Hypokaliämie – ein oft unentdeckter Mangel

In der Apotheke begegnen dir regelmäßig Patienten und Patientinnen mit diffusen Symptomen, die sich eine Beratung wünschen. Weißt du, woran du einen möglichen Kaliummangel erkennen kannst und wie die Therapie bei konkreter Diagnose aussehen sollte?

Kalium ist ein positiv geladenes Ion (K+), das von allen Körperzellen gleichermaßen benötigt wird. Es zählt zu den Mengenelementen – etwa 0,25 % unserer Körpermasse bestehen aus dem Elektrolyt.

Kalium ist für uns essenziell, das heißt, es muss über die Nahrung zugeführt werden und wird nicht körpereigen gebildet. Gute Kaliumlieferanten sind Fleisch (z. B. Schweinefleisch), Fisch (z. B. Forelle), Gemüse (z. B. Brokkoli, Spinat, Kartoffeln) Eier und Obst (z. B. Aprikosen, Bananen) sowie Kakaopulver und Getreideprodukte. Aufgrund der Löslichkeit der Kaliumsalze ist die Bioverfügbarkeit aus Lebensmitteln allgemein gut. Die Ausscheidung erfolgt über die Nieren (renal) und die Regulation des Kaliumhaushaltes über körpereigene Gluko- und Mineralkortikoide.

Kalium regelt den Flüssigkeitsgehalt der Zelle und hat zahlreiche Stoffwechselaufgaben. In den Nervenzellen sorgt es für die Zellerregung und Reizweiterleitung und in der Muskulatur steuert es die Kontraktionen – auch im Herzmuskel.

Wieviel Kalium benötigen wir und wie kommt es zu einem Mangel?

Ein Erwachsener sollte einen Kaliumspiegel von 3,5-5,0 mmol/l im Blut haben. Erst wenn dieser abrupt sinkt oder steigt, verspüren Betroffene Symptome, denn sowohl eine Hyper- als auch die Hypokaliämie können gefährlich werden.

Die häufigste Ursache für einen Mangel ist ein erhöhter Kaliumverlust, entweder über die Nieren (z. B. bei Nierenentzündung oder Nierenversagen), über den Magen-Darm-Trakt (durch Durchfall und Erbrechen) oder auch über den Schweiß (bei schwer arbeitenden Menschen).

Seltene Erkrankungen wie Morbus Cushing oder das Conn-Syndrom führen durch eine überhöhte Cortisol- bzw. Aldosteronausschüttung ebenfalls zu einer vermehrten renalen Kaliumsekretion. Da ein übermäßiger Verzehr von Lakritz aldosteronähnliche Wirkungen auslöst, kommt es ebenfalls zur Hypokaliämie.

Auch die Einnahme von bestimmten Diuretika (relevant v.a. Thiazide und Schleifendiuretika), Antibiotika (Clindamycin, Gentamicin etc.) oder Glucokortikoiden können die Kaliumausscheidung über die Nieren beschleunigen. Bei Lanxantienabusus kann es ebenfalls zu erhöhten Kaliumverlusten kommen, allerdings über den Magen-Darm-Trakt.

Durch Verschiebungen von intra- und extrazellulärem Kalium, zum Beispiel bei Insulintherapie (Diabetes mellitus) oder einer Alkalose können die Kaliumspiegel stark schwanken. Andere Ursachen für Hypokaliämie wie eine Bariumvergiftung oder eine totale Mangelernährung kommen in Deutschland eher selten vor.

Welche Symptome treten auf?

Da Kalium maßgeblich an der Signalweiterleitung und Zellerregung beteiligt ist, führt ein Kaliummangel unter anderem zu Herzrhythmusstörungen, Muskelschwäche (Zittern) und verminderten Reflexen. Auch eine vermehrte Urinausscheidung, Verstopfung, Kopfschmerzen, Übelkeit und Müdigkeit können hinzukommen.

Die größte Gefahr besteht aber für unser Herz. Es gerät bei Kaliummangel buchstäblich aus dem Takt und im EKG können Tachykardien, Extrasystolen oder eine abgeflachte T-Welle beobachtet werden.

Wie kann man eine Hypokaliämie therapieren?

Wenn du den Verdacht hegst, dass eine Kundin oder ein Kunde unter einer Hypokaliämie leidet, sind eine ärztliche Diagnose und nachfolgend eine Behandlung erforderlich. Das ist wichtig wegen der oben angesprochenen Herzproblematik. Primär muss die Ursache der Störung behoben, aber auch der Kaliumspiegel sollte rasch normalisiert werden. Stehen Kunden vor dir, die über leichtere Formen der Hypokaliämie berichten, kannst du ihnen eine kaliumreiche Ernährung oder die orale Einnahme von Kaliumpräparaten empfehlen. Es gibt Granulate (Kalium Verla® von Verla-Pharm Arzneimittel GmbH) und Brausetabletten (Kalinor® Brausetabletten von der Desma GmbH), die allerdings bei empfindlichen Patienten die Magenschleimhaut angreifen und reizen können. Mit magensaftresistenten Präparaten in Kapselform (Kalinor®-retard P von Desma GmbH oder Kalium Verla® purKaps von der Verla Pharm GmbH)lässt sich dieses Problem umgehen.

In der Regel wird die Dosierung der Präparate vom Arzt je nach Schwere des Mangels und der Stärke der Beschwerden individuell festgelegt. Als Richtwert bei akutem Kaliummangel kann eine Dosis von 1 g/Tag angesehen werden.

Bei schweren Mangelsymptomen und wenn orale Kaliumpräparate unwirksam sind, wird Kalium parenteral unter ärztlicher Aufsicht und EKG Kontrolle verabreicht.

Extrahiert – Was du dir merken solltest:

  • Kalium ist essenziell und muss über die Nahrung zugeführt werden.
  • Eine Hypokaliämie wird meist über die vermehrte Ausscheidung über die Nieren hervorgerufen.
  • Ein Mangel kann zu vielfältigen gesundheitlichen Problemen führen. Insbesondere Herzrhythmusstörungen müssen ärztlich kontrolliert werden.
  • Als Richtwert für die Zufuhr bei akutem Mangel gilt die Dosis von einem Gramm pro Tag.