Autsch, meine Ohren! – Wie der Druckausgleich im Flugzeug klappt
<p>Viele lieben das Kribbeln im Bauch, wenn der Urlaubsflieger auf der Startbahn beschleunigt – endlich geht es los! Manche Menschen spüren allerdings bei Start und Landung einen starken Druck im Ohr, der auch richtige Schmerzen verursachen kann. </p>
Woher kommen die Schmerzen?
Unsere Ohrtrompete (Eustachische Röhre) sorgt dafür, dass auf beiden Seiten des Trommelfells der gleiche Ohrendruck herrscht, indem sie sich öffnet und Luft nachströmen lässt. Zwar sitzen die Fluggäste im Flugzeug in einer Druckkabine, in der annähernd ein Atmosphärendruck wie am Erdboden aufrechterhalten wird – aber eben nur annähernd. In Flughöhe von circa 10.000 m ist der Druck im Inneren der Kabine um ein Viertel niedriger als auf dem Boden.
Den Start eines Flugzeuges kann man mit der Besteigung eines sehr hohen Gipfels vergleichen, nur dass man innerhalb von Minuten oben ist. Der Luftdruck fällt unnatürlich schnell ab, die Luft im Mittelohr dehnt sich aus, somit wird das Trommelfell nach außen gedrückt. Ein Überdruck im Mittelohr entsteht.
Beim Landen hingegen nimmt der Druck extrem schnell zu, das Trommelfell wölbt sich nach innen, die Eustachische Röhre wird fest zusammengedrückt und ein Unterdruck entsteht. Diesen kann der Körper noch schwieriger ausgleichen als den Überdruck. Daher ist für viele die Landung schlimmer als der Start. Gelingt der Druckausgleich nicht (z.B. aufgrund einer Erkältung), kann das extrem schmerzhaft werden. Betroffene spüren einen stechenden Schmerz, verbunden mit einem unangenehmen Druckgefühl. Es tut minutenlang richtig weh und die Hörleistung ist vermindert („Hören wie durch Watte“). Meist ist auch das der Grund, warum Babys und Kleinkinder bei Start und Landung schreien.
Im Extremfall kann das Trommelfell sogar einreißen. Dann spricht man vom sogenannten Barotrauma.
Was kann helfen?
Oft reicht es schon, wenn man gähnt, Kaubewegungen macht oder schluckt, um den „falschen“ Druck wieder auszugleichen. Kaugummi oder, was bei größeren Kindern sehr beliebt ist, große Gummibärchen oder Kaubonbons kauen hilft ebenfalls. Auch das sogenannte Valsalva-Manöver öffnet die Eustachische Röhre. Das könnt ihr euren Kund:innen einfach demonstrieren. Tief Luft holen, Nase mit zwei Fingern fest zuhalten und mit geschlossenem Mund die Luft in den Nasenraum pressen, wie wenn man schnäuzen würde.
Wichtig ist es, dass die Betroffenen möglichst frühzeitig dem Über- oder Unterdruck gegensteuern. Je größer der Druckunterschied, desto schwieriger ist er auszugleichen.
Was gibt es in der Apotheke?
Sind die Schleimhäute durch eine Erkältung oder Allergie angeschwollen, ist der Druckausgleich natürlich noch schwieriger. Deshalb sollten Erkältete immer abschwellende Nasensprays oder -tropfen in altersgerechter Dosierung mit den Wirkstoffen Xylometazolin (z. B. Olynth® von Johnson&Johnson, Otriven® von GSK, Nasic® von MCM Klosterfrau GmbH, u. a.) oder Oxymetazolin (z. B. Nasivin® von Wick Pharma, Wick Sinex® avera von Wick Pharma, u.a.) im Handgepäck dabeihaben und diese möglichst eine halbe Stunde vor Start oder Landung in die Nase einsprühen. Ihr könnt eure Kunden darauf hinweisen, dass diese Präparate nur in durchsichtigen Beuteln mit je bis zu 100 ml und insgesamt maximal einem Liter Fassungsvermögen im Handgepäck mitgenommen werden dürfen.
Falls die oben genannten Maßnahmen nicht erfolgreich sind, empfehlen sich SanOhra® Fly Ohrenstöpsel von der Innosan GmbH. Diese müssen mindestens 45 Minuten vor Start und Landung in den äußeren Gehörgang eingesetzt werden und dürfen erst 30 Minuten danach wieder entfernt werden. Bei kürzeren Flügen sollten sie durchgehend getragen werden. Diese in zwei Größen (für Kinder und Erwachsene) erhältlichen Ohrstöpsel bilden vor dem Trommelfell eine Luftkammer. Durch den eingebauten Filter steigt der Druck wesentlich langsamer, weshalb die Schmerzen ausbleiben. Laut Studien haben sich bei über 90 Prozent der Nutzer die Beschwerden deutlich gebessert, ca. 80 Prozent waren komplett schmerzfrei.
Sonderfall Baby und Kleinkind
Babys sollten vor Start und Landung wach sein, eventuell sogar geweckt und mit einer Flasche oder einem Schnuller zum Saugen und Trinken animiert werden. Größere Kinder sollten etwas kauen oder essen. Stillen wäre theoretisch auch möglich, allerdings ist das schwer praktikabel, wenn bei Start und Landung alle Passagiere angeschnallt sein müssen.
Mit diesen Tipps und Empfehlungen könnt ihr bestimmt dazu beitragen, dass Eure Kunden und Kundinnen bereits dem Flug in den Urlaub entspannt entgegen sehen und sich keine Gedanken über die Ohrenschmerzen machen müssen.