Impfungen bei Kindern: Fakten und Beratungswissen
Impfungen retten Leben – vielleicht sogar mehr, als uns bewusst ist. Was kannst du Eltern zu den Impfungen ihrer Kinder mit auf den Weg geben und was hilft ihnen dabei, die richtigen Entscheidungen zu treffen?
Noch heute sterben jedes Jahr etwa 1,5 Millionen Kinder an Krankheiten, gegen die man sie hätte impfen können – davon mehr als jedes vierte Kind unter fünf Jahren. Das sind Zahlen, die betroffen machen, denn vielen sogenannten “Kinderkrankheiten” ist bei uns der Schrecken schon lange durch die Impfungen genommen worden. Das macht leichtsinnig, so dass so mancher inzwischen den Sinn der Impfung selbst hinterfragt, denn man hat hierzulande einfach keine Erfahrungen mehr mit sterbenden Kindern durch Masern, Diphterie oder Keuchhusten gemacht. Auf der Liste der Top-Ten der globalen Gesundheitsgefahren steht daher inzwischen auch die Impfverweigerung.
Was die Impfungen von Kindern angeht steht Deutschland zum Glück bislang sehr gut da, denn etwa 95 % aller Erstklässler sind grundgeimpft, wenn sie das Schulalter erreicht haben. Das Masernschutzgesetz verlangt beispielsweise, dass alle Kinder, die eine Gemeinschaftseinrichtung wie einen Hort, einen Kindergarten oder eine Schule besuchen, gegen Masern geimpft sind. Trotzdem hinterfragen die Eltern vor jeder Impfung aufs Neue den Sinn dahinter und auch die Nebenwirkungen, die eine solche Impfung mit sich bringen kann. Das ist legitim und man sollte sie umfassend aufklären, um ihnen ihre Ängste zu nehmen. Die Apotheke ist hier neben dem Kinderarzt eine wichtige Adresse, an die sich die Eltern wenden können.
Kinder bis zum 12. Lebensjahr sollten neben der gesetzlich vorgeschriebenen Masernimpfung noch mehr Impfungen erhalten.
Empfohlen durch die Ständige Impfkommission (STIKO) sind die Impfungen gegen folgende Krankheiten:
- Diphtherie
- FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis), besonders in Hochrisikogebieten
- Saisonale Grippe (Influenza)
- Hepatitis B
- Hib (Haemophilus influenzae B): Bakterien, die tödlich verlaufende Hirnhaut- und Kehldeckelentzündungen hervorrufen können
- HPV (Humane Papillomaviren): Viren, die Gebärmutterhalskrebs auslösen können)
- Keuchhusten (Pertussis)
- Meningokokken (Bakterien, die eine Hirnhautentzündung hervorrufen können)
- Pneumokokken (Bakterien, die für bis zu 50% aller Lungenentzündungen verantwortlich sind)
- Poliomyelitis (Kinderlähmung)
- Rotaviren (häufigster Erreger von Magen-Darm Infektionen bei Säuglingen und Kleinkindern)
- Tetanus (Wundstarrkrampf)
Impfserie: U4, U6 und Impfungen ab dem Schulalter
Die Impfserie beginnt sechs Wochen nach der Geburt mit der ersten Impfung gegen Rotaviren und geht nach ca. neun Wochen bei der sogenannten “U4” beim Kinderarzt weiter. Der Säugling erhält dann eine Sechsfachimpfung gegen Diphtherie, Hepatitis B, Hib, Kinderlähmung und Wundstarrkrampf, die Pneumokokkenimpfung und die Impfung gegen Keuchhusten.
Eine Woche später erfolgt die zweite, und wiederum sechs Wochen später die dritte und letzte Impfung gegen Rotaviren. Ist das Kind vier Monate alt bekommt es die zweite Sechsfach- und die zweite Pneumokokkenimpfung, sowie die zweite Impfung gegen Keuchhusten. Mit elf Monaten erhält es die dritte Sechsfachimpfung und Pneumokokkenimpfung sowie die erste Impfung gegen Masern/Mumps/Röteln, außerdem die erste Impfung gegen Varizellen (Windpocken) und die dritte Impfung gegen Keuchhusten.
Bei der “U6” mit einem Jahr geht es mit einer einmaligen Impfung gegen Meningokokken C und je nach Risikogebiet mit der ersten Impfung gegen FSME weiter. Diese wird nach ein bis drei Monaten aufgefrischt, die dritte Impfung erfolgt je nach verwendetem Impfstoff nach 5 bis 12 bzw. 9 bis 12 Monaten. Ist das Kind 15 Monate alt, bekommt es dann die zweite Impfung gegen Masern/Mumps/Röteln und die zweite Impfung gegen Windpocken. Dann haben Kind und Eltern erst einmal eine Weile Ruhe vor der Nadel, denn die Auffrischimpfungen gegen Diphtherie, Wundstarrkrampf und Keuchhusten bekommt das Kind erst nach dem 5.-6. Lebensjahr, und dann wieder zwischen 9 und 16 Jahren. Mädchen und Jungen im Alter zwischen 9 und 14 Jahren können außerdem die Impfung gegen HP-Viren (Gebärmutterhalskrebs) erhalten. Ungeimpft infizieren sich schätzungsweise bis zu 90 % der sexuell aktiven Mädchen und Frauen.
Beratung in der Apotheke bei Impfskepsis
Man sieht an der langen Liste, dass es erstaunlich viele Erkrankungen gibt, die potentiell lebensgefährlich sind, gegen die man sich und seine Kinder jedoch durch Impfungen schützen kann. Trotzdem haben viele Menschen Bedenken, ihren Kindern so viele Spritzen verabreichen zu lassen. Hier ist es fehl am Platz, sich über die Sorgen zu mokieren oder sie herunterzuspielen. Du solltest dir die Zeit nehmen, geduldig zuzuhören und empathisch zu verstehen geben, dass du nachvollziehen kannst, dass die Gesundheit des Kindes für seine Eltern immer oberste Priorität hat. Versichere besorgten Eltern, dass die Impfstoffe alle über viele Jahre geprüft sind und dass Krankheiten, gegen die man impfen sollte, ernste Komplikationen oder gar den Tod des Kindes verursachen könnten. Erkläre ihnen, dass bislang auch keinerlei Belege darauf hinweisen, dass das Immunsystem eines gesunden Kindes von der gleichzeitigen Verabreichung mehrerer Impfstoffe auf einmal geschädigt wird. Du solltest sie über mögliche Nebenwirkungen wie Schmerzen und Rötungen an der Einstichstelle oder auftretende erhöhte Temperaturen aber ebenso informieren und ihnen gleich eine Abhilfe dafür an die Hand geben. So fühlen Eltern sich in der Apotheke gut und umfassend beraten.
Hilfe aus der Apotheke bei Impfbeschwerden
Gegen Schwellungen, Rötungen und Schmerzen hilft ein Kühlpack, den man besser aus dem Kühlschrank als aus dem Eisfach nimmt. Er sollte nicht länger als 10 Minuten am Stück auf die schmerzende Einstichstelle gedrückt werden. Das kann man mehrfach am Tag wiederholen. Der Arm sollte in den ersten Tagen nach der Impfung auch nicht zu stark belastet werden. Gegen Fieber, das bei manchen Kindern nach einer Impfung auftreten kann, sollten die Eltern sich vorsorglich mit Paracetamol (z.B. Benuron® Zäpfchen von bene-arzneimittel GmbH in einer altersgerechten Dosierung) oder Ibuprofen (z.B. Nurofen® Saft von Reckitt Benckiser Deutschland GmbH) für die Hausapotheke bevorraten. Bei manchen Kindern tritt besonders nach der MMR-Impfung etwa eine Woche später ein leichter Hautausschlag auf. Das ist nicht weiter besorgniserregend, der Körper empfindet die Masernerkrankung nur in stark abgeschwächter Form nach, man spricht hier von den sogenannten "Impf-Masern", die auch nicht ansteckend sind. Die Haut kann hier mit einer beruhigenden Lotion gepflegt werden (z.B. mit Eubos Hautruhe Cremegel).