Wochenrückblick: Neue Arzneimittel ab Juni und Maßnahmen zur Eindämmung der Affenpocken
Ab Juni gibt es wieder einige neue Arzneimittel auf dem deutschen Markt, das RKI äußert sich bezüglich Maßnahmen, die den Ausbruch der Affenpocken eindämmen sollen. Der Arzneimittelversand DocMorris verliert vor Gericht.
Neue Arzneimittel zum 1. Juni
Über 100 neue Arzneimittel sind zum 1. Juni 2022 auf den deutschen Markt gekommen. Besonders bemerkenswert ist das Medikament Imcivree 10 mg/ml Injektionslösung von Rhythm Pharmaceuticals Netherlands B.V. Hier handelt es sich um ein Medikament mit dem Wirkstoff Setmelanotid. Es wird bei Kindern ab sechs Jahren und Erwachsenen zur Behandlung einer genetisch bedingten Adipositas eingesetzt, und soll dabei helfen, das Hungergefühl zu kontrollieren. Imcivree wird einmal täglich morgens als subkutane Injektion angewendet. Die Angangsdosis beträgt ab dem Alter von zwölf Jahren 1 mg täglich und kann bei Bedarf auf 2 mg am Tag gesteigert werden.
Handlungsempfehlung zu Affenpocken
Da bis zum 2. Juni 2022 in Deutschland bereits 44 Affenpockenfälle in 8 Bundesländern bekannt geworden sind, sah sich das Robert-Koch-Institut veranlasst, eine Handlungsempfehlung für Kontaktfälle herauszugeben. Kurz gefasst sollen diese Maßnahmen dabei helfen, den Ausbruch schnell einzudämmen:
• 21 Tage Isolation für die Betroffenen werden empfohlen, möglichst in einem Zimmer mit eigenem Bad.
• Die Isolation wird erst nach Ausheilung aller Symptome beendet.
• Kontakte werden nachverfolgt (Inkubationszeit sind 5 bis 21 Tage).
• Ein Arztbesuch für Kontaktpersonen ist anzuraten bei Symptomen wie Fieber, Kopf- und Muskelschmerzen, Lymphknotenschwellung, Erschöpfung und Hauteffloreszenzen.
• Besteht der Verdacht auf eine Affenpocken-Infektion, so sollte die Arztpraxis vor dem Besuch telefonisch darüber aufgeklärt werden, damit entsprechende Maßnahmen ergriffen werden können.
• Enge Kontakte zu Infizierten sollen vermieden werden.
• Die Betroffenen sollen bestimmte Hygienemaßnahmen einhalten (z.B. Bettzeug und Haushaltsgegenstände nicht mit anderen Personen teilen).
• 40.000 Impfdosen einer Weiterentwicklung des Vaccinia-Impfstoffs, der gegen echte Pocken eingesetzt wurde, sind durch die Bundesregierung bereits bestellt.
• Ein Plan für Ringimpfungen ist in Arbeit.
DocMorris verliert vor Gericht
Im Jahr 2017 wurde dem DAK-Mitgliedermagazin ein Flyer des niederländischen Arzneimittelversenders DocMorris beigelegt, in dem mit Rezeptboni geworben wurde. Daraufhin klagte der Hamburger Apothekerverein und bekam am 1. Juni 2022 vor dem Bundessozialgericht Recht. Das Gericht sah die Neutralitätspflicht der Krankenkassen im Apothekenwettbewerb gefährdet. Das Beilegen des Flyers stellt eine rechtswidrige Beeinflussung der DAK-Mitglieder dar. Somit wurde die Krankenkasse dazu verurteilt, diese Beeinflussung der Mitglieder zu unterlassen. Die vorgerichtlichen Abmahnkosten muss die Kasse ebenfalls zahlen.
Lieferengpässe weiterhin unbürokratisch regelbar
Die Dritte Verordnung zur Änderung der SARS-CoV-2-Arzneimittelversorgungsverordnung ist am 31. Mai 2022 in Kraft getreten. Die darin enthaltenden Sonderregelungen wurden damit bis zum 25. November 2022 verlängert. Nicht rabattierte Rx-Medikamente dürfen also vorerst weiterhin abgegeben werden, wenn das Rabattarzneimittel in der Apotheke nicht vorrätig ist – auch die Abgabe von BTM von einer Apotheke an die andere oder das Auseinzeln von Medikamenten bleibt weiterhin erleichtert. Für eine Verstetigung dieser Möglichkeiten setzt sich die ABDA weiterhin gegenüber dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) ein. Dafür spricht auch eine kürzlich veröffentlichte Analyse des Deutschen Arzneiprüfungsinstituts (DAPI) im Auftrag der ABDA: Die erweiterten Auswahl- und Austauschmöglichkeiten bei nicht vorrätigen oder nicht lieferbaren Arzneimitteln haben die Versorgung von Millionen Menschen erheblich verbessert – und das ohne zusätzliche Kosten für das Gesundheitssystem. Wie siehst du das: Lohnt sich hier der Kampf darum, diese Erleichterungen aufrecht zu erhalten? Wie groß schätzt du die Arbeitserleichterung in deinem Alltag dadurch ein?
PTA für die Grippeimpfung?
Der BvPTA begrüßt ausdrücklich die Tatsache, dass die Grippeimpfung bald auch außerhalb der Modellregionen zur Regelleistung der Apotheken zählen wird. Die Bundesvorsitzende Carmen Steves warnte in den vergangenen Tagen allerdings eindrücklich davor, dass die Apotheker:innen mit den immer zahlreicher werdenden Aufgaben bei der andauernden Personalnot zu stark belastet werden. Sie rät dazu, es engagierten PTA unter der Verantwortung des Apothekers zu erlauben, selbst Impfungen durchzuführen, wenn sie sich zuvor dafür qualifiziert haben. Was hältst du von dieser Idee?
Gesundheitswissenschaftler Gerd Glaeske ist gestorben
Wer kannte ihn nicht in der Apothekenwelt, den großen Kritiker an der Beratungsleistung in den öffentlichen Apotheken: Nach langer Krankheit ist Prof. Dr. Gerd Glaeske nun im Alter von 77 Jahren verstorben. Häufig war der Professor am Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen in Talkshows zu sehen und auch die Politik holte ihn in den Beraterstab, beispielsweise in den der damaligen Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD). Seine anhaltende Kritik an der Beratung, die in den öffentlichen Apotheken seiner Ansicht nach häufig mangelhaft war, polarisierte innerhalb der Apothekerschaft. Die einen sahen ihn als Gegner, die anderen als Mahner, der auf Schwächen im System aufmerksam machte. Ein unermüdlicher Kämpfer, der Patientinnen und Patienten darin zu unterstützen versuchte, sich kompetent im Gesundheitswesen zurechtzufinden, ist von uns gegangen. Wir gedenken ihm und seinen Leistungen für die Apothekenwelt.