Compliance - ein unterschätztes Problem

Was bedeutet eigentlich Compliance für dich in der Beratung in der Apotheke? Wir geben dir ein paar Anregungen, wie du das Thema zum Nutzen deiner Patientinnen und Patienten behandeln solltest.

Unter Compliance versteht man das richtige „Befolgen“ der Therapie – also zum Beispiel, die verschriebenen Medikamente richtig anzuwenden oder einzunehmen. Heute sprechen wir zwar lieber von Adhärenz, aber eigentlich bedeutet es dasselbe. Auch der Begriff der Concordance bezeichnet im übertragenden Sinn die Therapietreue eines Patienten.

Aber gleich, welchen Begriff wir verwenden, es geht immer um diese beiden Punkte:

  • die sogenannte Ausführungsqualität
  • und die Persistenz.

Dabei meint die Ausführungsqualität, wie gut sich der Patient an das Dosierungsschema hält, das er von seinem Arzt oder seiner Ärztin erhalten hat. Die Persistenz beschreibt die Dauer der Therapietreue.

Die Compliance kann man durch unterschiedliche Methoden überprüfen:

  • das Überprüfen der Tablettenanzahl der verordneten Medikamente mit der Einnahmevorschrift und der sich daraus ergebenen Menge der Tabletten, die auch wirklich eingenommen wurden,
  • das Auswerten von Patiententagebüchern,
  • durch elektronische Beobachtungssysteme (MEMS, Medication Event Monitoring System), wie sie inzwischen ebenfalls angeboten werden,
  • die Verwendung von Blistersystemen (auch für den Hausgebrauch z.B. durch GoEcoblister, die gleichzeitig als Arzneikalender nutzbar sind),
  • das Erstellen eines Medikamentenprofils.

Ratsam ist es, das Erstellen des Medikamentenprofils weitaus häufiger anzubieten, als die jährlich einmalige Überprüfung durch den Interaktionscheck innerhalb der Pharmazeutischen Dienstleistung. So zeigen wir unseren Kunden ein wirkliches Interesse an ihrer Gesundheit, vermitteln Wertschätzung und signalisieren unsere pharmazeutische Expertise. Dadurch bauen wir ein noch enges Vertrauensverhältnis auf. Aber seien wir ehrlich: Die Realität sieht oft anders aus. Oder fragt ihr eure Kunden gezielt, wie und wann oder ob er bzw. sie überhaupt noch das verordnete Medikament einnehmen?

Gründe für eine „Untreue“ gibt es viele.

Zum Beispiel die arzneimittelbedingten Gründe, wie schlechter Geschmack der Tropfen, des Safts, unangenehmer Geruch oder, gerade beim geriatrischen Patienten, Schwierigkeiten bei der Applikation oder Handhabung des Arzneimittels. Gerade älteren Patienten fehlt oft die erforderliche Kraft in den Fingern, um z.B. eine Snapfit Tablette (Tablette mit Bruchkerbe, die ich nur durch Druck von oben mit dem Daumen teilbar ist) zu teilen. Hinzukommt, dass die nachlassende Sehkraft ein Problem bei der Applikation zum Beispiel von Augentropfen darstellt und somit eine große Herausforderung für den geriatrischen Patienten ist.

Fragt ihr hier gezielt nach? Zeigt dem Kunden, wie es geht oder lasst euch die Anwendung einmal vorführen!

Auch die fehlende Überzeugung von Nutzen oder Wirksamkeit sowie das Eintreten von Nebenwirkungen, ehe die beabsichtigte Hauptwirkung des Präparates (vor allem bei Antidepressiva immer aufklären über Wirkungseintritt und mögliche Nebenwirkungen!) beim Patienten spürbar ist, führen zur Non-Compliance.

Alte Menschen haben oft physische Compliance-Probleme

Zur Verunsicherung des Patienten und somit zur Verminderung der Einnahme oder gar zum Weglassen des Medikamentes führt mitunter auch die fehlende Interview- oder Beratungsfähigkeit des Heilberuflers, gerade bei geriatrischen Patienten. Auch wir sollten durch verständliche, korrekte und deutliche Abgabehinweise zum Erfolg der Therapie beitragen. Gerade wenn euren Kunden Medikamente neu verordnet worden sind, solltet ihr sie über Applikation und Wirkungsweise verständlich aufklären.

Weitere Gründe, die zur Untreue bei der Medikamenteneinnahme führen, können schlichtweg Vergesslichkeit, Überforderung oder eigenmächtige „Auslassversuche“ sein. Hinzu kann in vielen Fällen eine Sprachbarriere treten – hier ist eine zwar klare, aber gleichzeitig sensible Ansprache nötig.

AMIRA fragt: Wie geht ihr aktiv mit dem Thema „Compliance“ mit euren Kunden um? Wie schafft ihr es, euren Kunden bei diesem Thema nicht vor den Kopf zu stoßen?