Wochenrückblick: Unterstützung für Protesttag, Rote-Hand-Brief und Jahrbuch-Zahlen
Alle Achtung: Streik angesagt! Nächsten Mittwoch steht der bundesweite Protesttag der Apotheken an. Hier erhältst du sämtliche weitere Infos zu notdiensthabenden Apotheken, Gründen, der derzeitiger Lage und vielem mehr. Außerdem mit dabei: Konkrete Zahlen zu Lieferengpäsen, Impfungen und Honoraren sowie dem Rote-Hand-Brief zu fluorchinolonhaltigen Antibiotika.
Bundesweiter Protesttag: Hohe Auslastung der Notdienst-Apotheken positiv nutzen und über Gründe des Protests überall aufklären
Kommenden Mittwoch steht der bundesweite Protesttag der Apotheken an. Die Teilnahmebereitschaft der Verbände ist hoch. Ziel sei es, einzig die notdiensthabenden Apotheken geöffnet zu halten.
Trotz sämtlicher Aufklärung und Vorwarnung über den bevorstehenden Protesttag, wird es vermutlich zu hoher Auslastung der Notdienst-Apotheken kommen. Kammern und Verbände appellieren daher an die Apothekenteams, Wartezeiten an diesem Tag sinnvoll zu nutzen und diese über Gründe des Protests zu informieren und niemanden gegen sich aufzubringen.
Auch empfehlen sie, das bereitgestellte Kampagnenmaterial zu nutzen, welches man unter www.apothekenkampagne.de findet. Ebenfalls sollen Social-Media-Plattformen fleißig genutzt und mit #apothekenprotest gefüttert werden.
Seit gestern ist eine eigene Seite der ABDA zum Protesttag mit Auflistung aller regionalen Aktionen der Mitgliedsorganisationen in den einzelnen Bundesländern online.
Christiansen fordert auf zur Beteiligung am Protesttag
Apothekenkammern dürfen nicht zu Schließungen am 14. Juni aufrufen. Dr. Kai Christiansen, Präsident der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, hat jedoch seinen eigenen Umweg gefunden: Er rief als „Kollege und Inhaber zweier Landapotheken“ dazu auf, sich am Protesttag zu beteiligen. Er und seine Mitarbeiter:innen würden dies ebenfalls tun.
Dies sei unumgänglich, um die dramatische Lage hervorzuheben und um gegen die fehlerhafte Politik, die Apotheken und Patient:innen durch zu extremes Sparen an allen Ecken und Enden bezüglich Vergütung und Versorgung das Leben erschwere, vorzugehen.
Rote-Hand-Brief zu fluorchinolonhaltigen Antibiotika
Achtung, Achtung, wichtige Mitteilung: Systematisch und inhalativ angewendete fluorchinolonhaltige Antibiotika werden laut aktueller Studiendaten vermutlich außerhalb empfohlener Anwendungsgebiete verschrieben.
Diese können allerdings schwere, langanhaltende, irreversible Nebenwirkungen hervorrufen und sollten daher nur für zugelassene Indikationen bei keinen alternativen therapeutischen Optionen sowie unter sorgfältiger Abwägung und Absprache mit Patient:innen verschrieben werden.
Daher hier nochmal der Hinweis: Zu den Fluorchinolonen gehören Ciprofloxacin, Delafloxacin, Levofloxacin, Moxifloxacin, Norfloxacin und Ofloxacin und sollten NICHT verschrieben werden, wenn:
- Patient:innen zuvor schwere Nebenwirkungen mit einem dieser Antibiotika hatten
- Lediglich nicht schwere oder selbstlimitierende Infektionen vorliegen (z.B. Pharyngitis)
- Leichte bis mittelschwere Infektionen vorliegen, außer andere Antibiotika, welche zur Behandlung normalerweise eingesetzt werden würden, sind ungeeignet
- Nicht-bakterielle Infektionen (z.B. nichtbakterielle chronische Prostatis) vorliegen
- Sie einzig zur Prävention von Reisediarrhoe oder revidierenden Infektionen der unteren Harnwege dienen sollen
„Apotheken kaputtsparen? Mit uns nicht!“
Die Apothekerschaft muss am kommenden Mittwoch ihre Forderungen nach fairer Vergütung, Bürokratieabbau und dem Ende von Nullretaxationen unter Beweis stellen. Bundesweit rufen die Apothekerverbände dazu auf, die Betriebe am 14. Juni geschlossen zu halten. Auch andere Organisationen der Branche unterstützen den Protest.
Jetzt beteiligt sich auch der Pharmagroßhändler Kehr: Das Unternehmen zeigt seine Unterstützung für die Apotheken mit einer Plakat-Aktion. An den Standorten Braunschweig, Dessau und Berlin-Ludwigsfelde wurden Auslieferungsfahrzeuge mit dem Aufkleber "Apotheken kaputtsparen? Mit uns nicht!" versehen, um ihre Solidarität zu demonstrieren. In einer Pressemitteilung erklärt Kehr, dass die Mitarbeiter:innen am Standort Berlin-Ludwigsfelde am 14. Juni freigestellt werden, um an der Protestaktion in Berlin teilzunehmen.
Laut Kehr haben sich die Rahmenbedingungen für Vor-Ort Apotheken in den letzten Jahren zunehmend verschlechtert. Der große Zeitaufwand für die Bearbeitung von Lieferengpässen, die steigende Bürokratie und der akute Personalmangel wären eine erhebliche Belastung.
Die Protestaktion richtet sich gegen die untätige Gesundheitspolitik, die die Bedeutung der Vor-Ort Apotheken im Gesundheitssystem nicht erkenne und keine Maßnahmen zur Verbesserung der angespannten Situation ergreife, erklärt Geschäftsführer Stefan Holdermann. Die Apotheken zeigen nicht nur während der Pandemie, sondern insbesondere jetzt in Zeiten von Lieferengpässen, wie wichtig sie für die flächendeckende Gesundheitsversorgung mit lebenswichtigen Medikamenten sind.
Zahlen, Daten, Fakten: ABDA beleuchtet Lieferengpässe, Impfungen und Honorare
Laut einer Pressemitteilung der ABDA stammen mehr als die Hälfte der in Europa zugelassenen Fertigarzneimittelwirkstoffe aus Asien, hauptsächlich aus Indien (41 %) und China (13 %).
Im Jahr 2022 erhielten 8.462 Apotheker eine Schutzimpfungs-Schulung.
Die Apothekenvergütung stieg seit 2004 nur um 18,8 %, während die Einnahmen der gesetzlichen Krankenkassen um 105,2 % anwuchsen. Diese und weitere Daten sind im Statistischen Jahrbuch "Die Apotheke: Zahlen, Daten, Fakten 2023" nachzulesen.
Das Jahrbuch umfasst Themen wie Versorgungsleistungen, Qualitätssicherung und Betriebswirtschaft. Eine durchschnittliche Apotheke hatte 2022 einen Umsatz von 3,225 Mio. Euro. Das Betriebsergebnis sank 2021 um 23 % auf 211.000 Euro, unter anderem auch weil pandemiebedingte Sonderaufgaben wegfielen.