Hitze: Gefahr für Körper, Psyche und Medikamente

Folgen des Klimawandels sind unter anderem steigende Temperaturen. Es häufen sich Hitzewellen, die uns zu schaffen machen. Wie wirkt sich die Hitze auf Gesundheit und Krankheit aus? Dieser Frage sind wir nachgegangen.

Wenn es heiß wird, schwitzen wir und verlieren wertvolle Elektrolyte. Deshalb sollten Gesunde, wie auch Kranke, auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr achten, um einer Dehydrierung entgegenzuwirken. Klingt einfach, doch damit ist es nicht getan. Denn wenn wir uns das große Ganze anschauen, gibt es viele Herausforderungen, die die Hitze und ursächlich der Klimawandel mit sich bringen.

„Mehr Hitzetote, neue und vermehrt auftretende Infektionskrankheiten, erhöhte Allergiebelastung, Zunahme von Antibiotikaresistenzen, mehr Lungenerkrankungen als Folge zunehmender Feinstaubbelastung, mehr Hautkrebs durch erhöhte UV-Strahlung“, sind nur einige der Folgen, die das Robert Koch-Institut (RKI) benennt. Ein aktueller Bericht der Behörde gibt einen Überblick zu den gesundheitlichen Folgen durch den Klimawandel und Möglichkeiten, ihnen entgegenzutreten.

Todesfälle durch Hitze

Auch die Bundesregierung macht sich Gedanken und Sorgen um die Gesundheit der Menschen. Denn durch die Hitze steigen Todesfälle an, auch kann es zu einem Schlaganfall oder Herzinfarkt kommen. Besonders gefährdet sind dabei Personen, die an Diabetes mellitus oder Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems, der Atemwege, Nieren, Haut oder Psyche leiden. In Zusammenhang mit der Hitzesterblichkeit ist anzumerken, dass diese altersbezogen ist. Menschen über 80 Jahren haben ein höheres Risiko für einen Hitzetod, gefolgt von den 65- bis 79-Jährigen. Somit gehören Ältere wie auch Säuglinge, Kleinkinder, Schwangere und Menschen, die viel im Freien arbeiten oder intensiv Sport treiben, zur Risikogruppe.

Einem internationalen Forscherteam zufolge sind im vergangenen Jahr 61.700 Menschen in Europa an den Folgen von Hitze gestorben, etwa zwei Drittel davon zwischen Mitte Juli und August. In Deutschland gab es rund 8.000 Tote. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach will die Zahl der Hitzetoten halbieren und legte deshalb kürzlich den nationalen „Hitzeschutzplan“ vor. Geplant sind unter anderem Warnsysteme, Präventivmaßnahmen, mehr Schattenflächen und Grünanlagen.

Konsequenzen für körperliche und mentale Gesundheit

Mehr Grün und Schatten dürfte auch für Schwangere von deutlichem Vorteil sein. Denn Hitze erhöht das Risiko für späte Frühgeburten, wie eine Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) gezeigt hat. Demnach können Temperaturen über 35°C das Risiko einer Frühgeburt um bis zu 45 Prozent steigern. Empfohlen wird, die vorgeburtliche Routineversorgung zu überarbeiten, um gefährdete Frauen aktiv zu überwachen.

Auch Menschen mit einer Pollenallergie leiden unter der Klimaerwärmung, die dafür sorgt, dass die Pflanzen früher blühen. Damit startet auch die Pollensaison eher, wie die Stiftung Deutscher Polleninformationsdienst (PiD) und die Europäische Stiftung für Allergieforschung informieren.

Weiterhin kommen Atemwegserkrankungen häufiger vor. Bei Menschen mit Asthma kommt es aufgrund von Luftverschmutzung, Waldbränden und Staubstürmen – durch die Auswirkungen der Klimakrise – zu mehr Anfällen oder einer Verschlimmerung der Symptome.

Die psychische Gesundheit kann ebenfalls unter der Klimaerwärmung leiden. Es gibt zum einen direkte Folgen, beispielsweise die Belastung durch die Bedrohung oder als Reaktion auf Extremwetterereignisse. Indirekt kann die mentale Gesundheit beeinflusst werden, wenn die Klimaerwärmung wirtschaftliche Folgen für die Menschen hat, sie zur Auswanderung zwingt oder der körperlichen Gesundheit schadet.

Negative Effekte auf Infektionen und Antibiotikaresistenzen

Infektionskrankheiten können infolge des Klimawandels häufiger auftreten und sich leichter ausbreiten. Denn für die Erreger relevanten Überlebensfaktoren wie Temperatur, Niederschlag und Luftfeuchtigkeit ändern sich. Dies wirkt sich dann auf viele Infektionserkrankungen negativ aus. Außerdem kann sich die durch Starkregenfälle nach Stürmen oder längeren Hitzeperioden mit Trockenheit die Pathogenkonzentration in Gewässern erhöhen und somit die Gesundheit der Menschen gefährden.

Du hast nicht falsch gelesen: Dass Erreger nicht mehr auf bestimmte Antibiotika ansprechen, steht in Zusammenhang mit dem Klimawandel. Denn wie das RKI mitteilt, zeigten Studien, dass ein Anstieg der Umgebungstemperatur zu höheren Antibiotikaresistenzraten und einem erhöhten Risiko für Besiedlung mit und Verbreitung von antibiotikaresistenten Erregern führen kann. Weiterhin steigt die Anzahl nosokomialer Infektionen. In einigen Studien wurde sogar ein höherer Antibiotikaverbrauch bei wärmeren Durchschnittstemperaturen beobachtet.

Welche Rolle spielt die Klimakrise bzw. die Hitze in der Pharmazie?

Um nur einige der Themenbereiche anzusprechen – auch Arzneipflanzen sind durch die Umweltveränderungen betroffen. Es liegt nahe, dass langfristig der Bestand an Arzneipflanzen zurückgeht, was sich wiederum in der Verfügbarkeit von pflanzlichen Arzneimitteln bemerkbar machen kann. Auch ist eine Veränderung der Qualität und chemischen Zusammensetzung möglich. Darunter kann folglich auch die Wirksamkeit leiden, was wiederum Probleme bei der Arzneimittelzulassung mit sich bringen kann.

Arzneimittel mögen es auch nicht heiß und viele von ihnen sollten unter 25°C gelagert werden. Vor allem im Sommer ist das nicht immer möglich, denn sogar nachts wird diese Temperatur oft überschritten. Zuhause können zwar manche Präparate noch im Kühlschrank gelagert werden, doch wenn man unterwegs ist, wird die richtige Lagerung zu einer Herausforderung. Hohe Temperaturen beschleunigen chemische Reaktionen und weitere Faktoren wie Feuchtigkeitsbelastung und Sauerstoffeinwirkung können dazu führen, dass sich neue Substanzen bilden. Das Arzneimittel kann dadurch unwirksam und sogar gesundheitsschädigend werden.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Klimaerwärmung mehr ist als Schwitzen, Klimakleber und CO₂-Ausstoß. Vielmehr ist von einer Krise die Rede, die kurz-, mittel- und langfristige Folgen für Mensch und Gesellschaft hat. Von den Konsequenzen bleibt die Pharmazie nicht verschont.