Dermatologie: doctorderma coacht „Fokusgruppe Haut“ in der AMIRA Welt
Die AMIRA-Welt schaltet ein neues Angebot frei. Dr. Christian Drerup, Gründer und Betreiber der Plattform doctorderma wird unsere Trendscouts in der neu geschaffenen „Fokusgruppe Haut“ über Hautprobleme informieren. Warum und wie das geschieht, darüber sprach er mit uns im Interview.
AMIRA: Doktor Drerup, wie genau funktioniert Ihr „doctorderma“-Angebot? Und seit wann sind sie damit im Web?
Dr. Christian Drerup: Wir sind seit November 2022 live und haben in den drei Monaten davor das Produkt entwickelt. Es handelt sich um eine hautärztliche Beurteilung von Hautproblemen, ohne dass die Patienten eine Praxis aufsuchen müssten. Wer auf unsere Seite geht, lädt drei Bilder von seinem Hautproblem hoch und beantwortet einen kurzen Fragebogen. In der Regel sehr schnell, kaum mehr als vier Stunden später, erhalten die Patienten einen ausführlichen Arztbrief, und wenn erforderlich ein Privatrezept. Das ist eine sehr unkomplizierte und komfortable Möglichkeit, sein dermatologisches Problem begutachten und behandeln zu lassen ohne dass man viele Wochen auf einen Hautarzttermin warten muss.
Endlich mal eine Anwendung, bei der die Kamera vernünftig eingesetzt wird… Nein, im Ernst, das wäre doch früher nicht möglich gewesen, oder?
Nein, aber seit ein paar Jahren sind die Leistungen der Smartphone-Kameras derart gut geworden, dass es mit den Fotos keine Probleme mehr gibt. Der erreichte Qualitätsstandard ermöglicht uns sichere und gute Arbeit.
Es handelt sich aber nicht um eine Leistung für Kassenpatienten, oder?
Wir sind zwar mit mehreren gesetzlichen Krankenkassen im Gespräch, bislang handelt es sich aber um eine Privatleistung. Die allerdings ist nicht teuer, da sie wir sie für 25 Euro anbieten. Und sie ist erstattungsfähig.
„In der Dermatologie können wir gut asynchron arbeiten“
Mit wie vielen Kolleginnen und Kollegen arbeiten Sie zusammen und welche Qualifikation bringen sie mit?
Zurzeit arbeiten wir mit sieben Kollegen zusammen, die natürlich allesamt Dermatologen sind. Alle haben an Unikliniken ihre Facharztzeit absolviert, verfügen also über große Expertise.
Warum bieten sich Hauterkrankungen bzw. -veränderungen für diese Art von „Telemedizin“ eigentlich an?
In der Dermatologie haben wir den Vorteil, dass wir asynchron befunden können: Wir müssen uns nicht unbedingt über den Patienten beugen, ein Foto, das uns zeitlich versetzt einen Blick auf das Problem ermöglicht, reicht in vielen Fällen. In 90 Prozent der Fälle können wir eine digitale Diagnose anhand der Bilder stellen. Rund 10 Prozent sind Grenzfälle mit schwereren Hauterkrankungen, die eine weitere Diagnostik notwendig machen. Dann muss unbedingt eine Vorstellung beim Hautarzt vor Ort erfolgen.
Die beiden Dermatologen Lisanne Hake und Dr. med. Christian Drerup sehen in der Tele-Dermatologie große Potenziale für die Diagnose von Hauterkrankungen.
AMIRA: Muss man eigentlich fürchten, dass der Beruf des Hautarztes – drastisch formuliert – ausstirbt?
Dr. Christian Drerup: Nein, natürlich nicht. Es ist ja eher so, dass die Dermatologen mit den vielen Patienten kaum noch fertig werden, vor allem in ländlichen Gegenden. Laut Studien haben bis zu 50 Prozent der Europäer einmal im Jahr ein Hautproblem, es gibt also einen großen Bedarf, der durch die niedergelassenen Kollegen nicht gedeckt werden kann. Unser Ansatz ist eine sehr gute Möglichkeit, das System zu entlasten. Deshalb haben wir unser Angebot entwickelt: Um schnell und ohne Wartezeit auf einen Praxistermin eine zutreffende Diagnose zu erhalten. Es geht nicht darum, die Arztpraxen abzulösen, sondern in Zukunft durch den Aufbau hybrider Vorsorgungsmodelle zu entlasten.
„Apotheke ist der ideale Ort für unser Angebot“
Setzt ihr Team eigentlich auch Modelle der Künstlichen Intelligenz ein?
Noch nicht, aber wir trainieren parallel KI-Modelle, die in Zukunft die Diagnosefindung unterstützen sollen. Schließlich betreibt der Dermatologe im Wesentlichen auch Mustererkennung im Kopf, und auf Mustererkennung basieren auch die Grundsätze einer automatisierten Bilderkennung. Es ist allerdings eine schwierige und anspruchsvolle Angelegenheit. Wir bleiben aber am Ball.
Bald werden Sie die AMIRA-Welt mit Ihrer Derma-Expertise bereichern. Wie wird das aussehen?
Wir werden in der „Fokusgruppe Haut“ in der AMIRA-Welt Blogeinträge und Videos einstellen, um die Apothekenmitarbeiter zu den wichtigsten und häufigsten Hautproblemen und -erkrankungen bzw. Hautpflegethemen aufzuklären und zu schulen. Zusätzlich können uns die Mitglieder der „Fokusgruppe Haut“ Fragen zu Hautproblemen posten, die ihnen von Kundinnen und Patienten in der Apotheke geschildert werden und bei denen sie selbst auf Anhieb nicht weiterwissen. Zudem ist eine Masterclass geplant. Apothekenmitarbeiter sind sehr häufig die ersten Ansprechpartner zu akuten Problemen an der Haut und können hier nicht nur beraten, sondern steuern sehr häufig auch Patienten zu den entsprechenden Ärzten. Es ist ein tolles Angebot nicht nur in Gegenden mit einer geringen Anzahl an dermatologischen Praxen. Für Patienten ist es ja super, wenn ihm direkt in der Apotheke geholfen werden könnte.
Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit und danke für das Gespräch, lieber Dr. Drerup!