Fünf echte Beeren. Fünf echte Powerfrüchte.

Sie schmecken prima und gelten als gesund: Früchte in Form von Beeren. Was sie als sogenanntes Superfood in Punkto Gesundheit können, haben wir hier anhand von fünf Beispielen zusammengestellt. Lasst euch überraschen!

Beeren sind botanisch gesehen Schließfrüchte, die aus einem einzigen oder mehreren verwachsenen Fruchtblättern hervorgehen und mehrere Samen mit ihrem Fruchtfleisch einhüllen. Bei echten Beeren ist diese Fruchtwand auch nach der Reifung noch saftig. Und genau dieses Kriterium unterscheidet sie von anderen Fruchtformen wie Steinfrüchten (Holunderbeere, Sanddornbeere) Scheinbeeren (Aroniabeere) oder Zapfen (Wacholderbeere). Die Fruchtform ist übrigens ein Charakteristikum einer Pflanzenfamilie – so entwickeln beispielsweise (fast) alle Solanaceen Beeren-Früchte (Tomate, Tollkirsche, Goji-Beere).

Beeren enthalten Ballaststoffe, Vitamine, Mineralstoffe, organische Säuren und sekundäre Pflanzeninhaltsstoffe wie Polyphenole oder Gerbstoffe – und diese Kombination garantiert neben ihrer Verwendung als Superfood, als ernährungsphysiologisch wertvollen Lebensmitteln, auch ihre Platzierung in der Apotheke, traditionell – und aktuell.

Sehen wir uns fünf kleine Wunder der Natur mal genauer an im Hinblick auf ihre Inhaltsstoffe und ihre pharmakologischen Möglichkeiten:

Heidelbeere (Myrtilli fructus).

Inhaltsstoffe:

Catechingerbstoffe (bis zu 12%), oligomere Proanthocyanidine OPC sowie die daraus biochemisch abgeleiteten farbgebenden Anthocyane.

Pharmakologie:

Die OPC haben eine ausgesprochen starke – indirekt entzündungshemmende – antioxidative Wirkung, indem sie freie Radikale neutralisieren können. Unter Laborbedingungen ist das antioxidative Potential 18-mal stärker als das von Vitamin C und 40-mal stärker als das von Vitamin E – Anthocyane wirken direkt antiinflammatorisch durch eine verringerte Bildung von COX2.
Traditionell eingesetzt:
bei Diarrhoe, Schleimhautentzündungen, Harnwegsinfekten.

Neueste Erkenntnisse:

Daten aus experimentellen Studien zeigen, dass Heidelbeeren einen antioxidativen Effekt haben durch eine verringerte Expression des Tumornekrosefaktor und Interleukin-6, eine induzierte NO-Synthase und die Aktivierung zahlreicher anderer Signalwege (2022; doi: 10.3390/cimb44100313).

Cranberry (Großfruchtige Moosbeere, Macrocarponii Fructus).

Inhaltsstoffe:

Organische Säuren wie China- und Zitronensäure, Gerbstoffe (10%), oligomere Proanthocyanidine, Anthocyane, Vitamin C, Chlorogensäure, auch Resveratrol.

Pharmakologie:

Wie bei den Heidelbeeren Verringerung der reaktiven Sauerstoffspezies ROS und dadurch Reduktion des oxidativen Stresses. Bakteriostatische Wirkung der OPC und der Anthocyane aufgrund einer Verhinderung der Anheftung an die Schleimhaut – sowohl bei E.-coli-Bakterien im Harntrakt als auch für Helicobacter-pylori-Bakterien an der Magenschleimhaut. 
Traditionell eingesetzt: Bei Harnwegsinfektionen.

Neueste Erkenntnisse:

Eine Cochrane Metaanalyse kam bei mittlerer Evidenz zu dem Ergebnis, dass die Cranberry Produkte das Risiko einer erneuten Harnwegsinfektion um 30 % senken. Bei Frauen wurde das Risiko um 26 %, bei Kindern um 54 % und bei Menschen mit einer erhöhten Anfälligkeit um 53 % gesenkt (2023; doi: 10.1002/14651858.CD001321.pub6

Schwarze Johannisbeeren (Ribes nigri Fructus).

Inhaltsstoffe:

Flavonoide (u.a. Quercetinderivate, Myricetin), ätherisches Öl, OPC sowie Anthocyane, Diterpene, Vitamin C (180 mg/100g).

Pharmakologie:

OPC und Anthocyane wirken wiederum antimikrobiell und antioxidativ.

Traditionell eingesetzt:

bei Halsbeschwerden, Husten, Heiserkeit und als Vitamin C-Lieferant.

Neueste Erkenntnisse:

In einer finnischen Studie, konnte gezeigt werden, dass Schwarzer Johannisbeer-Extrakt eine Zucker-induzierte postprandiale Glykämie verringert und das glykämische Profil insgesamt verbessert  (2021, doi:10.1017/S0007114520004468).

Weinbeere (Weintraube, Vitis Fructus).

Inhaltsstoffe:

Anthocyane (rote Trauben), Vitamin B1, B6 und Folsäure, hoher Fruchtzuckeranteil; in der Schale der roten Weintrauben das Polyphenol Resveratrol, OPC in geringem Maße (mehr im Traubenkernöl).

Pharmakologie:

Resveratrol soll (u.a.) die Nüchternglukose senken, die Insulinresistenz verringern sowie das Serumcholesterin senken und so die Risikofaktoren der KHK günstig beeinflussen.

Traditionell angewendet:

Arteriosklerose (antioxidative Wirkung), Rekonvaleszenz.

Neueste Erkenntnisse:

Der Einsatz von Resveratrol könnte sich positiv auf eine Diabeteserkrankung auswirken in Kombination mit Antidiabetika. (2023; doi: 10.1080/13813455.2021.1893338).

Goji-Beere (Bocksdornfrüchte, Lycii barbarium Fructus).

Inhaltsstoffe:

B-Vitamine, Vitamin C, Eisen, Calcium, Carotinoide wie Zeaxanthin (farbgebend), Ellagsäure - als Solanacee sehr geringe Menge Atropin.

Pharmakologie:

Antioxidative, immunmodulierende, antidiabetische, lipidsenkende , antitumorale und neuroprotektive Wirkung – allerdings mit Vorsicht!! verstärken eine blutverdünnende Wirkung von Vit. K Antagonisten.

Traditionell angewendet:

In China zur Unterstützung des Immunsystem, bei Hypercholesterinämie, als Anti-Aging Produkt, bei Diabetes und Augenerkrankungen.

Neueste Erkenntnisse:

Tatsächlich konnten amerikanische Wissenschaftler zeigen, dass Goji-Beeren das Makulapigment, einen Biomarker für AMD, erhöht. (2021; doi: 10.3390/nu13124409).