlen.