Aufgepasst in der Rezeptur: Zu beachten bei der Arbeit mit Erythromycin

Erythromycin ist eine der am häufigsten verwendeten Rezeptursubstanzen für die Zubereitung von Individualrezepturen überhaupt – jedoch gibt es bei der Verarbeitung einiges zu beachten.

Keine Apotheke kommt ohne das Gemisch von Makrolid-Antibiotika aus, welches aus einem Stamm von Streptomyces erythreus gewonnen wird. Es ist sowohl antibakteriell als auch antientzündlich wirksam. Erythromycin wird vor allem zur Behandlung der Akne vulgaris, ebenso aber auch gegen die Folgen der Rosacea eingesetzt.

Chemische Eigenschaften von Erythromycin

Erythromycin liegt in der Rezeptur sowohl als weißes bis schwach gelbes Pulver oder als farblose bis schwach gelbe Kristalle. Es ist schwach hygroskopisch, lichtempfindlich und sein Gehalt schwankt zwischen 93 und 102 %, weswegen immer ein Einwaagekorrekturfaktor zu bedenken ist, wenn es in einer Rezeptur verarbeitet werden soll. Die Löslichkeiten zu kennen ist wichtig, denn je nachdem, ob Erythromycin in gelöster oder ungelöster Form vorkommt, nimmt es selbst auch mehr oder weniger Einfluss auf den pH-Wert der vorliegenden Rezeptur.

Erythromycin ist:

  • schwer löslich in Wasser (ca. 2 mg/ml), wobei die Löslichkeit mit steigender Temperatur abnimmt
  • unterschiedlich löslich in unpolaren Lipidbestandteilen der Rezepturarzneimittel (über 2 % in Mittelkettigen Triglyceriden und über 0,5 % in Paraffinum liquidum)
  • zu etwa 5 % löslich in Propylenglycol
  • leicht löslich in Ethanol 96 %
  • leicht löslich in organischen Lösungsmitteln

Erythromycin selbst reagiert basisch und seine chemische Stabilität ist stark pH-abhängig. Schaut man sich die Vorgaben zur Plausibilität genauer an, so stellt man fest, dass Erythromycin in den Konzentrationen von 0,5 bis 4 % verwendet werden darf. Der für dieses Antibiotikum optimale pH-Bereich beträgt 8 bis 8,5. Wenn der pH-Wert darunter sinkt, so wird der Wirkstoff recht schnell inaktiviert. Bereits im Laufe weniger Stunden hält der Kunde dann eine unwirksame Rezeptur in seinen Händen. Dabei nimmt Erythromycin, wenn es beispielsweise in Alkohol gelöst eingesetzt wird, durchaus auch selbst Einfluss auf den pH-Wert der Rezeptur. Dann können die Werte durchaus ins Unphysiologische ansteigen und Werte bis 10,5 sind keine Seltenheit mehr.

Wie wird der pH-Wert von Erythromycin stabilisiert?

Das Zauberwort für jede Rezeptur die Erythromycin enthält lautet „Puffer“. Drohen die Werte zu stark ins Alkalische abzudriften, wie man es bei gelöstem Erythromycin befürchten muss, dann ist der Zusatz einer 0,5 %-igen Zitronensäurelösung nötig, um den pH-Wert auf 8 zu stabilisieren. Die Gretchenfrage ist hier immer, wie viel Zitronensäure auf welche Erythromycin-Konzentration in einer Cremegrundlage gegeben werden muss. Dazu nimmst du dir am besten das DAC/NRF als Vorbild (vornehmlich die Vorschrift 11.77 für Cremegrundlagen und die 11.78 für alkoholische Lösungen). Die Menge an Zitronensäure, die für eine solche Rezeptur benötigt wird, ist dort genau untersucht und analytisch ermittelt worden. Sie ist nicht proportional zur Erythromycin-Konzentration, aber du kannst dich daran orientieren. Bei jeder Individualrezeptur solltest du also, bevor du sie endgültig für den Kunden finalisierst, den pH-Wert messen und eventuell anpassen, wenn es nötig wird.

Sind die Werte dagegen zu sauer, was vor allem in Grundlagen der Fall ist, die mit Sorbinsäure konserviert wurden, kannst du den pH-Wert mit dem Zusatz von etwas Trometamol alkalisieren. Auch hier ist es nötig, dass du immer wieder zwischendurch und vor allem zur Endkontrolle den pH-Wert deiner Rezeptur ermittelst. Du musst nur daran denken, dass deine Grundlage dann nicht mehr ausreichend konserviert ist. Wenn es sich nur um eine kleine Menge an Creme handelt, so ist eine Verkürzung der Aufbrauchfrist auf 4 Wochen möglich. Ist es eine größere Menge und die Rezeptur soll über mehrere Monate angewendet werden, so ist eine Nachkonservierung mit Propylenglycol in der Menge von 20 % bezogen auf die Wassermenge in der Rezeptur möglich. Solltest du als Grundlage eine Creme mit Sorbinsäure angegeben haben, so ist es vielleicht möglich, diese noch zu verändern. So lange du im gleichen galenischen System (W/O oder O/W) bleibst, geht das auch ohne die Freigabe durch einen Arzt.

Kombinationen mit anderen Wirkstoffen oder Fertigprodukten als Grundlage

Zudem ist das Kombinieren von Erythromycin mit Glucocorticoiden problematisch, da sich Erythromycin hier ebenfalls zersetzt. Dabei ist es ratsam, einen kritischen Blick auf den eingesetzten Wirkstoff zu richten. Prednisolonacetat eignet sich deutlich besser als Prednisolon, um in Kombination mit Erythromycin verarbeitet zu werden. Ein Austausch ist ohne Umrechnung durchführbar, da beide Formen etwa gleich stark wirksam sind, sollte jedoch immer mit dem verschreibenden Arzt abgeklärt werden. Ist der Austausch aus irgendwelchen Gründen nicht möglich, so ist es sinnvoll, mit dem Arzt oder der Ärztin Rücksprache zu halten, ob das Anfertigen von zwei getrennten Rezepturen alternativ in Frage kommt. Ansonsten muss die Aufbrauchfrist auf 28 Tage begrenzt werden. Schreibt der/ die Ärzt:in ein Fertigprodukt als Grundlage für deine Rezeptur vor, ist es hilfreich, wenn du mit dem Hersteller in Kontakt trittst. Viele Firmen haben ihre angebotenen Salbengrundlagen bereits auf die Stabilität in Kombination mit zugesetztem Erythromycin getestet. Das hilft dir bezüglich Stabilität und Haltbarkeit weiter. Die Firma Dr. Wolff gibt beispielsweise folgendes an:

„Die Einarbeitung von Erythromycin in Linola, Wolff Basis Creme oder Anefug simplex wird durch Anreiben der Substanz mit einer 10 %-igen, wässrigen Tween-20 Lösung erleichtert. Bei der Herstellung mit elektrischen Mischgeräten (z. B. TopiTec® und Unguator®) sind die Empfehlungen der Gerätehersteller zu beachten. Bei der Einarbeitung von Erythromycin in Anefug simplex sind 0,2 % Trometamol (= 20 mg pro 10 g Creme) zur Stabilisierung notwendig.“*

Jetzt bist du fit für alle Rezepturen, die dir mit Erythromycin als Wirkstoff in der Apotheke begegnen.