Wochenrückblick: ABDA in der Kritik – „Eher eine Druckerei als eine Standesvertretung“

Während die Apotheken auf eine Korrektur des Lieferengpass-Gesetzes hoffen, ist die ABDA damit beschäftigt, ihre ungewöhnliche Eskalationsstrategie umzusetzen. Dies und mehr lest ihr in unserem Wochenrückblick.

Streit mit der Politik: ABDA lässt nicht locker

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) gibt im politischen Streit um das Lieferengpass-Gesetz nicht nach und setzt die eigene, teils ungewöhnliche Kommunikationsstrategie weiter nach und nach um. 

Die Abgeordneten des Bundestages erhielten am Mittwoch nämlich ein Großmailing der ABDA über ihre Hauspost. Das Format dürfte sofort aufgefallen sein, weil es ungewöhnlich groß ist. Schließlich wurde ein DIN-A2-Format (aufgeklappt DIN A1) verschickt.

Im Zuge der politischen Eskalationsstrategie der ABDA (wir berichteten in den letzten Wochen) werden die Politikerinnen und Politiker mit dem Großmailing daran erinnert, dass sie den Entwurf zum Lieferengpassgesetz (ALBVVG) auf dem parlamentarischen Weg korrigieren müssen. In dieser Form könne das Gesetz weder die Lieferengpass-Krise lösen und somit die Versorgung der Patientinnen und Patienten verbessern noch die Apotheken als wichtige Anlaufstelle für Gesundheitsfragen stärken. „Helfen Sie mit, eine Katastrophe zu verhindern! Argumentieren Sie in Ihrer Fraktion für eine angemessene Honorierung der Apotheken, um die wohnortnahe Arzneimittelversorgung in Deutschland zu erhalten“, so der deutliche Appell in dem Großmailing.

Der riesige Flyer ist ein weiterer Baustein der Kommunikationsmaßnahmen im Rahmen der politischen Eskalation. Seit der vergangenen Woche ist ein Plakatmotiv öffentlich, in dem die ABDA die Apothekenpolitik der Ampel-Koalition kritisiert. Schon zuvor wurden Argumentationshilfen über die ABDA-Mitgliedsorganisationen verteilt, mit deren Hilfe die Apothekenteams die Forderungen der Apothekerschaft erklären können. Die ABDA verspricht: Bis in den Sommer dieses Jahres hinein sollen die Aktionen „zunehmend heftiger“ werden.

An der Form gibt es allerdings auch Kritik in manchen Apothekerkreisen. Auf Social media mutmaßte ein User mit Verweis auf die jüngste Großmailing- und Plakat-Aktion bissig, dass es sich bei der ABDA wohl eher um eine „Druckerei“ als um eine Standesvertretung handele.

Protesttag in Schleswig-Holstein „voller Erfolg“

An diesem Sonntag finden in Schleswig-Holstein Kommunalwahlen statt. Dies nahm der im Bundesland ansässige Apothekerverband AVSH gemeinsam mit der Ärztegenossenschaft Nord am Dienstag mit einem Protesttag zum Anlass, auf die missliche Lage der Vor-Ort-Apotheken aufmerksam zu machen. Unterstützung gab es dafür auch von der ABDA.

Trotz vereinzelter Kritik an der kurzfristigen Planung und Umsetzung zog der Verband ein positives Fazit. Geschäftsführer Georg Zwenke zufolge sei nicht nur das Interesse vonseiten der Medien sei groß gewesen, auch die Politik habe man erreicht. „Wir sind sogar von Bundestagsabgeordneten aus Schleswig-Holstein angesprochen worden, die sich jetzt mit uns an einen Tisch setzen und über die Zukunft der Präsenzapotheken sprechen wollen“, berichtete er gegenüber der DAZ. Insgesamt sei die Aktion „ein voller Erfolg“ gewesen. Auch von Kundenseite habe es viel Verständnis gegeben.

Den Apotheken stand die Teilnahme an der Aktion frei, auch konnten sie frei entscheiden, wie ihr Protest aussehen sollte. Es sei „bunt, kreativ und vielfältig“ gewesen, so Zwenke. Wie hoch die Beteiligung war, lasse sich nicht sagen.

Der Vorsitzende des Apothekerverbands Schleswig-Holstein, Hans-Günter Lund, fordert von der Politik bessere Rahmenbedingungen für die Apotheken. Lund sagte im Rahmen des Protesttages gegenüber dem NDR: „Vielen Kollegen steht das Wasser bis zum Hals. Wir haben in diesem Jahr schon 17 Kollegen verloren, die schon geschlossen haben oder schließen werden.“ Das sei für ein kleines Land wie Schleswig-Holstein eine sehr hohe Zahl. Lund forderte: „Wenn nicht jetzt ganz dringend oder schnell oder innerhalb dieses Jahres nachhaltig etwas passiert oder sich eine Perspektive ergibt, wenn da die Rahmenbedingungen nicht stimmen, dann werden diese Apotheken auch nicht übernommen werden.“ 

Anwendungsänderung bei Donepezil AAA Filmtabletten

Bei Donepezil AAA 5-/10 mg Filmtabletten der Firma AAA Pharma GmbH gibt es eine wichtige Neuigkeit: Es gibt eine Änderung in der Anwendungsart. Das teilte der Hersteller in dieser Woche mit. Demnach könne bei Schlafstörungen einschließlich abnormer Träume, Albträumen oder Schlaflosigkeit die morgendliche Einnahme Donepezil AAA Filmtabletten in Erwägung gezogen werden. Die Tabletten sind indiziert zur symptomatischen Behandlung der leichten bis mittelschweren Alzheimer-Demenz. 

Kein Genusscannabis in Apotheken

Seit einigen Monaten wird in der Ampel über ein mögliches Cannabisgesetz gesprochen, nun liegt ein erster Entwurf vor. Aus Sicht der Apotheken ist interessant, dass diese außen vor sind, wenn es um die Abgabe von Genusscannabis geht. Laut DAZ.online heißt es in der Begründung des Cannabisgesetz-Entwurfs dazu, dass Apotheken nicht berechtigt seien, die Erlaubnis zur Abgabe zu beantragen. Cannabis zu medizinischen Zwecken hingegen soll künftig nicht mehr dem Anwendungsbereich des Betäubungsmittelgesetzes unterfallen. Dafür sei im Entwurf ein eigenes Kapitel vorgesehen, in dem es um Medizinalcannabis geht, das pflanzlichen Ursprungs ist, sowie synthetisch hergestellte Cannabinoide.

Wie DAZ.online weiter berichtet, enthält das Kapitel Regelungen rund um die Verschreibung, die Erlaubnis zur Einfuhr und Ausfuhr, den Anbau und seine Überwachung. Klargestellt werde auch: Medizinalcannabis für den Endverbrauch dürfe auch weiterhin nur auf ärztliche Verschreibung und nur in Apotheken abgegeben werden. Im Rahmen des Betriebs einer öffentlichen Apotheke oder einer Krankenhausapotheke dürfe das Cannabis aus einem staatlich kontrollierten Anbau zu medizinischen Zwecken auch erlaubnisfrei ein- und ausgeführt werden. 

Gutachten: Apotheken tun zu wenig für den Klimaschutz

Die unabhängige und gemeinnützige Stiftung Viamedica kommt zu dem Ergebnis, dass Apotheken zu wenig für den Klimaschutz tun. Das geht aus ihrem Gutachten „Ressourceneffizienz, Klimaschutz und ökologische Nachhaltigkeit im Gesundheitswesen – Eine Bestandsaufnahme“ hervor. Hindernis seien insbesondere der Mangel an zeitlichen und personellen Ressourcen aus. Zudem gebe es einen zu hohen Zeit- und Kostenaufwand.

Für eine Verbesserung der Situation empfiehlt die Stiftung, das Thema ökologische Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz bei der Apothekenleitung zu verankern und konkrete Ziele festzulegen. Sinnvoll sei es, beim Thema Energie gegebenenfalls externe Hilfe zu holen, Verantwortliche für Umweltschutz und ökologische Nachhaltigkeit zu benennen und die Nachhaltigkeitsmaßnahmen auch in das Qualitätsmanagement zu integrieren. Die Verfasser des Gutachtens schlagen außerdem vor, das Thema Nachhaltigkeit in die Ausbildung und in das Studium zu implementieren.

Das „hohe Vertrauen in Apotheken“ könne dazu genutzt werden, eine klimasensible Kundenberatung mit Informationen zur richtigen Entsorgung von Medikamenten sowie eine klimasensible Gesundheitsberatung (Hitzeanpassung bei der Medikation, Beratung zu klimafreundlichem Verhalten, das auch die Gesundheit fördert) anzubieten. Eine Checkliste für niedrigschwellige Maßnahmen speziell für Apotheken hat übrigens die Initiative „Pharmacists for future“ veröffentlicht.