Nach dem Protesttag ist vor dem Protesttag

Der mit Spannung erwartete Protesttag ging am Mittwoch über die Bühne. Unsere Autorin Deniz Cicek-Görkem war bei der Demo in Düsseldorf und hat ein „noch nie dagewesenes Zusammengehörigkeitsgefühl“ festgestellt.

„Wer hilft beim Schaufenster dekorieren? Wer kommt alles mit zur Demo? Habt ihr alle eure Kittel
mitgenommen?“ Das waren einige der Fragen, die sich die Apothekenteams kurz vor dem Protesttag
stellten. Gestern war es dann so weit: Mit Trillerpfeifen, aufwendig vorbereiteten Protestplakaten
und Bannern machten Mitarbeitende und Leitende von Apotheken ihre Meinung zur aktuellen
Arzneimittelversorgung kund. Rund 7.500 Menschen nahmen an der Großdemonstration in
Düsseldorf teil, wie die Apothekerkammer Nordrhein mitteilt. Unter ihnen war auch Apotheker
Ahmed Ahmed, Filialleiter der Mörsenbroicher Apotheke in Düsseldorf. Für ihn sei es
selbstverständlich, als Düsseldorfer Apotheker an der Demo teilzunehmen. Seine Wünsche und
Forderungen fasst er wie folgt zusammen:


Ahmed fand die Demo gelungen. Er würde auch bei weiteren Protestaktionen
mitmachen. (Interview: Deniz Cicek-Görkem)

Bei der Demo, die auf dem Burgplatz nahe des Rheins stattfand, kamen auf der aufgebauten Bühne
Sprecher vom Apothekerverband, aus der Politik, der Patientenvertretung und – für viele Apotheker:innen unerwartet – auch vom Hausärzteverband zu Wort. Dass der Apothekenalltag mit Ärzten manchmal eine Herausforderung ist, ist kein Geheimnis. Doch die Lieferengpässe und bekannten Herausforderungen der Arzneimittelversorgung scheinen die Professionen näher zusammengebracht zu haben. Auch Andrea Ordner, Filialleiterin der Maxmo Apotheke in Kaarst, freut sich über die Unterstützung der Hausärzte. Nach der Demo sagte sie im Gespräch:

„Ich finde es generell sehr gut, dass wir Apotheker mal demonstriert haben. Das habe ich noch nicht
erlebt, seitdem ich im Beruf bin. Und das sind immerhin schon mehr als 30 Jahre. Mir hat die
Veranstaltung sehr gut gefallen. Es hat mich auch gefreut, dass die Hausärzte das unterstützt haben. Ich glaube, dass es wichtig ist, dass wir zusammenstehen in der Versorgung der Patienten. Da gehören wir mit den Ärzten zusammen. Das finde ich entscheidend.“


Andrea Ordner protestierte mit ihrem Kollegen unter anderem gegen die Sparpolitik
im Gesundheitswesen.

Für Ordner steht außerdem fest: Das größte Problem aus ihrer Sicht sei, dass zu wenig Arzneimittel vorhanden sind. Lieferengpässe raubten Zeit, für die Patientenversorgung werde viel Zeit benötigt, die dann anderer Stelle fehle. „Wir haben mehr Arbeit, bürokratischen Aufwand und uns fehlt qualifiziertes Personal. Das erhöht dann den Druck für die vorhandenen Mitarbeiter und führt auch zu wirtschaftlichen Engpässen“, ergänzte die Apothekerin. Auch für andere Demonstrierende war der Personalmangel einer der großen Probleme, wie an den
Plakaten deutlich wurde:

Für PKA und PTA war der Protesttag genauso wichtig. Auch sie standen an der Front, um für die gemeinsamen Interessen zu protestieren:


Drei PKA und zwei PTA der Bären Apotheke in Mönchengladbach standen bei der
Demo in Düsseldorf in der ersten Reihe.

Aus dem Apothekenalltag ist bekannt, dass Apotheker:innen und PTA beim Management der Lieferengpässe kreative Lösungen finden (müssen), um die Patient:innen zu versorgen. Dass Kreativität für sie kein Fremdwort ist, wurde auch bei der Demo deutlich. Auf das Apothekensterben machte ein Demonstrant in dieser Form aufmerksam:

An medienwirksamer Symbolik fehlte es ebenfalls nicht. Ein Apothekeninhaber brachte sogar einen
selbstgebastelten Sarg mit:

Persönliches Fazit

Die Protestaktion und die Demo waren in meinen Augen gelungen. Es gab keine Hierarchien und kein
Konkurrenzgefühl innerhalb und außerhalb der Apothekenteams. PKA, PTAs und Approbierte setzten
sich gemeinsam für die berufliche Zukunft ein. Erstmals habe ich solch ein Zusammengehörigkeitsgefühl in der Zunft erlebt. Auch die große Zahl der Protestierenden überraschte mich. Apothekenmitarbeitende waren auf der Demo laut,

sie müssen jedoch noch lauter werden – wie aus Gesprächen deutlich wurde –, um ihre Ziele zu
erreichen. Ein einziger Protesttag wird vermutlich nicht alle gewünschten Veränderungen bringen. „Nach dem Protesttag ist vor dem Protesttag“ heißt es daher aus den Apotheken-Reihen. Im Großen und Ganzen zeigten sich Teilnehmende sehr zufrieden mit der Veranstaltung, sie betonten, auch bei weiteren Protestaktionen mitmachen zu wollen. Es wird spannend zu sehen sein, wie der Tag bei den Patientinnen und Patienten und – noch wichtiger – bei der Politik ankommt.