Wochenrückblick: Die expopharm 2022 und der Deutsche Apothekertag, Neuheiten bei Corona-Impfstoffe
Diese Woche fand in München nicht nur die expopharm 2022 statt – auch der Deutsche Apothekertag zog Besucher in die Münchener Messehallen. Zudem gibt es Aussichten auf sowohl einen inhalativen als auch einen nasalen Covid-19-Impfstoff.
Neue Arzneimittel und Preissenkungen zum 15. September 2022
Mitte September sind wieder über 100 neue Arzneimittel im deutschen Markt zugelassen worden. Die komplette Liste findest du hier. Besonders interessant sind dieses Mal die Abirateron-Generika und ein neues Medikament zur Behandlung von schwerer Hämophilie A: Roctavian vom Hersteller Biomarin International Ltd. Der Wirkstoff Abirateron (Original “Zytiga” von Janssen-Cilag) ist seit Oktober 2011 im deutschen Markt erhältlich. Es ist ein Arzneimittel aus der Gruppe der Steroide und wird zusammen mit Prednison oder Prednisolon zur Therapie des fortgeschrittenen Prostatakarzinoms eingesetzt. Auch einige Preissenkungen gab es zum 15. September – vielleicht möchtest du euer Lager dahingehend einmal überprüfen? Die aktuelle Liste kannst du hier aufrufen.
Erster inhalativer und erster nasaler Covid-19-Impfstoff zugelassen
Es gibt zwei ganz neuen Ansatz bei der Bekämpfung des Coronavirus. China hat als erstes Land der Welt einen inhalativen Wirkstoff zugelassen. Convidecia Air des Herstellers CanSino Biologics ist ein rekombinanter Adenovirus-basierter Vektorimpfstoff, der mithilfe eines Verneblers in ein Aerosol umgewandelt und vom Anwender inhaliert wird. Das Medikament ist als Auffrischungsimpfung konzipiert worden. Durch den Hersteller vorgelegte Studien belegen eine starke humorale, zelluläre und mukosale Immunität. Währenddessen wurde in Indien der erste nasale Impfstoff zugelassen. iNCOVACC vom Hersteller “Drugs Controller General of India” ist ebenfalls ein Adenovirus-basierter Vektorimpfstoff. Im Gegensatz zum inhalativen Ansatz Chinas wird der indische Impfstoff aber in Form von Nasentropfen appliziert. Er dient nicht nur der Auffrischung, sondern ist zur Grundimmunisierung für Personen ab 18 Jahren indiziert und zugelassen. Diese Möglichkeiten der nicht-invasiven Immunisierung findet bestimmt auch hierzulande bald viele Befürworter.
Grippe-Impfsaison 2022/2023 startet
Die Grippeimpfstoffe sind in der vergangenen Woche ausgeliefert worden – die Impfsaison kann somit starten. Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat die ersten 22 Millionen Impfdosen gegen die Virusgrippe für die diesjährige Wintersaison freigegeben. Thomas Dittrich, Vorsitzender des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), äußerte sich darüber sehr erfreut: „Die Versorgung der Menschen mit Impfstoffen gegen Grippe ist für die Wintersaison gesichert. Apotheken managen die Bestellung, Lagerung und Auslieferung der Impfdosen bedarfsgerecht, effizient und geräuschlos. Noch nie hat das PEI so früh schon so viele Dosen freigegeben“. Er wirbt bei der Bevölkerung dafür, sich frühzeitig impfen zu lassen um zusätzliche Belastungen durch weitere Infektionskrankheiten zu vermeiden. Dittrich sieht zudem, dass das Risiko für eine Ansteckung mit Grippe diesen Herbst für viele größer sein wird, da das Immunsystem nach zwei Jahren mit niedrigen Grippezahlen auf den Erreger nicht gut vorbereitet ist. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt eine Grippeimpfung grundsätzlich für Menschen ab 60 Jahren, Personen mit chronischen Grundleiden, Schwangere, Kinder mit chronischen Atemwegserkrankungen sowie Berufe mit erhöhtem Kontaktrisiko – also auch für Apothekenmitarbeiter!
Expopharm und Deutscher Apothekertag 2022
Mit einem großen Angebot an Waren, Dienstleistungen, Fortbildungen und Veranstaltungen startete die expopharm 2022 in München. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nahm am Mittwoch, den 14. September, leider nur digital am Deutschen Apothekertag teil und ließ sich live per Videoschalte zu den Delegierten durchstellen. Grund dafür war die Kabinettssitzung, in der er am darauffolgenden Donnerstag das Krankenhauspflege-Entlastungsgesetz (KHPflEG) vorstellen musste, was eine rechtzeitige Reise nach München unmöglich machte. Seine Rede sowie den Lagebericht von ABDA-Präsidentin Gabriele Regina Overwiening könnt ihr hier noch einmal nachsehen.
Die interessantesten Diskussionen des Apothekertags
Die interessantesten Diskussionen auf dem diesjährigen Apothekertag stehen in Verbindung zum Nacht- und Notdienst sowie zu den Befugnissen der Apotheker:innen. Im Notdienst, so eine Forderung der Apothekerkammer Westfalen-Lippe, sollten Apotheker:innen die Befugnis erhalten, eine “aut simile”-Abgabe, also die Abgabe eines pharmakologisch-therapeutisch vergleichbaren Medikaments auf eine ärztliche Verordnung, auch ohne Rücksprache mit dem verordnenden Arzt durchzuführen. Dies soll immer dann möglich gemacht werden, wenn der Verordner nicht erreichbar und die unverzügliche Anwendung des Mittels nötig ist. Dazu soll auch die Abgabe von vergleichbaren Verbandstoffen einer anderen Firma zählen. Eine weitere Forderung derselben Apothekerkammer war, es den Apothekern und Apothekerinnen zu ermöglichen, Dauermedikamente in dringenden Fällen außerhalb der Praxisöffnungszeiten und im Notdienst auch ohne ärztliche Verordnung abzugeben, um eine Therapieunterbrechung zu vermeiden. Wie stehst du zu diesen Forderungen, die jetzt in einen Ausschuss verwiesen worden sind? Empfindest du sie als praxisnah und im Grunde längst überfällig oder befürchtest du, dass hier nach den Pharmazeutischen Dienstleistungen direkt das nächste Problem mit der Ärzteschaft vor der Türe steht? Wir freuen uns über dein Feedback!