Was haben Marshmallows und Eibisch gemeinsam?

Wusstest du, dass die ersten Marshmallows aus dem Saft der Wurzeln des Echten Eibischs (Althaea officinalis) gewonnen wurden? Genutzt wurde dabei die Funktion der Schleimstoffe, die uns auch heute noch zugutekommt. 

Der Echte Eibisch gehört zur Familie der Malvengewächse (Malvaceae). Man findet ihn in den Steppenzonen Südrusslands und Kasachstans und in Südeuropa vom Balkan über Italien bis zur Iberischen Halbinsel. Dort zeigt die bis zu 1,50 Meter hochwachsende krautige Pflanze ihre weißen Blüten von Juli bis in den August.

Eibisch: Etymologie und Verwendung

Der botanische Name „Althaea“ lässt sich vom griechischen Wort „álthein“ ableiten, das so viel wie „heilen“ bedeutet. Im Volksmund wird der Eibisch auch „Heilwurz“ oder „Schleimwurzel“ genannt, was uns den ersten Hinweis zu seiner Wirkung gibt. Im Englischen ist die Eibisch-Pflanze übrigens unter dem Namen marsh-mallow (Sumpf-Malve) bekannt. Hintergrund ist, dass die ersten Marshmallows aus einem Eibischteig, der aus dem Saft der Eibischwurzel zubereitet wurde, hergestellt wurde. Dieser klebrige Wurzelsaft wurde früher auch als Klebstoff benutzt, als Gummi arabicum noch unbekannt war.

Inhaltsstoffe des Echten Eibisches

Die wichtigsten Inhaltsstoffe des Echten Eibisch sind vor allem seine Schleimstoffe, die durch Auflösung und Verschleimung der pflanzlichen Zellmembranen entstehen. Hauptsächlich kommen diese Substanzen in den Wurzeln vor. Sie bestehen aus Kohlenhydratverbindungen und sind wasserlöslich. Zusätzlich finden sich in der Pflanze unter anderem Pektine, Mono- und Disaccharide, Flavonoide, Phytosterole, Kaffeesäure, Cumarine, Tannine und Aminosäuren.

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Anwendungsgebiete und Wirkungen

Die zur Blütezeit im Juli bis August gesammelten und getrockneten Blüten (Althaeae flos) und Laubblätter (Althaeae folium) sowie die getrocknete Wurzel (Althaeae radix) werden phytotherapeutisch genutzt. Die Schleimstoffe aus der Wurzel und den Blättern wirken reizlindernd und können bei Reizhusten sowie Entzündungen im Mund- und Rachenraum eingesetzt werden. Aus den Wurzeln des Arznei-Eibischs kann außerdem ein reizlindernder Hustensirup oder der sogenannte Schneckensaft hergestellt werden.

Die schleimhauschützende Wirkung zeigt sich auch bei leichten Entzündungen der Magenschleimhaut. Durch die oberflächenabdichtende Wirkung der Schleimstoffe heilen Entzündungen und Reizungen dort in der Regel schneller ab und Schmerzen werden ebenfalls gelindert. Außerdem werden dem Eibisch immunstabilisierende und entzündungshemmende Eigenschaften zugeschrieben.

EMA bestätigt Indikationen des Eibisches

Die traditionellen Indikationen als reizlinderndes Arzneimittel bei Entzündungen des Mund- und Rachenraums, zur Minderung des Hustenreizes und bei leichten Entzündungen im Magen-Darm-Bereich werden vom Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) bestätigt. Die Monografie zur Eibischwurzel kannst du hier nachlesen.

Vorteile und Besonderheiten der Heilpflanze

Viele pflanzliche Schleime verlieren ihre Viskosität bei stärkerer Hitzeeinwirkung. Daher ist die optimale Wirkung in der Regel nur bei einem Kaltwasseraufguss zu erzielen. Dies ist beim Eibisch nicht der Fall. Durchaus kann dieser heiß aufgegossen und als Tee getrunken werden, ohne an Wirkung einzubüßen. Untersuchungen zeigen, dass die physikalischen Bedingungen den langkettigen Kohlenhydraten nicht schaden.

Bei einer Kombination von der Eibischwurzel mit anderen pflanzlichen Wirkstoffen (beispielsweise in einer Hustenmischung) ist es empfehlenswert vorab nachzulesen, wie die Mischung hergestellt werden soll. Manchmal genügt beispielsweise ein Kaltwasserauszug nämlich nicht, um auch die anderen relevanten Inhaltsstoffe auszulösen. In diesem Fall setzt man die ganze Mischung zunächst kalt an, gießt dann das Mazerat ab und übergießt die Mischung nochmals mit heißem, frisch abgekochtem Wasser. Später können die beiden Flüssigkeiten miteinander gemischt werden.

Gut zu wissen: Schleimdrogen wie Eibisch, Floh- und Leinsamen sowie Isländisch Moos können die Absorption von Arzneistoffen hemmen. Deshalb sollte sicherheitshalber ein Einnahmeabstand von zwei Stunden zu Medikamenten eingehalten werden.