Warm, feucht, wohlig: Wickel mit Wirkung

Auf Grund ihrer wohltuenden Wirkung sind Wickel ein seit langer Zeit bewährtes Hilfsmittel zur Heilung und Stärkung des Körpers. Aber was wickelt man wie ein und wogegen helfen Wickel? Gibt es da etwas in der Apotheke? Hier erfährst du, worauf es bei Wickeln ankommt.

Bei Fieber bekam wahrscheinlich jeder schon einmal den berühmten Wadenwickel „verpasst“. Aber auch bei anderen Erkrankungen und Beschwerden können Wickel zum Einsatz kommen. Schauen wir uns dieses Hilfsmittel mal genauer an.

Was ist ein Wickel?

Für einen Wickel werden ein oder mehrere Tücher zirkulär um den Körper (Ganzkörperwickel) oder ein Körperteil (Teilwickel) angelegt. Diese Tücher werden mit einer temperierten, kalten oder warmen, Flüssigkeit getränkt oder mit einer Paste bestrichen. In der Regel werden auch Auflagen, Kompressen oder Umschläge aus Tüchern zu den Wickeln gezählt. Bekannte Beispiele sind Kneipp-Wickel, Kataplasmen (Brei- oder Pastenumschläge), Peloide (Umschläge aus z. B. Moor, Heilerde oder Lehm) und Prießnitzwickel. 

Meist sind Wickel aus mehreren Lagen zusammengesetzt. Das sogenannte Innentuch ist üblicherweise mit der Wirksubstanz getränkt oder präpariert und besteht gewöhnlich aus saugfähigem Leinen. Es liegt direkt auf dem Körper oder Körperteil auf. Ein Zwischentuch aus Baumwolle kann ein „Auslaufen“ verhindern, ist aber kein Muss. Die letzten Lagen bildet das Außentuch. Es kann aus Flanell, Baumwolle oder Wolle bestehen und dient der Fixierung des Innentuches sowie der Erwärmung.

Sehr wichtig ist, dass der oder die Behandelte während der Einwirkzeit ruht und sich entspannt, vielleicht sogar in Form eines kurzen Schlafs. Nur so kann der Körper die empfangenen Wirkreize verarbeiten.

Welche Wirkung hat ein Wickel und worauf ist zu achten?

In der physikalischen Therapie dienen Wickel dazu, einen Reiz zu setzen und damit die Durchblutung der Haut anzuregen, was wiederum das Stoffwechselgeschehen in diesem Gebiet beeinflusst. So werden auch Wirkstoffe über die Haut in den Körper gebracht. Daneben haben Wickel allgemein einen psychogenen Effekt, da die Behandelten Aufmerksamkeit erhalten, sich geborgen fühlen und zur Ruhe kommen.

Prinzipiell sind warme oder kalte Wickel nur anzuwenden, wenn sie nicht als unangenehm empfunden werden. Sonst sind sie unverzüglich zu entfernen. Daher sollten auch Kinder immer beaufsichtigt werden. Feuchte Wickel sollten immer gut anliegen, damit keine Verdunstungskälte entsteht.

Kalte Wickel dürfen nur dort angelegt werden, wo der Körper auch warm ist. Wenn jemand Schüttelfrost hat und friert, dürfen keine kalten Wickel angewendet werden. Bei akuten Entzündungen sind warme oder auch wärmestauende Wickel absolut kontraindiziert. Auch das Abdecken mit Folie oder wasserundurchlässigem Material kann zu einem gefährlichen Hitzestau führen.

Bekannte Wickel und ihre Anwendungsgebiete

Retterpitz® Wickel werden mit einer 1:1-Mischung aus Wasser und Retterpitz® Äußerlich (von der Firma Retterspitz) getränkt. Dieser enthält eine Mischung aus ätherischen Ölen, Säuren, Arnikatinktur, Alaun, medizinischer Seife und denaturiertem Hühnerei. Diese Wickel haben eine durchblutungsfördernde, entzündungshemmende, abschwellende und schmerzlindernde Wirkung. Sie werden angewendet bei Sportverletzungen, Prellungen, Quetschungen, nach Operationen, bei Brustentzündungen, bei Erkältungen und Fieber, bei Hauterkrankungen, Schwellungen und Insektenstichen, etc.

Zwiebelwickel werden bei Ohrenschmerzen eingesetzt. Eine feingehackte Zwiebel wird in ein Säckchen oder Tuch gefüllt, über Wasserdampf erwärmt und dann auf das schmerzende Ohr gelegt und mit einem Tuch oder einer Mütze fixiert. Die Dämpfe wirken schleimlösend und antibakteriell. Auch bei Halsschmerzen können Zwiebelwickel eingesetzt werden.

Kalte Zitronenwickel helfen bei Halsschmerzen. Dazu wird eine Bio-Zitrone mehrfach eingestochen, in Scheiben geschnitten und in ein Baumwolltuch gewickelt, das um den Hals gelegt wird. Der Wickel wird für circa eine Stunde getragen, sollte aber erneuert werden, wenn das Innentuch körperwarm ist. Auf die gleiche Weise kann ein warmer Kartoffelwickel (aus warmen, gekochten Kartoffeln) oder ein kühler Quarkwickel Halsschmerzen und Schluckbeschwerden wirkungsvoll lindern. Letzterer kann auch bei Sportverletzungen, Schwellungen, Brustentzündungen oder Bronchitis helfen.

Der klassische Wadenwickel bei Fieber wird entweder mit lauwarmem Wasser (circa 10 Grad Celcius unter der Körpertemperatur des Kranken) oder einer Essig-Wasser Mischung gemacht. Vom Knöchel bis zur Kniekehle reichend, bewirken sie eine milde Fiebersenkung. Wie bereits erwähnt, dürfen bei Schüttelfrost und kalten Füßen keine Wadenwickel angewendet werden!

Mit Lavendelöl, Kamillensud oder Melissenaufguss kann ein beruhigender Bauchwickel gemacht werden. Um das getränkte Innentuch wird das Außentuch um den Leib gewickelt und eine Wärmflasche daraufgelegt. Bauchschmerzen können dadurch gelindert werden. Eine andere Möglichkeit ist eine trockene, warme Kompresse mit Fenchel- oder Kümmelöl. Dazu werden auf ein trockenes Tuch die Öle geträufelt, ein Außentuch darübergelegt und zusätzlich eine Wärmflasche oder ein Heizkissen darüber.

Wickel mit hautreizenden Substanzen wie Ingwer, Meerrettich oder Senfsamen fördern im behandelten Areal die Durchblutung. Bei Sinusitis befreit ein Meerrettichwickel die Nase und wirkt zusätzlich entzündungshemmend und antibakteriell. Dazu wird ein Stück frische Meerrettichwurzel in ein Tuch eingeschlagen und für zehn Minuten in den Nacken gelegt. Ein Senfwickel hingegen wirkt bei rheumatischen und arthrotischen Gelenkerkrankungen, sollte aber nur kurz (circa 15 Minuten) und nicht zu häufig (an max. fünf aufeinanderfolgenden Tagen) angewendet werden. Dazu wird aus Senfmehl und Wasser ein Brei gekocht, in ein Tuch eingeschlagen und auf die Haut gelegt. Es muss darauf geachtet werden, dass die Substanz keinen direkten Hautkontakt hat.

Bei Husten und Bronchitis wird häufig bei Kindern ein warmer Bienenwachswickel eingesetzt, der reizlindernd und schleimlösend wirkt. Dazu wird eine Bienenwachsplatte sanft erwärmt und direkt auf die Brust gelegt. Mit einem engen Unterhemd oder einem Außentuch kann diese fixiert werden. Obenauf sollte ein Wärmekissen liegen. Grundsätzlich sind der Phantasie beim „Wickeln“ keine Grenzen gesetzt. Wichtig sind die verschiedenen Schichten und die Einwirk- und Ruhezeiten.

 Was gibt es in der Apotheke?

Grundsätzlich eignen sich haushaltsübliche Geschirr- oder Handtücher für Wickel, aber einige „Zutaten“ gibt es in der Apotheke, beispielsweise verschiedene Retterspitz®-Produkte. Neben ätherischen Ölen oder Teedrogen werden aber auch fertige Wickelsets angeboten. Sowohl von der Firma Retterspitz als auch von der Bahnhofs Apotheke in Kempten und der Allgäuer Wickel & Co. Manufaktur gibt es fertige Sets für die unterschiedlichsten Körperteile (vom Leibwickel in mehreren Größen über Strümpfe bis hin zur Kopfhaube). Sie beinhalten normalerweise Innentuch, Zwischentuch und/oder Außentuch, in das meist eine Fixiervorrichtung (meist Klettverschluss) integriert ist. Auch Bienenwachsplatten können über die Apotheke bestellt bzw. von dieser vertrieben werden. Andere Zutaten wie Zitronen, Quark, Meerrettich, Ingwer oder Essig gibt es im nächsten Supermarkt.

AMIRA fragt: Wie ist es bei euch: Habt ihr Wickelzutaten bzw. Zubehör im Angebot? Wäre es angesichts des Wunsches vieler Kunden nach Nachhaltigkeit sinnvoll, diese Produkte stärker herauszustellen und zu empfehlen? Oder regt ihr deren Gebrauch schon fleißig an?