Von Fettleber bis Leberzirrhose – wie werden die Erkrankungen behandelt?

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Die Leber ist ein lebenswichtiges Organ, das im Stoffwechsel eine Fülle wichtiger Aufgaben übernimmt. Doch was passiert, wenn sie krank wird? Welche Wirkstoffe helfen bei einer Fettleber? Hier erfährst du mehr zur Beratung.

Erkrankungen der Leber

Die Leber ist ein lebenswichtiges Organ, das im Stoffwechsel eine Fülle wichtiger Aufgaben übernimmt. Doch was passiert, wenn sie krank wird? Welche Wirkstoffe helfen bei einer Fettleber? Hier erfährst du mehr zur Beratung.

Über die Pfortader gelangen alle Stoffe, die im oberen Darmabschnitt resorbiert werden, in die Leber. Dort werden sie verarbeitet, ggf. gespeichert und bei Bedarf abgegeben. So ist die Leber beispielsweise Hauptspeicherort für das aus dem Hämoglobinabbau frei werdende Eisen. Die Speicherung der Zucker erfolgt in Form von Glykogen, dessen Auf- und Abbau nerval und hormonell gesteuert ist. Im Intermediärstoffwechsel ist die Leber hauptsächlich für den Abbau der nicht mehr benötigten Hormone zuständig. So wird beispielsweise Cortisol aus der Nebennierenrinde zu Tetrahydrocortisol reduziert und an Glucuronsäure gebunden, damit es über den Harn ausgeschieden werden kann.

In der Leber werden auch die für die Blutgerinnung wichtigen Substanzen Fibrinogen und Prothrombin gebildet. Des Weiteren synthetisiert die Leber Cholesterin als Grundstoff für die Hormonsynthese. Sie wandelt freie Fettsäuren aus der Nahrung um und speichert diese. Die Leber erfüllt ihre Entgiftungsfunktion durch die Bereitstellung von Enzymen, die beispielsweise Ammoniak in den unschädlichen Harnstoff oder Ethanol über Acetaldehyd in untoxische Essigsäure umwandeln.

Die Leber hat zudem eine bedeutende Funktion im Abwehrsystem unseres Körpers. Die in ihr in großer Anzahl vorhandenen »von-Kupffer-Sternzellen« haben die Fähigkeit, Zelltrümmer, Bakterien, Giftstoffe usw. durch Phagozytose aus dem vorbeiströmenden Blut herauszufiltern und unschädlich zu machen. Sie sind wahrscheinlich auch am Abbau der roten Blutkörperchen beteiligt.

Auch für die Verdauung spielt die Leber eine wichtige Rolle: Sie produziert die Gallenflüssigkeit, die die Lipide im Duodenum emulgiert und diese dadurch überhaupt erst resorptionsfähig macht (s. u.).

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Fettleber

Wenn der Leber über lange Zeit mehr Noxen zugeführt werden, als sie verarbeiten kann, kommt es zur Degeneration des Leberparenchyms und zu Fetteinlagerungen, die bis zu 50 % des Gesamtgewichts ausmachen können. Im Vordergrund steht hier der chronische Alkohol-Missbrauch.

Alkohol regt die Fettsäuresynthese an und hemmt zugleich die Fettsäureoxidation sowie die Abgabe von Lipoproteinen. Auf diese Weise führt chronischer Alkoholabusus über mehrere Jahre zu einer Alkohol-Fettleber. Das als Zwischenprodukt beim Alkoholabbau entstehende Acetaldehyd ist lebertoxisch und verursacht mit der Zeit Zellnekrosen. Diese sind zusammen mit der Anreicherung von Lymphozyten und Fett in der Leber die typischen Zeichen einer Alkohol-Hepatitis.

Zu den Alkoholmengen, die als »risikoarm für die Gesundheit« gelten, gibt es unterschiedliche Angaben. Laut WHO liegt die Obergrenze bei 30 Gramm Alkohol täglich für Män- ner und bei 20 Gramm für Frauen. Diese Grenzen sollen nicht nur vor der Entwicklung einer Fettleber schützen, sondern auch negative Alkohol-Effekte an allen Organen verhindern. Zur Erinnerung: Zehn Gramm Alkohol sind in etwa einem Achtel Liter Wein oder in einem Viertel Liter Bier enthalten.

Die Leberfunktion ist bei der Fettleber noch nicht beeinträchtigt, jedoch ist die Fettleber häufig die Vorstufe einer Leberzirrhose. Durch Gewichtsreduktion (bei Übergewicht), vor allem aber durch strenge Abstinenz der verursachenden Noxen (besonders Alkohol), bildet sich eine Fettleber meist ohne Komplikationen wieder zurück.

Eigentliche Leberschutzstoffe gibt es bis heute nicht. Dennoch können Substanzen wie Silymarin, Vitamin E und indirekt auch Selen in gewissem Grad gegen neu einwirkende Lebergifte schützen. Von den genannten Substanzen ist Silymarin in dieser Indikation am besten untersucht. Die Wirksamkeit von Früchten der Mariendistel (Abbildung 4.16) bei toxischen Leberschäden und bei Leberzirrhose wurde in kontrollierten klinischen Studien nachgewiesen. Untersuchungen zeigen, dass Silymarin die Regenerationsfähigkeit von Leberzellen fördert, sodass die vorhandenen Schäden besser repariert werden können. Der Wirkungsmechanismus ist noch nicht vollständig geklärt. Festgestellt wurde, dass Silibinin (Hauptbestandteil des Silymarin) die RNA-Polymerase in den Leberzellen stimuliert, was letztendlich die Eiweißproduktion um bis zu 25 % steigert. In hohen Dosen stabilisiert es die Zellmembran der Leberzellen, sodass Gifte diese nicht durchdringen können. Silymarin wird unterstützend bei chronischen Leberkrankheiten eingesetzt. Die Kommission E bzw. die ESCOP befürworten die Anwendung bei der genannten Indikation. Als wirksam gelten Präparate mit einer Tagesdosis von 200–420 mg Silymarin. Der Ausschuss für pflanzliche Arzneimittel (HMPC) der EMA hat die Studienlage neu bewertet und im Jahr 2019 den Status »well established use« für Trockenextrakte aus Mariendistelfrüchten aberkannt. Die entsprechende Monographie ist nun mit dem Status »traditional use« versehen. Danach ist der Trockenextrakt zur symptomatischen Linderung von Verdauungsstörungen, von Völlegefühl und zur Unterstützung der Leberfunktion geeignet.

Diskutiert wird, ob Orotsäure eine leberschützende Wirkung hat und das Voranschreiten von Lebererkrankungen wie z. B. Leberzirrhose hemmen kann.

Für die früher übliche »Leberdiät« gibt es keine gesicherte Begründung. Die erkrankte Leber benötigt eine aus- reichende Zufuhr von Energie sowie von Makro- und Mikronährstoffen. Die Patienten sollten deswegen eine leichte Vollkost erhalten, bei der individuelle Vorlieben bzw. Unverträglichkeiten berücksichtigt werden. Erst bei nach- gewiesener Leberinsuffizienz ist eine Einschränkung der täglichen Eiweißzufuhr erforderlich.

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Weitere nützliche Informationen findest du im medizinisch-pharmazeutischen Leitfaden "Beratung aktiv Selbstmedikation".