Unser 1.000ster Artikel: Ärger mit den Ohren - was hilft bei Badeotitis?
Kaum scheint die Sonne, gibt es für viele Kinder kein Halten mehr. Rein in den Pool, ins Meer oder den Badesee – los gehts mit Schwimmen, Planschen und Tauchen. Am nächsten Tag kommt nicht selten das böse Erwachen.
Wir in der Apotheke vor Ort sind häufig der erste Ansprechpartner bei Badeotitis, Wasser im Ohr, Ohrenschmalzpfropfen und Ohrenschmerzen. Meist können wir Abhilfe verschaffen oder aber die Betroffenen zum nächsten Arzt weiterschicken. Welche Empfehlungen können wir Ratsuchenden geben?
Bevor wir zu dieser spannenden Frage zurückkehren, ein kurzer Hinweis in eigener Sache: Dies ist der genau 1.000ste Artikel im Magazin deiner AMIRA-Welt. Wir sind ein bisschen stolz, klopfen uns sacht auf die Schulter und lassen es sogar ein bisschen knallen und krachen - schau mal nach in unserem Feed. Und natürlich gilt: Wir freuen uns, wenn dir gefällt, was wir hier anstellen!
Wasser im Ohr – das kann helfen
Jetzt aber zurück zu unseren Antworten auf die eingangs gestellte Frage: Wenn nach dem Baden und Schwimmen Wasser ins Ohr gelangt, ist das ein unangenehmes Gefühl. Auf der betroffenen Seite hört man nur noch gedämpft wie aus weiter Ferne. Bei Kaubewegungen nimmt man ein schabendes Geräusch wahr, weil das Wasser auf das Trommelfell gelangt ist. Ist dieses nicht intakt, muss sofort ein HNO-Arzt oder eine HNO-Ärztin aufgesucht werden. Aber auch für alle anderen kann es durchaus unangenehm werden.
Die empfindliche Haut und das Ohrenschmalz im äußeren Gehörgang werden aufgeweicht, dadurch wird es für Krankheitserreger leichter, ins Gewebe einzudringen. Entzündungen drohen, deshalb sollte das Wasser möglichst zügig aus dem Ohr entfernt werden. Ein warmer, nicht zu heißer Föhn, der auf das Ohr gerichtet wird, lässt es austrocknen. Ist dieser nicht zur Hand, kann es helfen, mit der flachen Hand auf die Ohrmuschel zu drücken. Lässt man wieder los, wird durch den entstehenden Unterdruck, die Flüssigkeit aus dem Ohr gesaugt. Auch das Neigen des Kopfes und etwas Hüpfen oder Schütteln können helfen.
In der Apotheke können in diesem Fall beispielsweise die ClearEars® Ohrenstöpsel von Cirrus Healthcare empfohlen werden. Sie bestehen aus einem Spezialschaumstoff, der das Ohr schnell und effektiv austrocknet, indem er die Flüssigkeit aufsaugt. „Normale“ Ohrenstöpsel aus Silikon, Wachs oder Schaumstoff schützen die Ohren effektiv vor Spritzwasser, bringen allerdings nichts beim Tauchen.
Wenn das Ohr schmerzt – Hilfe bei Badeotitis (Otitis externa)
Hat man es innerhalb von 24 Stunden nicht geschafft, das lästige Wasser aus dem Ohr zu entfernen, kann im äußeren Gehörgang eine schmerzhafte Entzündung entstehen. Zusammen mit dem „verdünnten“ Cerumen (Ohrenschmalz) bildet sich auf der Haut ein idealer Nährboden für Bakterien, Viren und Pilze. Neben Schmerzen bei Berührung des Ohrknorpels oder durch Ziehen am Ohrläppchen, Juckreiz, und Absonderungen aus dem Ohr (riechender Ausfluss) können auch trockene und schuppige Haut sowie Rötung und Schwellung im Ohr auftreten.
Der normale pH-Wert des Gehörgangs liegt bei 5 bis 5,7. Durch das eingedrungene Wasser ist dieser aus dem Gleichgewicht geraten und durch die aufgequollene Haut haben Erreger leichtes Spiel. Laut der AWMF-S2k-Leitlinie „Ohrenschmerzen“ der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin soll eine Behandlung eine Reinigung des Gehörgangs, eine Applikation von antiseptischen bzw. antimikrobiellen Mitteln (Antibiotika, Antimykotika oft in Kombination mit Glukokortikoiden) und eine Schmerztherapie umfassen.
Wird die Behandlung zu spät begonnen, droht eine Mittelohrentzündung, die noch schmerzhafter ist.
Vorbeugen kann man mit guter Pflege. Nach dem Baden sollten die Ohren mit einem Handtuch abgetrocknet und darauf geachtet werden, dass kein Wasser im Gehörgang zurückbleibt (s.o.). Wattestäbchen sind dabei keine gute Idee, da die Gefahr vor Verletzungen besteht und zudem Ohrenschmalz meist weiter ins Ohr geschoben wird, was auch kontraproduktiv ist.
Für Wassersportler kann es sinnvoll sein, direkt nach dem Aufenthalt Ohrentropfen oder -sprays anzuwenden, die den natürlichen Schutzfilm der Haut wieder aufbauen und sie vor dem Austrocknen schützen. Meist enthalten diese Lösungen Alkohol, Essigsäure, Wasser und pflegende Substanzen wie Allantoin oder Dexpanthenol.
Normison® Spray Ohrenspray von bene Arzneimittel enthält Essigsäure, Dexpanthenol, Wasser und Isopropanol und ist für Erwachsene und Kinder ab drei Jahren geeignet. Das Medizinprodukt Dolphiner® Ohrenspray von Biobridge enthält Isopropylalkohol, Glycerin, Essigsäure und Pfefferminzöl. Es darf ab zwei Jahren angewendet werden. Als Individualrezeptur können Ehm'sche Ohrentropfen aus Eisessig, Aqua purificata und Isopropanol hergestellt werden. Diese können zur Vorbeugung und bei leichten Beschwerden auch zur Behandlung eingesetzt werden.
Exkurs: Antibiotikaresistenzen können Therapie erschweren
Eine Otitis externa ist zu ca. 90 Prozent bakteriell bedingt; Mischinfektionen sind häufig, Pilzinfektionen kommen hingegen nur selten vor. Zu den häufigsten Erregern zählen Pseudomonas aeruginosa und Staphylococcus aureus. Pseudomonas aeruginosa ist ein gramnegatives Stäbchenbakterium der Gattung Pseudomonas. Staphylococcus aureus ist hingegen ein grampositives Bakterium, das auch zum normalen Mikrobiom des Menschen gehört, aber unter Umständen pathogen sein kann. Beide Erreger haben gemeinsam, dass bestimmte Stämme gegen mehrere Antibiotika resistent sind. Sie sind zudem gefürchtete Krankenhauskeime.
Daher kann es mal vorkommen, dass du Patient:innen wiederholt am HV-Tisch begegnest. Denn wenn die Therapie nicht anschlägt, wird der Arzt bzw. die Ärztin eine neue Verordnung mit einem neuen Arzneimittel ausstellen. Den Betroffenen solltest du sachlich die Lage schildern und erklären, warum das Medikament möglicherweise nicht gewirkt hat und ihnen die Angst nehmen. Dies kann zur Erhöhung der Compliance beitragen – was letztendlich den Ratsuchenden zugutekommt.
Wenn alles dicht ist – Ohrenschmalz richtig entfernen
Normalerweise reicht es aus, die Stellen im Ohr zu säubern, die der kleine Finger erreichen kann. Den Rest erledigen die Flimmerhärchen im Gehörgang. Sie transportieren das Cerumen Richtung Ohrmuschel und von da kann es mit lauwarmem Wasser und Handtuch o.ä. entfernt werden. Ist dieser Mechanismus gestört (z.B. durch Operationen, bei älteren Menschen oder Schwimmern) kann sich Ohrenschmalz ansammeln und mit der Zeit einen festen Klumpen oder Pfropf bilden. Dadurch kommt es zu Schmerzen, Juckreiz, Ohrensausen und unangenehmen Druck. Vor allem kann es zu Schwerhörigkeit führen. Für Betroffene ist es wichtig, regelmäßig (alle drei bis sechs Monate) die Ohren fachärztlich säubern bzw. spülen zu lassen. Dabei wird der Pfropf abgesaugt oder ausgespült.
Es besteht aber auch die Möglichkeit, das verhärtete Ohrenschmalz mit sogenannten Cerumenolytika aufzuweichen, damit es so aus dem Gehörgang fließen und mit lauwarmem Wasser und Handtuch entfernt werden kann. Cerumenolytika erleichtern auch die Ohrenspülung beim HNO-Arzt. Geeignet sind Olivenöl, Mandelöl, Salzlösungen, Alkohol, Docusat-Natrium sowie Glycerol. Meist werden diese am Vorabend ins Ohr eingetropft oder gesprüht, sodass die Ohren am nächsten Tag gespült werden können.
Die Otowaxol® Kombi-Packung von Viatris enthält neben der Lösung zum Aufweichen auch noch eine Ohrenspritze, mit der das Ohr nach einer Einwirkzeit von zehn Minuten ausgespült werden kann. Die wässrige Lösung in Audispray® Ultra von Cooper enthält unter anderem Docusat-Natrium und eine hypertone Meerwasserlösung. Diese wird zweimal täglich in das betroffene Ohr eingesprüht, zersetzt den Schmalzpropf, sodass wieder ein normaler Transport nach außen stattfinden kann. Audispray® Adult von Cooper hingegen setzt allein auf eine hypertone Meerwasserlösung, dient der Ohrenpflege und kann bei regelmäßiger Anwendung der Pfropfenbildung vorbeugen. Das Cerustop® Spray Ohrenöl von bene Arzneimittel darf ab drei Jahren angewendet werden und ist auch für Träger:innen von Hörgeräten geeignet. Nach Einwirkzeit von zehn Minuten kann das Ohr mit lauwarmem Wasser aus Ohrenspritze oder Handbrause gespült werden.
Im Voskolix® Ohrenspray von Biobridge ist natives Olivenöl enthalten, das Mittelkann ab zwei Jahren angewendet werden. Es weicht das Ohrenschmalz bei regelmäßiger Anwendung so effektiv auf, dass die Notwendigkeit des Ausspülens vermindert wird, was bei kleineren Kindern von Vorteil ist. Eine Mischung aus Oliven-, Ringelblumen- und Mandelöl ist im OtoCura® Pflegeöl Ohrenspray von OPTIMA enthalten. Es dient der Pflege des äußeren Gehörgangs bei Juckreiz und Hautirritationen, kann aber auch der Pfropfbildung vorbeugen.
Auch interessant: Hier erfährst du mehr über deine Ohren und wie du das Eindringen von Wasser verhindern kannst.
AMIRA fragt: Experten raten vom Herausholen des Cerumens mittels eines schlingenförmigen Instruments ab. Hast du sowas schon einmal versucht? Womit hast du bessere Erfahrungen gesammelt? Mit dem mechanischen Instrument oder mit den oben vorgeschlagenen Präparaten?