Ärger mit Rhinosinusitis: Cineol genauso wirksam wie Prednisolon

Wenn die Temperaturen sinken, kommt es wieder häufiger zu Nasennebenhöhlenentzündungen (Rhinosinusitis). Gegen die lästigen Beschwerden sind auch Kräuter gewachsen. Das kann helfen.

Verstopfte Nase, behinderte Nasenatmung, zähflüssiges gelb-grünes Nasensekret, eine näselnde Stimme, Geruchs- und Geschmacksverlust, Druckkopfschmerz und hämmernde Schmerzen beim Vornüberbeugen – das sind die Symptome einer Rhinosinusitis, einer Entzündung der Schleimhäute von Nase und Nasennebenhöhlen. Viele Erwachsene erleiden mindestens einmal im Jahr eine Rhinosinusitis. Kinder erkranken eher selten, da nicht alle Nebenhöhlen ab Geburt angelegt sind, vollständig entwickelt sind sie erst mit circa 15 Jahren.

Früher wurde zwischen Rhinitis (Entzündung der Nasenschleimhaut) und Sinusitis (Entzündung einer oder mehrere Nebenhöhlen) unterschieden. Da aber „beide Schleimhäute“ eine anatomische und funktionelle Einheit bilden, ist der Begriff Rhinosinusitis passender. Bei einer Sinusitis liegt immer auch eine Rhinitis vor.
Unterschieden werden je nach Erkrankungsdauer die akute Rhinosinusitis (bis zu zwölf Wochen) sowie die chronische Rhinosinusitis, die über diese Zeitspanne hinaus besteht. 

Wofür hat der Mensch Nebenhöhlen?

Die Nasennebenhöhlen sind luftgefüllte und mit Schleimhaut ausgekleidete Hohlräume im Gesichtsknochen, die über feine Gänge (Ostien) mit der Nase verbunden und paarig angelegt sind. Es gibt je zwei Stirnhöhlen (Sinus frontalis), zwei Keilbeinhöhlen (Sinus sphenoidalis), die Siebbeinzellen (Sinus ethmoidalis) zwischen den Augenhöhlen und die zwei Kieferhöhlen (Sinus maxillaris). Unsere Nebenhöhlen fungieren zusammen mit der Nasenhöhle als „Klimaanlage“ unseres Körpers. Die Atemluft wird erwärmt, vorgereinigt und angefeuchtet, bevor sie weiter in die unteren Atemwege strömt. Die Flimmerhärchen auf der Schleimhaut sorgen dafür, dass im Sekret „abgefangene“ Stoffe, wie Schadstoffe, Krankheitserreger und Fremdstoffe in den Rachen transportiert, wo sie dann weiter in den Magen gelangen und mit der dortigen Salzsäure unschädlich gemacht werden. Vermutet wird auch, dass die Nebenhöhlen unseren schweren Schädelknochen leichter machen und unserer Stimme als Resonanzkörper dienen sollen.

Wie kommt es zu einer Entzündung?

Wie fast jede Erkältung wird auch die Rhinosinusitis meistens durch Viren (z. B. Rhinoviren, Influenzaviren, Coronaviren, Parainfluenzaviren) ausgelöst. Bakterien oder Pilze können aber auch eine Ursache sein. Die Infektion findet in der Nase statt und wandert über die Ostien weiter. Die Nebenhöhlenentzündung kann einseitig oder beidseitig auftreten und jeweils eine oder mehrere Nebenhöhlen betreffen. Sind alle betroffen, spricht man von einer Pansinusitis. Oftmals lassen sich die entzündeten Nasennebenhöhlen anhand der vorliegenden Beschwerden bereits lokalisieren. Anatomische Besonderheiten, wie eine verkrümmte Nasenscheidewand oder verengte Ostien können das Festsetzen der Entzündung noch begünstigen.
Seltener sind bakterielle Infektionen, Allergien oder eitrig entzündete Zahnwurzeln die Auslöser einer Rhinosinusitis.

Wie können wir in der Apotheke helfen?

Neben viel Flüssigkeit und Ruhe für den Körper ist es wichtig, die Entzündung zu bekämpfen sowie das angestaute, zähe Sekret zu mobilisieren und zu verflüssigen. Nur so können die Nebenhöhlen wieder belüftet werden. 

Dazu eignen sich sehr gut pflanzliche Schleimlöser. Eine Kombination aus Enzian, Sauerampfer, Holunder, Schlüsselblume und Eisenkraut ist in Sinupret® extract, forte, Saft oder Tropfen von Bionorica enthalten. Es kann ab zwei Jahren gegeben werden und bekämpft die Entzündung und löst den Schleim. Präparate mit Cineol wie Soledum®, Soledum® forte, Soledum® Junior (Klosterfrau) oder Sinolpan® forte 200mg (Engelhard Arzneimittel) wirkt einer klinischen Studie zufolge vergleichbar entzündungshemmend wie Prednisolon. Sie sind sehr effektiv in der Schleimlösung. Hierzu zählen auch Präparate mit Myrtol® (Mischung ätherischer Öle auf Basis von rektifiziertem Eukalyptus-, Süßorangen-, Myrten- und Zitronenöl) wie Gelomyrtol® forte von Pohl Boskamp.

Um die Belüftung der Nebenhöhlen zu verbessern, eignen sich Nasensprays mit den α-sympathomimetischen Wirkstoffen Xylometazolin, Oxymetazolin oder Tramazolin. Diese wirken gefäßverengend und lassen schnell die Schleimhäute abschwellen. Sie sollten in altersgerechter Dosierung maximal dreimal täglich und nicht länger als eine Woche gegeben werden. Die Präparate Otriven® SinuSpray von GlaxoSmithKline oder Rhinospray® plus von Sanofi enthalten zusätzlich zum abschwellenden Wirkstoff noch ätherische Öle, die zusätzlich die Nase befreien.

Die begleitenden Kopf- und Gesichtsschmerzen lassen sich gut mit nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Acetylsalicylsäure, Ibuprofen oder Diclofenac in den Griff kriegen. Sind diese kontraindiziert, kann auch Paracetamol gegeben werden.

Kombinationspräparate wie Aspirin® Complex Granulat von Bayer oder Grippostad® complex von Stada, BoxaGrippal® von Angelini Pharma oder ratioGrippal® von ratiopharm enthalten neben dem NSAR auch Pseudoephedrin. Dieser Vasokonstriktor lässt ebenfalls die Schleimhäute abschwellen, so dass auf ein Nasenspray verzichtet werden kann.

Ebenfalls entzündungshemmend und damit lindernd wirken sowohl bei akuter als auch chronischer Rhinosinusitis kortisonhaltige Nasensprays mit den Wirkstoff Mometason. Auch Nasenspülungen mit unterschiedlich konzentrierten Salzlösungen (z.B. mit Emser® Nasendusche von Sidroga) verflüssigen wirksam den festsitzenden Schleim. Dampfbäder mit heißem Wasserdampf oder Aufgüssen mit Thymian, Kamille, Eukalyptus etc. oder feuchtwarme Wickel wirken entzündungshemmend und schleimlösend.

Homöopathisch können die Einzelmittel Cinnabaris D6 oder Luffa D6 oder auch Komplexmittel wie Sinusitis Hevert SL von Hevert Arzneimittel oder Wala® Silicea comp. Globuli gegeben werden. Beide dürfen in der Schwangerschaft nach Rücksprache mit dem Arzt verbreicht werden.

Wann sollte man ärztlicher Rat eingeholt werden?

Meist heilt eine Rhinosinusitis nach ca. 14 Tagen wieder aus. Sollte der oder die Betroffene das Gefühl haben, dass sich die Symptome eher verschlechtern als bessern oder anhaltend hohes Fieber besteht, sollte ein Arzt bzw. eine Ärztin aufgesucht werden. Da die Infektionen meist viral bedingt und selbstlimitierend sind, sind Antibiotika häufig unnötig und wirkungslos. Angezeigt sind sie lediglich bei einer bakteriellen Sekundärinfektion.

Bei chronischen oder rezidivierenden Beschwerden können die verengten Ostien chirurgisch geweitet oder auch die entzündeten Nebenhöhlen punktiert und gespült werden. Polypen können operativ entfernt und eine schiefe Nasenscheidewand kann begradigt werden.

In sehr seltenen Fällen können das Gehirn oder die Augen befallen sein. Wenn also Symptome wie Nackensteife, Verwirrtheit, Lichtempfindlichkeit oder Schwellungen und Rötungen um die Augen oder Sehstörungen auftreten, sollten sich Patient:innen schnellstens zum Arzt oder sogar in die nächste Notaufnahme begeben.