Echter Kümmel: Wirkung und Einsatz

<p>Der Echte Kümmel <i>(Carum carvi)</i><b> </b>gehört zur Familie der Doldenblütler <i>(Apiaceae)</i>. Der Studienkreis „Entwicklungsgeschichte der Arzneipflanzenkunde“ kürte ihn zurecht im Jahr 2016 zur „Arzneipflanze des Jahres“.</p>

Der Echte Kümmel ist eine zweijährige, sommergrüne sowie krautige Pflanze und erreicht eine durchschnittliche Wuchshöhe von etwa 50 Zentimetern. Pharmazeutische und kulinarische Relevanz besitzen lediglich die Früchte des Doldenblütlers. Sie enthalten ein charakteristisches, ätherisches Öl mit den Hauptwirkstoffen Carvon (meist weit über 50 Prozent), Limonen (über 30 Prozent), Phellandren und weiteren Monoterpenen. Zusätzlich sind Polysaccharide und Flavonolglycoside, Phenylpropanverbindungen und Spuren von Cumarinen sowie sehr viele antioxidativ wirkende Flavonoide wie Carotin, Cryptoxanthin, Lutein und Zeaxanthin enthalten.

Echter Kümmel – krampflösend und entblähend

Das ätherische Öl des Echten Kümmels hat nachweislich antimikrobielle, verdauungsanregende, entblähende und krampflösende Effekte. Man findet es daher in Fertigarzneimitteln wie Carmenthin (Schwabe Pharma), das zusammen mit Pfefferminzöl gegen dyspeptische Beschwerden hilft – besonders wenn diese mit leichten Krämpfen im Magen-Darm-Bereich, Blähungen, Appetitlosigkeit oder Völlegefühl einhergehen. Als Tinktur ist der Kümmel in Iberogast- und Iberogast-Advance (beide Bayer Vital) Tropfen enthalten und wird ebenfalls gegen die genannten Magen-Darm-Beschwerden eingesetzt.

Die Europäische Kooperative für die Therapie mit Arzneipflanzen (ESCOP) hat die Anwendung von Kümmelöl sowohl auf Koliken bei Kindern als auch auf das Roemhild-Syndrom erweitert. Bei diesem Syndrom kommt es zu Brust- und Herzschmerzen mit Beklemmungsgefühlen bis hin zu Panikattacken aufgrund größerer Gasansammlungen in Magen und Darm.

Kümmel-Tee und seine Zubereitung

Sehr beliebt ist der Einsatz von Kümmel in Teemischungen. Eine der bekanntesten Tee-Kombinationen bei Magen-Darm-Beschwerden wie Völlegefühl, Blähungen, leichten krampfartigen Magen-Darm-Störungen oder nervösen Herz-Magen-Beschwerden ist der Fenchel-Anis-Kümmel-Tee. Die Komponenten solltest du am besten unmittelbar vor dem Genuss leicht anstoßen, bevor du sie mit heißem, nicht mehr kochendem Wasser übergießt. Der Tee sollte abgedeckt etwa zehn Minuten ziehen – damit die ätherischen Öle nicht verfliegen.

In vielen Milchbildungstees finden sich Kümmelfrüchte, denn sie können den Milchfluss anregen. Der Weleda Bio-Stilltee (Weleda) kombiniert beispielsweise die Kümmelfrüchte zu diesem Zweck mit Bockshornkleesamen, Anis- und Fenchelfrüchten sowie Zitronenverbene-Blättern. Traditionell wird Kümmel in Hustenmischungen als schleimlösender und kräftigender Zusatzstoff verwendet.

Kümmel-Arzneimittel für Säuglinge und Kinder

Sehr bekannt sind die Carum Carvi Baby-Kümmelzäpfchen (Pädia), ein homöopathisches Arzneimittel mit Auszügen aus natürlichem Kümmel. Es ist für Säuglinge bereits ab der Geburt einsetzbar und enthält eine homöopathische Urtinktur aus Kümmelfrüchten. Äußerlich wird Kümmelöl meistens mit fetten Ölen auf etwa zehn Prozent verdünnt und zur Bauchmassage bei Blähungen und Koliken für Kinder ab zwei Jahren verwendet.

Zu den möglichen unerwünschten Wirkungen gehören in erster Linie allergische oder auch Unverträglichkeitsreaktionen, die in der Regel andere Doldenblütler einschließen.

Weltweit genutztes Gewürz seit Jahrtausenden

Doch nicht nur in der pharmazeutischen Welt ist Kümmel zu finden. Das Gewürz wird seit über 5000 Jahren durch den Menschen genutzt – seine Verwendung ist aufgrund von Ausgrabungen belegt, die sich auf 3000 v. Chr. zurückdatieren lassen. Damit zählt es zu den ältesten, bekanntesten Gewürz- und Arzneipflanzen der Menschheit überhaupt.

Er ist sowohl ein typisch europäisches Gewürz als auch ein kulinarischer Kosmopolit. Kümmel ist sehr häufig in der bayerischen, skandinavischen und osteuropäischen Küche, aber auch in indischen oder orientalischen Hülsenfruchtgerichten zu finden. In eher fetten oder ballaststoffreichen Speisen profitiert man von seiner entblähenden und die Verdauung anregenden Wirkung.

Ein passendes Gericht gibt es bei unseren AMIRA-Rezepten zu entdecken. Lass dir den selbstgemachten Obatzda mit Kümmelstangen schmecken.