Wochenrückblick: Pharmazeutische Dienstleistungen, Neuer Migräne-Wirkstoff und Expopharm 2022

Es herrscht weiterhin viel Unmut unter Ärzt:innen hinsichtlich der Pharmazeutischen Dienstleistungen. Ein neuer Wirkstoff zur Migräne-Behandlung ist in Sicht und Karl Lauterbach hat sich für die Expopharm 2022 angekündigt.

Weiter Ärger um Pharmazeutische Dienstleistungen

Nachdem in der vergangenen Woche ein Dokument der Hessischen Ärztekammer für Ärger sorgte, geht es nun mit der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Hessen in eine neue Runde. Auf ihrer Website ruft die KV ihre Mitglieder zu folgenden Maßnahmen auf:

• Dokumentieren Sie bitte – anonymisiert und ohne Patientendaten – Fälle, in denen eine inkompetente Beratung durch Apotheken stattgefunden hat. Diese formlose Dokumentation übermitteln Sie uns. Bitte auch gegebenenfalls die Unterlagen, die der Apotheker oder die Apothekerin mitgegeben hat.

• Sprechen Sie mit Ihren Apotheker:innen vor Ort und signalisieren Sie, dass es insbesondere beim Bezug des Sprechstunden- und Praxisbedarfs immer Alternativen gibt.

• Parallel dazu werden wir mit zuverlässigen Anbietern Gespräche führen, um zum Beispiel über Rezeptterminals in den Praxen Rezepte auf einem Weg einlösen zu können, der nicht durch inkompetente Beratung belastet ist. Dadurch sollten sich neue, patientenorientierte Lösungen finden lassen.

• Wir werden auch eine rechtliche Überprüfung des Gesetzes in die Wege leiten. Abgesehen davon, dass wir natürlich die Vergütungshöhe (11,20 Euro für eine Blutdruckmessung, 20 Euro für die Erklärung eines Inhalators) als Benchmark für zukünftige Honorarverhandlungen und eine Neubewertung des Einheitlichen Bewertungsmaßstabs (EBM) ansehen werden.“

Es bleibt zu hoffen, dass sich die Verantwortlichen dessen bewusst werden, dass Arzt und Apotheker für das Patientenwohl besser zusammenarbeiten sollten.

Techniker Krankenkasse analysiert Long-Covid Daten

Ein aktueller Bericht der Techniker Krankenkasse (TK) zeigt erschreckendes zum Thema Long-Covid auf. Es wurde anhand der Daten aus dem Jahr 2020 ermittelt, wie häufig und wie lange Long-Covid-Betroffene nach einer Infektion im Jahr 2021 krankgeschrieben waren. Demnach waren knapp ein Prozent aller erfassten 2020 an Corona erkrankten Erwerbstätigen im Jahr darauf mit der Diagnose Long Covid krankgeschrieben – sie fehlten durchschnittlich 105 Tage. Thomas Grobe vom Aqua-Institut Göttingen, der am vergangenen Mittwoch auf einer Pressekonferenz der TK die Zahlen vorgestellt hatte geht dabei sogar noch von einer hohen Dunkelziffer aus, da die Erfassung der Erkrankung damals noch nicht flächendeckend stattfand.

Neuer Migräne-Wirkstoff in Aussicht

Viele Migräne-Patient:innen, die keine Triptane einnehmen dürfen, können sich schon einmal vorfreuen, denn die EMA hat zur Zulassung von Lasmiditan (Hersteller Eli Lilly) in der EU plädiert. Der Vorteil des neuen Wirkstoffs: Er greift zwar wie die Triptane auch in das körpereigene Sertoninsystem ein, wirkt dabei aber nicht gefäßverengend. Daher eignet sich Lasmiditan auch für Patient:innen mit kardiovaskulären Vorerkrankungen. Lasmiditan besteht aus drei Rigsystemen und ist der erste therapeutisch verwendete Wirkstoff aus der Gruppe der Ditane. Die häufigsten unerwünschten Wirkungen sind unter anderem Schwindel, Müdigkeit und Empfindungsstörungen. In den USA ist Lasmiditan unter dem Handelsnamen Reyvow bereits seit Oktober 2019 als Migränetherapeutikum zugelassen.

Hash-Code Übergangsphase abgelaufen

Da bei der Einführung der Hash-Codes für alle Rezepturen zu viele technische Probleme auftraten, wurde die verpflichtende Einführung der 40-stelligen Codes auf dem Kassenrezept auf den 1. Juli verschoben. Seit der vergangenen Woche müssen die Hash-Codes nun vermerkt werden. Anhand der Nummer lässt sich jetzt für die Krankenkassen nachvollziehen, welche Fertigarzneimittel, Stoffe, Gefäße, Packungs- oder Teilmengen einer Packung genau für die Anfertigung der jeweiligen Rezeptur verwendet wurden. Aus technischen Gründen ist es nun nicht mehr möglich, mehr als eine Rezeptur pro Rezeptformular zu bedrucken. Wie sieht es da bei dir in der Apotheke aus? Gab es viele Probleme bei der Einführung des Hash-Codes oder lief alles reibungslos ab?

Neue Liste der abrechenbaren Corona-Schnelltests

Am 29. Juni 2022 wurde die Coronavirus-Testverordnung (TestV) geändert. Unter anderem wurde in diesem Zuge auch die Erstattungsfähigkeit der Antigen-Schnelltests neu geregelt. Der Anspruch auf eine Erstattung der POC- Antigen-Tests nach § 1 Absatz 1 Satz 1 beschränkt sich auf die Tests, die in der vom Gesundheitssicherheitsausschuss der Europäischen Union beschlossenen gemeinsamen Liste von Corona-Antigen-Schnelltests aufgenommen wurden (Common RAT List des HSC). Das Paul-Ehrlich-Institut hat diese Liste nun aktualisiert. Schau doch mal rein, ob die Tests, die ihr in der Apotheke verwendet, noch konform sind.

Karl Lauterbach auf dem Deutschen Apothekertag: Expopharm 2022

Am 14. September wird der Bundesgesundheitsminister am Deutschen Apothekertag in München teilnehmen. Die ABDA informiert darüber, dass von seiner Seite ein Grußwort an die Delegierten der Hauptversammlung geplant ist. Dieses Grußwort wird für alle die nicht live dabei sein können auch auf www.abda.de im Livestream verfolgbar sein. Auch Nachberichte des Ministerbesuchs sind bereits im Newsroom und auf den Social-Media-Kanälen der ABDA geplant. Falls du lieber live dabei sein möchtest: Der Deutsche Apothekertag wird vom 14. bis 16. September 2022 in der Messe München im Rahmen der Expopharm stattfinden, die noch einen Tag länger bis zum 17. September andauert. Dort werden circa 450 Aussteller auf einer Fläche von mehr als 33.000 qm ihre Angebote und Innovationen im Bereich des Apothekenmarktes vorstellen. Kommst du auch mit deinen Kollegen und Kolleginnen zur diesjährigen Ausstellung nach München?