Wochenrückblick: Protestmonat hat begonnen, Probleme beim Medikationsplan und Fusion von Apotheker-Verbänden

Der Protestmonat November beginnt vielversprechend, die Handhabung von Medikationsplänen verläuft eher enttäuschend, und Männer liegen am häufigsten wegen Herz-Kreislaufproblemen im Krankenhaus. Diese und weitere Nachrichten der vergangenen Tage gibt´s in unserem Wochenrückblick.

„Gelungener Auftakt“: Protestmonat hat begonnen

Mehr als 500 Apotheker*innen und medizinische Fachkräfte, darunter Ärzte, Zahnärzte und Therapeuten, haben am 1. November vor dem Thüringer Landtag in Erfurt gegen den Rückgang der ambulanten Gesundheitsversorgung protestiert und damit den Auftakt des von der ABDA (Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände) angekündigten Protestmonats gemacht. Sie beklagen, dass Politik und Krankenkassen die ambulante Versorgung vernachlässigen, während gleichzeitig mehr Leistungen versprochen würden. Praxen und Apotheken würden zu Sparmaßnahmen gezwungen, was die Qualität der Versorgung gefährde. Die Vertreter der Gesundheitsberufe und ihre Teams fordern eine sofortige Änderung der politischen Vorgehensweise und mehr Wertschätzung für ihre Arbeit, da die Zukunft der wohnortnahen ambulanten Versorgung in Thüringen in Gefahr sei.

Stefan Fink, der Vorsitzende des Thüringer Apothekerverbandes, betonte, dass viele Apotheken aufgrund fehlender Honoraranpassungen, steigender Betriebskosten und höherer Abschläge in einer wirtschaftlich schwierigen Situation seien. Ein Drittel der Apotheken sei gefährdet, elf Prozent seien sogar akut bedroht. Sie fordern angemessene Honorare für ihre Leistungen. Ronald Schreiber, Präsident der Landesapothekerkammer Thüringen, wies auf die seit Jahren bestehenden und immer schlimmer werdenden Lieferengpässe bei lebenswichtigen Medikamenten und den dramatischen Personalmangel in Apotheken hin. Er forderte Maßnahmen zur Lösung dieses Problems.

Eine zuvor durchgeführte Umfrage hatte ergeben, dass neun von zehn Apotheken in Thüringen an der Protestveranstaltung teilnehmen wollten, 87 Prozent der Apotheken gaben an, vorübergehend oder vollständig geschlossen zu bleiben.

Der Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Dr. Hans-Peter Hubmann, unterstützt den Protest und kritisiert die Gesundheitspolitik von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Es sei „beeindruckend“, mit welch großer Geschlossenheit die Thüringer Kolleginnen und Kollegen am Mittwoch gegen die Gesundheitspolitik von Lauterbach protestiert hätten. Er sprach von einem „überwältigenden sowie gelungenen Auftakt“ in den Protestmonat November. Er rufe alle Apothekenteams in Deutschland dazu auf, sich an den in ihrer Region anstehenden Protesten zu beteiligen: „Schließen Sie Ihre Apotheke für einen Tag, fahren Sie zu der in ihrer Region angesetzten Kundgebung und verleihen Sie dem Apotheken-Protest eine mächtige Stimme!“, so Hubmanns unmissverständlicher Appell.

Die ABDA hatte im September den November zum Protestmonat erklärt. An jedem Mittwoch wird es in verschiedenen Bundesländern Streiks und Demonstrationen geben. Den Abschluss soll am 29. November eine Großdemo in Berlin bilden.

Viele Frauen haben es derzeit mit einer bakteriellen Vaginose zu tun  

Etwa jede vierte Frau im geschlechtsreifen Alter leidet derzeit an einer bakteriellen Vaginose (BV). Das geht aus dem gemeinsamen Leitlinienprogramm der Deutschen, Österreichischen und Schweizerischen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG, OEGGG und SGGG) hervor. 
Viele Frauen bemerken demnach jedoch außer einem fischigen Geruch und grau-weißlichem Ausfluss keine Symptome, während andere unter Beschwerden wie Brennen, Rötung, Juckreiz, Schmerzen beim Geschlechtsverkehr oder beim Wasserlassen litten. Dies könne langfristig zu schwerwiegenden Problemen im Sexualverhalten, wie Beziehungsproblemen, einer verringerten Lebensqualität oder sogar Depressionen führen. Während der Schwangerschaft könne eine BV auch das Risiko für vorzeitige Wehen oder einen vorzeitigen Blasensprung erhöhen.

Eine bedeutende Herausforderung in der medizinischen Praxis bestehe darin, dass die Behandlung der BV oft nicht erfolgreich sei, was wiederkehrende Beschwerden und einen großen Leidensdruck bei den Betroffenen auslösen könne.

Um Frauen zu helfen und die Risiken zu minimieren, haben elf medizinische Fachgesellschaften aus Deutschland, der Schweiz und Österreich gemeinsam eine Leitlinie entwickelt. Darin werden praxisnahe Informationen und aktuelle Empfehlungen zur Früherkennung und Behandlung der bakteriellen Vaginose für Frauen jeden Alters bereitgestellt. Die Leitlinie enthält Definitionen und wissenschaftliche Informationen zur führenden Bakterienart, der Gardnerella-Spezies, sowie Informationen zu Risikofaktoren und Symptomen. Zudem wird das diagnostische Vorgehen ausführlich erläutert und es werden Empfehlungen für die Behandlung gegeben, die über die Standardtherapie mit oralen oder topischen Antibiotika hinausgehen.

Insgesamt soll diese neue Leitlinie dazu beitragen, optimale Bedingungen für die bestmögliche Behandlung betroffener Frauen zu schaffen.

Erhebliche Probleme rund um bundeseinheitlichen Medikationsplan

Selbst wenn es für Patient*innen auf den ersten Blick gut klingt, einen bundeseinheitlichen Medikationsplan (BMP) zu haben, gibt es erhebliche Probleme bei der Umsetzung und Nutzung. Eine Studie, die von Forschern der ABDA, der Universität Leipzig und dem Sächsischen Apothekerverband durchgeführt wurde, hat nämlich ergeben, dass die meisten dieser Pläne unvollständig und fehlerhaft sind.

Die Studie umfasste 288 Patienten aus sächsischen Apotheken, die bereits Medikationspläne hatten. Es sei festgestellt worden, dass im Durchschnitt ein Medikament pro Plan fehle. Kein einziger Plan sei komplett korrekt gewesen. Auf 79 Prozent der Pläne habe es relevante Abweichungen, wie nicht dokumentierte Medikamente, fehlende Dosierungen oder falsche Informationen, gegeben. In einigen Fällen seien Medikamente aufgeführt gewesen, die die Patient*innen gar nicht mehr einnahmen. Zusätzlich seien viele Pläne handschriftlich ergänzt worden, wenn sie älter waren, was auf ein Problem der mangelnden Aktualisierung hinweise.

Die Forscher schlossen daraus, dass es nicht ausreiche, den Plan nur einmal auszustellen. Er sollte regelmäßig von Ärzt*innen und Apotheker*innen aktualisiert und erklärt werden. Die Ergebnisse wiesen darauf hin, dass nicht nur der Inhalt und das Format des Plans wichtig seien, sondern auch die Prozesse und Verantwortlichkeiten für die Erstellung und Aktualisierung.

Trotz dieser Probleme nutzten einige Patient*innen ihre Medikationspläne regelmäßig, um ihre Medikamente zu verwalten und Fachärzte zu informieren. Die Verständlichkeit der Pläne wurde als zufriedenstellend angesehen. Allerdings wichen fast 60 Prozent der Patient*innen bewusst von ihren Plänen ab, hauptsächlich aus Angst vor Nebenwirkungen oder aufgrund von Kommunikationsproblemen mit Gesundheitsdienstleistern.  
Besonders bei bestimmten Patientengruppen, wie älteren Menschen mit niedrigem Bildungsstand, sei es wichtig, die Bedürfnisse der Patienten zu verstehen und entsprechende Beratung anzubieten. Eine bessere Kommunikation und Aufklärung wurde als Schlüssel zur Verbesserung der Therapieadhärenz der Patienten hervorgehoben. 

Apotheker-Verbände wollen fusionieren

Die Apothekerverbände in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen prüfen derzeit Möglichkeiten zur verstärkten Zusammenarbeit. Stefan Fink, der Vorsitzende des Thüringer Apothekerverbandes, erklärte in dieser Woche, dass eine Fusion der drei Verbände zu einem einzigen Verband eine der Optionen sei, die in Betracht gezogen werden. Die genaue Art und Weise dieser Zusammenarbeit, falls sie zustande kommt, wird von den Verbandsmitgliedern entschieden. Etwa 95 Prozent der Apotheken in diesen drei Bundesländern sind derzeit Mitglieder ihrer jeweiligen Landesverbände. 

Grund für die Fusionsüberlegungen: Die Verwaltungsaufgaben in den Verbandsbüros nähmen stetig zu, so dass die vorhandenen Ressourcen nicht mehr ausreichten, um diese Aufgaben effizient zu bewältigen. Gegenwärtig sichern rund 2000 Apotheken in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen die Arzneimittelversorgung in der Region. Dies werde jedoch zunehmend schwieriger, auch weil die Zahl Apotheken nicht nur bundesweit zurückgehe, sondern auch in diesen drei Bundeländern gilt. Die Idee bestehde darin, die Arbeitsbelastung zu bündeln und gemeinsam zu bewältigen. 

AMIRA fragt: Wie seht ihr das: Sind Zusammenlegungen eine Möglichkeit Kosten zu sparen? Sollten vielleicht auch andere Verbände diese Option prüfen? Wir sind gespannt auf eure Meinungen.

Männer am häufigsten wegen Herz-Kreislauf-Problemen im Krankenhaus

Gestern war Welt-Männertag, und passend zu diesem Datum veröffentlichte das Statistische Landesamt in Wiesbaden Daten zur Männergesundheit in diesem Bundesland, die sich mit kleinen Abweichungen auf die männlichen Bundesbürger insgesamt übertragen lassen. Demnach waren Krankheiten des Kreislaufsystems im vergangenen Jahr die Hauptursache für Krankenhausaufenthalte von Männern in hessischen Krankenhäusern. Aufgrund von Erkrankungen aus diesem Formenkreis wurden in hessischen Krankenhäusern 98.200 Männer behandelt, was etwa jedem sechsten männlichen Patienten entspricht. Auf dem zweiten Platz lagen Erkrankungen des Verdauungssystems mit 65.500 Patienten, gefolgt von Verletzungen und Vergiftungen mit 58.200 männlichen Patienten. Insgesamt wurden 594.000 Männer stationär behandelt, was einem Anteil von 47,7 Prozent an der Gesamtpatientenzahl entspricht. 

Angaben machte das Statistische Landesamt aber auch für die Erkrankungshäufigkeit des anderen Geschlechts. Demnach waren auch bei den Frauen Erkrankungen des Kreislaufsystems die Hauptursache für stationäre Aufenthalte, wobei 79.900 Frauen, etwa jede achte Patientin, betroffen waren. Die zweithäufigste Ursache für Klinikaufenthalte bei Frauen waren Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett mit 71.200 Patientinnen, gefolgt von Verletzungen und Vergiftungen mit 65.600 Patientinnen. 

Kinderärzte warnen vor veganer Ernährung von Säuglingen und Kleinkindern

Anlässlich des Weltvegantags am 1. November warnten Jugendmediziner vor veganer Ernährung für Säuglinge und Kleinkinder: Der kindliche Organismus sei besonders anfällig für Nährstoffmangel. Für ein gesundes Körperwachstum und eine optimale Organentwicklung, insbesondere des Gehirns, seien ausreichend viele Nährstoffe erforderlich, betonte der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) in NRW. 

Der Verband erklärte, dass die Versorgung mit Eiweiß, bestimmten Fettsäuren, Vitaminen und Spurenelementen bei veganer Ernährung kritisch sei. Selbst geringe Abweichungen und Mangelerscheinungen könnten die empfindlichen Organe von Säuglingen, die sich noch im Wachstum befinden, schädigen. Dies gelte insbesondere für die neurologische Entwicklung und geistige Gesundheit, die massiv und dauerhaft gefährdet sein könnten. 

Der Verband berichtete, dass etwa zehn Prozent der Erwachsenen in Deutschland vegetarisch oder vegan lebten. Viele Eltern entschieden sich auch dazu, ihre Kinder vegetarisch oder vegan zu ernähren. Im Jugendalter könne eine fleischlose Ernährung unter bestimmten Bedingungen in Ordnung sein, aber bei Säuglingen und Kleinkindern werde von veganer Ernährung abgeraten. 

Es wurde empfohlen, dass Kinder eine ausgewogene Ernährung zu sich nehmen sollten, die Fleisch und tierische Produkte wie Milch und Käse in Maßen einschließt. Bei veganer Ernährung fehlen wichtige Nährstoffe, die aus anderen Quellen aufgenommen werden müssen. Manchmal, wie im Fall von Vitamin B12, sei dies nur durch Nahrungsergänzungsmittel möglich. 

Ältere Kinder und Jugendliche, die sich aus Tierwohl- oder Umweltaspekten vegan ernähren, sollten qualifizierte Beratung und regelmäßige Blutuntersuchungen erhalten, um sicherzustellen, dass sie ausreichend mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt sind. Stillende Mütter, die sich vegan ernähren, sollten Vitamin B12-Präparate einnehmen und ihre Blutwerte überwachen lassen. 

AMIRA fragt: Wie oft kommt es in eurer Apotheke vor, dass Eltern nach Nahrungsergänzungsmitteln fragen, um ihre Kinder vegan ernähren zu können?