Zoonosen - von Tier zu Mensch und umgekehrt
„Ohhh – wie süß ist der denn?“ Solch begeistertes Kreischquieken kann man immer wieder hören, wenn Kaninchenjunge oder andere Fellträger mit ihren stupsnasigen Kulleraugen-Gesichtern uns Menschen anschmachten. Dabei kann beim Schmusen und Spielen eine Zoonose übertragen werden. Wie ernst ist die Gefahr?
Die World Health Organisation (WHO) definiert Zoonosen als „Krankheiten und Infektionen, die auf natürlichem Wege zwischen Wirbeltieren und Menschen übertragen werden." Dabei kann die Übertragung in beide Richtungen stattfinden. Gehen die Erreger vom Tier auf den Menschen über, spricht man von Zooanthroponosen, umgekehrt von Anthropozoonosen (vom Mensch auf Tier). Amphixenosen kommen sowohl bei Menschen als auch bei Tieren vor und können auch in beide Richtungen übertragen werden. Die Übertragung erfolgt in der Regel durch direkten Tierkontakt, durch infektiöse(n) Staub/Ausscheidungen (z.B. Papageienkrankheit) oder auch durch Verzehr von kontaminierten Tierprodukten (Salmonellose, Listeriose, Toxoplasmose). Aber welche Tiere übertragen Krankheiten? Geht eine Gefahr von unseren geliebten Fellfreunden aus? Und wie kann man sich schützen? Amira hat für Euch recherchiert.
Warum ist das so gefährlich?
Zoonosen können von Viren, Bakterien, Pilze, Prionen oder Parasiten erregt werden. Weltweit sind circa 1500 Mikroorganismen bekannt, die Menschen infizieren können, wiederum zwei Drittel davon können Zoonosen übertragen. Diese wandern zwischen den Spezies (Tier und Mensch und umgekehrt) direkt hin und her. Andere wiederum nutzen sogenannte Vektoren (= Überträger) wie Zecken, Stechmücken, Pferdebremsen, etc.
Erkrankungen wie Tollwut, Pest, Salmonellose, Borreliose, Creutzfeld-Jakob, Gelbfieber, Malaria, HIV, Influenza und Vogelgrippe sind weitere prominente Beispiele für (ursprüngliche) Zoonosen.
Bei einigen Zoonosen besteht die Gefahr eines seuchenartigen Auftretens, z. B. bei der Pest, bei der sich letztlich Menschen von Menschen anstecken. Die meisten anderen setzen aber den Kontakt zwischen Wirt (=Träger des Erregers) oder Vektor und Mensch voraus.
Allerdings besteht eine besondere Gefahr, wenn es zu einem Wirtswechsel kommt, z. B. von Vogel, Fledermaus oder Katze auf den Menschen. Wenn der Erreger sich plötzlich so verändert, dass er von Mensch zu Mensch übertragen wird, können durchaus weltweite Pandemien entstehen. Das wohl bekannteste Beispiel hat die Welt erst jüngst fast drei Jahre in Atem gehalten: Covid 19 wurde – so die geltende Erklärung – ursprünglich von Tieren auf den Menschen übertragen, auch wenn immer noch nicht abschließend bekannt ist, von welchem Tier. Wenn ein Wirtswechsel stattgefunden hat, werden die Erkrankungen anders eingestuft und zählen nicht mehr zu den Zoonosen, haben aber ihren Ursprung in einer Zoonose.
Welche Gefahr droht von unseren geliebten Haustieren?
Schätzungen zufolge gibt es mehr als 70 Humankrankheiten, deren Ansteckungsquelle auch Heimtiere sein könnten. Insgesamt scheint die Infektionsrate mit gefährlichen Keimen durch ein bei uns gängiges Haustier wie Hund, Katze, Kleintier oder Ziervogel eher gering. Meist sind die Erkrankungen lästig und unangenehm, aber kaum lebensbedrohlich. Man muss sich allerdings klar machen, dass Haustiere auch Vektoren wie Mücken, Flöhe, Zecken und andere Parasiten näher an den Menschen bringen, die gefährliche Erreger übertragen können.
Besonders vorsichtig sein sollten kleine Kinder, Immungeschwächte und Schwangere, da bei Ihnen Krankheiten ungewöhnlich schwer verlaufen können.
Durch zu innigen Kontakt mit dem geliebten Haustier, sei es durch Schmusen, Ablecken lassen, Bisse oder Kratzer können Erreger auf den Menschen übergehen. Gerade im Maul von ach so niedlichen Jungtieren lauert eine Vielzahl an Keimen, die Krankheiten wie Salmonellose, Toxoplasmose, Bartonellose, Campylobacteriose, Listeriose übertragen können. Aber auch Pilzerkrankungen durch Tinea capitis oder corporis, sowie Parasitenerkrankungen (Echinokokkosen durch Würmer oder Kryptosporidiosen durch Protozoen) können von unseren geliebten Fellfreunden übertragen werden.
Auf der Haut, im Rachen oder an der Kloake von Amphibien und Reptilien kommen teilweise auch sehr seltene Salmonellenarten vor. Daher ist eine gute Händehygiene nach Tierkontakt unerlässlich.
Sehr selten, aber auch unheimlich gefährlich ist die Psittakose oder Papageienkrankheit, die von infizierten Papageien, Ziervögeln und deren Kot übertragen wird. Die Erkrankung führt zu einer fieberhaften Lungenentzündung, die tödlich enden kann.
Das Mycobacterium marinum ist der Erreger von Fischtuberkulose und kann von erkrankten Zierfischen in Aquarien auf den Menschen übertragen werden und zu schwer therapierbaren Hautgeschwüren führen.
Gegen Tollwut werden die meisten Katzen und Hunde geimpft. Jäger und Landwirte sowie Tierärzte, die immer wieder Kontakt zu Wildtieren haben, sollten sich ebenfalls gegen Tollwut impfen lassen.
Wie kann man sich schützen?
Tierhalter sollten auf eine gute Hygiene achten. Auch Kinder sollten diese Regeln beherzigen. Nach Tierkontakt sollten die Hände gründlich gewaschen werden. Biss- oder Kratzwunden sollten sofort mit Wasser ausgespült und desinfiziert werden. Auch sollten die Tiere ihre Besitzer nicht ablecken dürfen, schon gar nicht an offenen Wunden oder im Gesicht. Bei Kotkontakt sollten Handschuhe getragen und danach die Hände gewaschen werden.
Nach dem Spielen mit Tieren besonders wichtig: Händewaschen! (Bild: istockphoto/Hugh Stonelan)
Wenn Tiere sich wohlfühlen, werden sie in der Regel seltener krank, deshalb sollten Besitzer auf gute und artgerechte Haltungsbedingungen achten. Auch sollten die Tiere regelmäßig vom Veterinär untersucht und alle notwendigen Impfungen, Entwurmungen und Parasitenschutzmaßnahmen durchgeführt werden.
Leben Kinder oder Immungeschwächte im Haus, sollten keine Reptilien, Amphibien oder Nagetiere gehalten werden. Zumindest gilt es dann, konsequent alle Gegenstände oder Bereiche, die von den Tieren berührt wurden, zu meiden. Zudem sind Reptilien aus Küchen oder Räumen fernzuhalten, in denen Lebensmittel zubereitet werden.
Was gibt es in der Apotheke?
Neben den wertvollen Tipps und der guten Beratung zu diesem Thema können unsere Kunden bei uns verschiedene Spot-On Präparate gegen Flöhe, Zecken und Haarlinge, wie Frontline® Spot On, Combo oder Tri-Act von Boeringer Ingelheim Vetmedica für Hunde oder Katzen, Advantage® von Elanco, Ticster®Spot on von o´zoo GmbH, etc. kaufen. Auch klassische „Flohhalsbänder“ (Seresto® von Elanco) sind im Angebot. Und natürlich stehen wir jederzeit parat, mit Handdesinfektionsmitteln in flüssiger Form oder als Gel für unterwegs oder Zwischendurch auszuhelfen. Gleiches gilt für Wunddesinfektionsmittel bei Kratzern oder Bissen. Ganz wichtig aber: Spricht der Kunde von einem Biss, muss unbedingt der Hinweis folgen, dass Bisswunden immer ärztlich behandelt werden müssen.
Heißt das alles, dass man (s)einem Haustier nur noch mit größter Vorsicht begegnen darf? Wenn die oben genannten Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden, sicher nicht. Zumal das Wohlbefinden, das Menschen im Umgang mit ihrem Tier empfinden, auch zahlreiche positive Gesundheitseffekte hat. Also: Keine Panik – nur ein bisschen mehr Achtsamkeit!