Eine üble Sache auf Reisen – Was hilft bei Reiseübelkeit?
<p>Sommerzeit, Reisezeit – los geht‘s in den Urlaub! Für viele Menschen das Schönste auf der Welt, bei anderen wird die Vorfreude auf das Urlaubsziel durch Reisekrankheit (Kinetose) getrübt. </p>
Dabei muss es nicht mal ein schaukelndes Schiff sein, das einen „seekrank“ macht. Schon kurvenreiche Fahrten mit Auto, Bus oder Bahn oder Turbulenzen im Flugzeug können neben Übelkeit und Erbrechen auch Schweißausbrüche, Blässe, Schwindel, Hyperventilation oder Kopfschmerzen auslösen. Was ihr euren Kund:innen empfehlen könnt und welche Tipps helfen, erfahrt ihr hier.
Wie entsteht Reiseübelkeit?
Verantwortlich für die teils heftige Reiseübelkeit sind widersprüchliche Sinneseindrücke, die das Gehirn während einer Seefahrt oder Reise mit Flugzeug, Bahn oder Auto verarbeiten muss. Das Auge meldet nur leichte bis gar keine Bewegungen (man sitzt ja „nur“), unser Gleichgewichtsorgan im Innenohr jedoch sehr intensive. Diese Stressreaktion im Gehirn führt zur Histaminausschüttung und weiter zur Stimulation des Brechzentrums. Das Ergebnis: Übelkeit bis hin zum plötzlichen Übergeben. In diesem Fall eine unnötige Überreaktion.
Kinder zwischen zwei und zwölf Jahren sowie Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Sogar Haustiere sind schon reisekrank geworden. Risikofaktoren können Alkoholkonsum, Phobien, Schwangerschaft oder Menstruation sowie bestimmte Erkrankungen wie Migräne sein. Die Reizintensität, die zu den Symptomen führt, ist individuell verschieden. Interessanterweise können auch Computerspiele oder -simulationen und 3D-Kinofilme eine sogenannte Pseudokinetose verursachen.
Was kann man dagegen tun?
Grundsätzlich sollte man versuchen, die widersprüchlichen Sinneseindrücke wieder in Einklang zu bringen. Daher sollte man immer in Fahrtrichtung sitzen, im Auto entweder selbst fahren oder auf dem Beifahrersitz Platz nehmen und nach vorne blicken. In der Bahn empfiehlt sich ein Fensterplatz, im Bus zusätzlich eher ein vorderer Sitzplatz, weil der Blick durch die Bus-Frontscheibe gegen aufkommende Übelkeit helfen kann. Im Flugzeug spürt man auf Höhe der Tragflächen die Turbulenzen am schwächsten und auf dem Schiff ist ein Platz an der Reling am besten. Hier hat man frische Luft und weite Sicht auf Horizont und Wellen.
Lesen ist ein absolutes Tabu bei Reiseübelkeit. Besser sollten Betroffene zur Ablenkung auf Musik oder Hörbücher zurückgreifen.
Während der Reise sollten allenfalls leichte und fettarme Speisen verzehrt werden, Alkohol und Zigaretten sind tabu. Durch das Kauen von Kaugummi oder Ingwerstückchen lässt sich der überreizte Magen beruhigen, regelmäßige Pausen (wenn möglich) an der frischen Luft sorgen für Besserung. Zu achten ist auch auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Entspannungsübungen und eine Mütze Schlaf können ebenfalls helfen, der Übelkeit zu entgehen, da im Schlaf der Gleichgewichtssinn weitgehend ausgeschaltet ist und die visuellen Reize wegfallen.
Interessant: Regelmäßiger Ausdauersport (vor allem Laufen) kann einen schwach ausgeprägten Gleichgewichtssinn trainieren und langfristig dazu beitragen, dass Reisekrankheit seltener auftritt und die individuelle Reizschwelle steigt.
Was gibt es in der Apotheke?
Bei den ersten Anzeichen von Übelkeit können die Sea-Band® Akupressurarmbänder von der EB Vertriebs GmbH an beide Handgelenke angelegt werden. Sie sollen den sogenannten Nei Kuan-Punkt stimulieren und sind in zwei Größen (Kinder und Erwachsene) im Handel. Es sind weder Kontraindikationen noch Nebenwirkungen bekannt. Sie entfalten ihre Wirkung nach wenigen Minuten und können die ganze Reise über getragen werden.
Ein altbekannter Klassiker sind die Superpep® Reise Kaugummi-Dragées 20 mg von Hermes. Sie enthalten den Wirkstoff Dimenhydrinat und können ab einem Alter von sechs Jahren bei den ersten Anzeichen von Übelkeit oder auch vorbeugend gekaut werden. Erwachsene und Jugendliche können im Abstand von jeweils einer halben Stunde drei Kaugummis kauen, Kinder von sechs bis zwölf Jahren zwei.
Das altbewährte Vomex A® von Klinge Pharma enthält ebenfalls das Antihistaminikum Dimenhydrinat. Es gibt viele unterschiedliche Darreichungsformen und Dosierungen für alle Altersgruppen (Säuglinge bis Erwachsene). Neben Sirup, Dragées, Retardkapseln und Suppositorien sind seit kurzem Sublingualtabletten (Vomex A® Reise) verfügbar, die ohne Wasser eingenommen werden können. Gleiches gilt für die vorportionierte Lösung zum Einnehmen im Beutel (Vomex A® 12,5 mg Kinder Lösung und Vomex A® 50 mg Lösung). Diese klassischen Reisetabletten mit üblicherweise 50 mg Dimenhydrinat sind von verschiedenen Generikaherstellern erhältlich.
Wenn eure Kunden sicher sind, dass ihnen übel wird, sollten die Präparate idealerweise 30 bis 60 Minuten vor Reiseantritt genommen werden, ansonsten dauert es circa eine halbe Stunde bis zum Wirkungseintritt. Dessen muss man sich bewusst sein.
Vom Arzt können bei schweren Kinetosen die verschreibungspflichtigen Scopoderm® TTS Pflaster von GlaxoSmithKline verordnet werden. Diese enthalten den Wirkstoff Scopolamin, werden hinter dem Ohr aufgeklebt und alle drei Tage gewechselt.
Da Dimenhydrinat und Scopolamin dämpfend wirken und somit das Reaktionsvermögen beeinträchtigt ist, sollten Betroffene nach Einnahme nicht selbst fahren oder Maschinen bedienen.
Die Top 3 Mittel bei Reiseübelkeit in der Homöopathie sind Cocculus, Tabacum und Petroleum, jeweils in der Potenz D 12. Durch Nachfragen und Abklärung der Modalitäten könnt ihr das passende Mittel für eure Kund:innen aussuchen.
Mit diesen Empfehlungen und Tipps könnt ihr mit Sicherheit dazu beitragen, dass eure Kund:innen eine Sorge weniger haben und entspannt ihren wohlverdienten Urlaub antreten können.