Fakten zur Influenza-Schutzimpfung

Angesichts der von Medizinern und Epidemiologen prognostizierten Grippewelle möchten wir euch an dieser Stelle mit Wissenswertem zur Grippe-Schutzimpfung vertraut machen.

In der vorherigen Folge ging es um die Erkrankung selbst. Heute stehen Impfempfehlungen und -stoffe im Fokus.

Wusstest du, dass …

… Deutschland bezüglich der Influenza-Impfquote im internationalen Vergleich einen hinteren Platz einnimmt? 2019/20 betrug sie 34,8 Prozent (Personen über 60 Jahre), im Winter 2020/21 waren es immerhin 47 Prozent. Andere europäische Staaten wie Spanien und Frankreich weisen eine Quote von 50 Prozent auf, in Großbritannien liegt die Impfrate sogar bei 72 Prozent. Angestrebt wäre eigentlich eine Quote von 75 Prozent, zumal eine Grippeschutzimpfung eine wirklich sinnvolle Präventionsmaßnahme darstellt (weitere Maßnahmen sind die dank SARS-CoV 2 nun allseits bekannten Hygiene- und Abstandsregeln).

… auch geimpfte Personen an Grippe erkranken können? Häufig verlaufen diese Infektionen allerdings mit milderen Krankheitssymptomen oder auch völlig unbemerkt. Aber dennoch besteht Ansteckungsgefahr (die gleiche Problematik finden wir bei SARS-CoV 2 Geimpften).

… das Paul-Ehrlich-Institut bis Mitte September 2022 bereits knapp 22 Millionen Influenza-Impfstoffdosen freigegeben hatte? Das waren fast doppelt so viele Dosen wie zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Groß ist die Angst, dass es wegen einer doppelten Grippe-und Corona-Welle (Twindemie) zu einer dramatischen Überbelegung der Krankenhausbetten kommt. Es gibt aber auch Forscher, die es für möglich halten, dass eine starke Omikron-Welle die Influenza-Viren ausbremst. Verantwortlich dafür könnte ein Phänomen sein, das als virale Interferenz bezeichnet wird: Viren, die zu leichteren Symptomen führen, schützen vor solchen mit schwereren Krankheitsverläufen. Wir werden sehen …

… die Grippeimpfung gleichzeitig mit, vor oder nach einer Covid-19-Impfung erfolgen kann? Es wird kein minimaler Abstand zwischen einer mRNA-Impfung und anderen Impfungen empfohlen. Wenn die Vakzinen gleichzeitig gespritzt werden, dann sollte allerdings jede in einen anderen Oberarm gegeben werden.

… der wirksame Schutz der Influenza-Impfstoffe von Saison zu Saison zwischen 20 und 60 Prozent (im Mittel 48 Prozent) schwankt? Ärgerlicherweise ist die Wirksamkeit der Influenza-Impfstoffe besonders im höheren Lebensalter stark reduziert. Was bedeutet: Gerade Patienten, die des Impfschutzes besonders bedürfen, sind mitunter unzureichend gewappnet. Zurückzuführen ist diese Problematik auf die nachlassende Leistungsfähigkeit des Immunsystems (Immunseneszenz). Deswegen wurden Impfstoffe mit einem höheren Antigengehalt entwickelt, die 60 µg Hämagglutinin-Antigen pro Stamm aufweisen, während Standardvak¬zi¬ne nur jeweils 15 µg enthalten. Die STIKO empfiehlt die Verwendung bei allen Personen über 60 Jahren. In Deutschland ist derzeit nur Efluelda® (Sanofi) verfügbar. Zusätzlich gibt es in diesem Jahr mit Fluad Tetra® (Sequirus) einen wirkverstärkten, adjuvantierten Impfstoff für Personen über 65 Jahren, der allerdings erst zum Einsatz kommen soll, wenn Efluelda® nicht lieferbar wäre.

… Schwangere sich unbedingt ab der 14. Woche gegen Influenza impfen lassen sollten? Wie auch bei SARS-CoV-2-Infektionen kann es bei Grippe-Infektionen in der Schwangerschaft zu schwereren Verläufen einschließlich der Gefahr vorzeitiger Wehen oder Frühgeburten kommen. Zwar können im Prinzip alle verfügbaren Grippeimpfstoffe eingesetzt werden, aber Sanofi Pasteur hat als einziger Hersteller seit 2019 eine ausdrückliche Zulassung für Vaxigrip Tetra® zur Grippeimpfung von Schwangeren erhalten.

… es einen für Kinder (2-17 Jahre) zugelassenen lebend attenuierten Grippe-Impfstoff gibt? Fluenz® Tetra (AstraZeneca) wird als Nasenspray appliziert, darf allerdings nicht verwendet werden, wenn eine Immunschwäche vorliegt. Diese Einschränkung kann relevant sein, da in Deutschland die Grippe-Schutzimpfung nur für vorerkrankte Kinder empfohlen wird. Grundsätzlich können alternativ folgende Injektionssuspensionen bei Kindern eingesetzt werden: Influsplit® (GlaxoSmithKline), Influvac® (Viatris Healthcare), Vaxigrip® (Sanofi-Aventis) und Xanaflu® (Viatris Healthcare) (jeweils tetravalent, ab sechs Monate). Sollen Kinder unter sechs Monaten einen Grippeschutz erhalten, dann erfolgt dieser als passiver Schutz durch die Impfung der stillenden Mutter mit Vaxigrip Tetra®.

… die Reaktion von Patienten mit einer Hühnereiweißallergie auf eine Influenza-Vakzine meistens unproblematisch verläuft? Auch diese Impflinge brauchen also keine Angst zu haben, wenn sie mit einem in Hühnereiern produzierten Impfstoff immunisiert werden. Wer dennoch Bedenken hat: Mit Flucelvax Tetra® (Seqirus, zugelassen ab 2 Jahren) gibt es einen Influenza-Impfstoff, der unter Verwendung von Zellkulturen hergestellt wird.

… Grippeschutzimpfungen, die Personal in Pflegeeinrichtungen empfohlen werden, möglicherweise keinen so großen Effekt zeigen, wie angenommen? In einem Cochrane-Review von 2016 kamen die Autoren zu dem Schluss, dass es keine überzeugende Evidenz für solche Impfprogramme gibt. Die Übertragung solcher Erkenntnisse auf die aktuelle Pandemielage wäre allerdings vorschnell. Denn wie gesagt: Untersucht wurde die Influenza.

AMIRA fragt:

Lasst ihr euch in diesem Winter gegen die Grippe impfen? Empfehlt ihr euren Kundinnen und Kunden die Grippe-Impfung? Wird die Impfung eventuell sogar in eurer Apotheke angeboten? Danke schon jetzt für eure Antworten!