Ja – es ist ein E-Rezept!!!

Es ist da, verpflichtend für alle: Das E-Rezept. Insgesamt, so sind sich alle einig, steht die Branche vor einem erneut schwierigen Jahr. Immerhin hätten die Maßnahmen zur Kostendämpfung im Arzneimittelsektor Wirkung gezeigt. Sagt das Bundesgesundheitsministerium. Wenn das kein Grund zur Freude ist…

Neue Informationskampagne zum E-Rezept – Gassen: „Einführung verläuft nicht reibungslos“

Der lange angekündigte Tag ist gekommen: Seit dem 1. Januar 2024 ist das E-Rezept auch für Ärztinnen und Ärzte verpflichtend. GKV-versicherte Patienten erhalten ihre Arzneimittelverordnungen nur noch digital. Die Einlösung kann per elektronischer Gesundheitskarte (eGK), E-Rezept-Ausdruck oder gematik-Smartphone-App erfolgen. Apotheken sind seit September 2022 in der Lage, E-Rezepte zu bearbeiten.

Die Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) hat Ende des letzten Jahres ein Kommunikationspaket erstellt, das in den kommenden Wochen auf die Einführung des E-Rezepts hinweisen soll. Die eGK wird als einfachster Einlöseweg betont. Die ABDA stellt Informationsmaterialien für Apotheken bereit, darunter Plakate, Handzettel, FAQs und ein Erklärvideo. Die Info-Website www.das-e-rezept-ist-da.de wurde aktualisiert. Ein neues Werbevideo wird die Einlösung über die eGK bewerben. Social-Media-Content, ein animierter Spot in Wartezimmern von Arztpraxen und ein Plakatmotiv in der Pharmazeutischen Zeitung sind Teil der Kampagne. Die ABDA-Website bietet weiterführende Informationen, darunter ein aktualisiertes Faktenblatt und einen E-Rezept-Newsletter.

Die stellvertretende Vorsitzende des Deutschen Apothekerverbandes (DAV), Anke Rüdinger, erklärte in dieser Woche gegenüber „MDR AKTUELL“, wie das E-Rezept funktioniert. Sie betonte, dass Apotheken gut vorbereitet seien, insbesondere bei der Einlösung per elektronischer Gesundheitskarte. Lesegeräte in Apotheken ermöglichten den Zugriff auf digitale Verordnungen. Rüdinger hob die Vorteile des E-Rezepts hervor, wie die Vermeidung von unleserlichen Handschriften, die digitale Ausstellung von Folgerezepten und einen verbesserten Überblick über Medikamentenwechselwirkungen.

Laut Andreas Gassen, Vorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), verläuft die Einführung hingegen alles andere als reibungslos. Grund dafür sei, dass Deutschland in Sachen Digitalisierung sehr stark hinterherhinke.

AMIRA fragt: Wie habt ihr die Einführung des E-Rezepts erlebt? Teilt es uns in den Kommentaren mit oder nehmt an der kurzen Umfrage in unserem Newsfeed teil, die wir gestern veröffentlicht haben. 

„daz online“: Branche steht vor schwierigem Jahr

Die Deutsche Apothekerzeitung hat in einem Online-Artikel die verschiedenen Herausforderungen aufgelistet, denen Apotheken aus ihrer Sicht im neuen Jahr gegenüberstehen. Dazu gehören die geplante Apothekenreform, steigende Kosten, Lieferengpässe und die Digitalisierung des Gesundheitssystems.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach habe die Eckpunkte seiner Apothekenreform vorgestellt, was auf weiter steigende Kosten für Apotheken hindeute. Die geplante Schaffung von Apotheken mit eingeschränktem Leistungsangebot („Gesundheitskioske“, „Apotheken light“) werde von Apothekern kritisch betrachtet, weshalb im neuen Jahr mit einem wachsenden Widerstand gegen die Pläne zu rechnen sei.

Lieferengpässe bei Arzneimitteln blieben ein drängendes Problem, wobei eine neue „Dringlichkeitsliste“ den flexibleren Austausch von Kinderarzneimitteln ermögliche. Auch die geplante Medizinforschungsgesetzgebung, die Vereinfachung der Anerkennung ausländischer Fachkräfte und die Legalisierung des privaten Besitzes und Anbaus von THC-haltigem Cannabis werden im Artikel angesprochen. Zusätzliche Kosten wie die Erhöhung des gesetzlichen Mindestlohns, Auswirkungen der CO₂-Abgabe und steigende Strompreise werden ebenfalls als Belastung für Apothekenbetreiber:innen für 2024 genannt.

Ferro sanol 30 mg/ml Tropfen: Produktionsstätte schließt

Das Pharmaunternehmen UCB Pharma GmbH hat angekündigt, dass die Herstellung von Ferro Sanol 30 mg/ml Tropfen eingestellt wird. Der genaue Grund für diese Entscheidung wurde nicht mitgeteilt, aber der Hersteller hat die Öffentlichkeit darüber informiert, dass die entsprechende Produktionsstätte geschlossen wird. Patient:innen, die dieses Produkt verwenden, sollten über mögliche Alternativen beraten werden, um eine geeignete Behandlung sicherzustellen.

Mit syrischen und ägyptischen Fachkräften gegen den Personalmangel

In einem Artikel für „der freie beruf“ (Ausgabe: 04/2023) ist Thomas Benkert, Präsident der Bundesapothekerkammer, auf die attraktiven Berufsmöglichkeiten in deutschen Apotheken für qualifizierte Apothekerinnen und Apotheker aus dem Ausland eingegangen. Nach dem Erwerb sicherer Deutschkenntnisse seien sie in den Apotheken willkommene Fachkräfte. Die Apothekerkammern führten Prüfungen durch, um die notwendigen Fachsprachenkenntnisse zu überprüfen, die für die Approbation in Deutschland erforderlich sind.

Nicht-deutschsprachige Apotheker, die in Deutschland arbeiten möchten, müssen in einer dreiteiligen Prüfung Kenntnisse der deutschen Umgangssprache und der pharmazeutischen Fachsprache nachweisen. Diese Prüfungen folgen den Vorgaben der Gesundheitsministerkonferenz und werden von allen Apothekerkammern in Deutschland durchgeführt.

Im Jahr 2022 fanden nach Angaben Benkerts fast 1000 Fachsprachenprüfungen statt, wobei 70 Prozent der Kandidat:innen beim ersten Versuch bestanden hätten. Die teilnehmenden Apotheker:innen stammten aus 68 verschiedenen Ländern, wobei Syrien und Ägypten die am meisten vertretenen Nationen gewesen seien.

Maßnahmen zur Kostendämpfung bei Arzneimitteln zeigen Wirkung

Kurz vor Jahresende veröffentlichte das Bundesgesundheitsministerium eine Erfolgsmeldung. Inhalt: Die eingeführten Maßnahmen zur Kostendämpfung im Arzneimittelsektor zeigen Wirkung. Laut einem Evaluationsbericht beläuft sich der Entlastungseffekt für das Jahr 2022 auf knapp 1,4 Milliarden Euro. Das Ministerium betonte, es lägen bisher keine überzeugenden Nachweise vor, dass die Gesetzesänderungen negative Auswirkungen auf die Versorgungssicherheit mit innovativen und kosteneffizienten patentgeschützten Arzneimitteln haben. Allerdings verweist es auf den begrenzten Beobachtungszeitraum und plant eine externe Evaluation im Jahr 2024. Das im November 2022 in Kraft getretene Gesetz von Minister Karl Lauterbach (SPD) sollte ein erwartetes Defizit von 17 Milliarden Euro bei den gesetzlichen Kassen abwenden, indem höhere Abschläge von der Pharmabranche und Apotheken verlangt wurden. Die Auswirkungen auf die Arzneiversorgung sollten bis Ende 2023 bewertet werden. Zur weiteren Finanzierung der Maßnahmen wurden zehn Milliarden Euro aus Beitragsgeldern mobilisiert, darunter Reserven der Kassen und ein Anstieg des durchschnittlichen Zusatzbeitrags von 0,15 Punkten auf 1,51 Prozent. Der Bund steuerte zusätzlich zwei Milliarden Euro zum üblichen Zuschuss zur gesetzlichen Krankenversicherung bei.

AMIRA ist auf die externe Evaluation gespannt, die die Folgen des Gesetzes vielleicht ein wenig uneigennütziger unter die Lupe nimmt. Vielleicht gibt´s demnächst ja auch wieder einen Nachschlag-Abschlag für Apotheken. Schau'n mer mal…

Boehringer-Chef sieht für Pharmawirtschaft „dramatische Signale“

Anlässlich seiner Bestellung zum Vorsitzenden der Geschäftsführung der Boehringer Ingelheim Deutschland GmbH zum 1. Januar 2024 hat Fridtjof Traulsen die Rahmenbedingungen für Pharmafirmen kritisiert: „Die pharmazeutische Industrie in Deutschland hat in den vergangenen Jahren an Boden verloren“, sagte er gegenüber der Deutschen Presseagentur (dpa). Es gebe hier deutlich weniger klinische Studien als früher. „Das sind dramatische Signale.“

Weltweit rangiere Deutschland unter den für klinische Studien wichtigen Ländern nur auf Rang sieben, für Boehringer sei Deutschland dennoch der zweitwichtigste Studienstandort. Das liege weniger an den guten Bedingungen hierzulande, sondern daran, dass man in Deutschland verwurzelt sei. Es brauche schnellere Genehmigungsprozesse, weniger Bürokratie und einen leichteren Zugang zu Daten. Inzwischen sei das von der Politik aufgenommen. Vor allem die Beschleunigung bei der Nutzung von Patientendaten macht ihm mit Blick auf die Durchführung von Studien Hoffnung. Denn mit Hilfe von Digitalisierung könne zielgerichteter nach Patienten für Studien gesucht werden, die voraussichtlich gut auf eine Behandlung reagierten, sagte Traulsen. Das könne Entwicklungsphasen beschleunigen, die Erfolgswahrscheinlichkeit erhöhen und Patientinnen und Patienten schneller zu neuen, hochwirksamen Therapien verhelfen. Auch könnten Start-Ups durch bessere Datenverwertung höhere Chancen haben, Medikamente tatsächlich bis zur Marktzulassung zu entwickeln. Allerdings bräuchten die meisten von ihnen dafür weiterhin finanziell starke Partner, betonte der neue Vorstandschef.

Für sein eigenes Unternehmen geht Traulsen von 25 Produkteinführungen in der Humanpharma in den kommenden Jahren aus, vor allem in den Bereichen zentrales Nervensystem, Lungenerkrankungen und immunologische Erkrankungen. In klinischen Studien testen will Boehringer auch das Präparat Survodutide als Mittel gegen Fettleibigkeit und Lebererkrankungen. Solche Substanzen könnten für Menschen mit Adipositas eine wichtige Therapieoption darstellen, sagte Traulsen. Den aktuellen Boom mit Abnehmspritzen sieht er aber skeptisch. „Das darf kein Lifestyle-Thema sein.“

Kritik am Gesundheitswesen: Nicht inklusiv genug

Nach Auffassung des Behindertenbeauftragten der Bundesregierung, Jürgen Dusel, ist das deutsche Gesundheitswesen nicht ausreichend inklusiv: Lediglich etwa 25 Prozent der Arztpraxen in Deutschland seien barrierefrei, kritisierte er vergangenen Mittwoch. Er betonte, dass es in ganz Deutschland wahrscheinlich weniger als zehn gynäkologische Praxen gebe, die für Frauen im Rollstuhl zugänglich seien und bezeichnete dies als inakzeptabel für ein modernes Gesundheitssystem. Menschen mit Behinderungen, die in die gesetzliche Krankenversicherung einzahlen, sollten seiner Meinung nach die gleichen Rechte auf freie Arztwahl und Versorgung haben wie alle anderen.

Dusel wies darauf hin, dass Menschen mit Behinderungen im Grunde genommen die Vorreiter einer älter werdenden Gesellschaft seien. Angesichts der demografischen Entwicklung sei die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Lebens eine Behinderung zu entwickeln, relativ hoch. Deshalb sei jetzt der richtige Zeitpunkt, für Barrierefreiheit zu sorgen. Auch der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, unterstrich, dass 80 Prozent der Behinderten in Deutschland betagte oder hochbetagte Menschen seien. Er forderte, die Verträge mit niedergelassenen Kassenärzten innerhalb der nächsten fünf Jahre zu überarbeiten und einen barrierefreien Zugang sicherzustellen.

Dusel empfiehlt Deutschland, die Barrierefreiheit auch im Digitalbereich auszubauen. Als Beispiele nannte er Internetseiten, auf denen Lebensmittel bestellt oder Arzttermine vereinbart werden können, die derzeit noch nicht barrierefrei seien, insbesondere für Menschen, die auf Gebärdensprache oder einfache Sprache angewiesen sind.

AMIRA fragt: Warum müssen eigentlich Apotheken laut Apothekenbetriebsordnung schon seit 2012 barrierefrei sein, während Praxen dieser Vorschrift nicht unterliegen?

Grippewelle rollt

Und – hat sie begonnen, die Grippewelle? Ja, sagte das Robert Koch-Institut (RKI) am Mittwoch der Woche und datierte deren Start rückblickend auf die Woche bis zum 16. Dezember 2023 datiert. Die Definition des RKI beruht darauf, dass in jeder fünften Patientenprobe im Nationalen Referenzzentrum für Influenzaviren Influenzaviren nachgewiesen werden. Bislang wurden für die Wochen zwischen dem 18. und dem 31. Dezember knapp 9000 Grippefälle an das RKI übermittelt, wobei die Zahlen aufgrund der Feiertage nur eingeschränkt bewertbar sind. Insgesamt wurden dem Institut seit Oktober rund 16.600 Grippefälle gemeldet.

Laut dem aktuellen Bericht wurden zuletzt am häufigsten Influenza A(H1N1)pdm09-Viren festgestellt, vor allem bei Kindern im Schulalter und jungen Erwachsenen. Dieser Subtyp trat erstmals während der Grippe-Pandemie 2009 auf und zirkuliert seitdem saisonal in Deutschland. Besorgniserregend ist: An diesem Subtyp versterben mehr Kinder und Jugendliche als an anderen Varianten. Die Experten weisen aber darauf hin, dass schwerwiegende Verläufe bei jungen Menschen selten sind, insbesondere wenn keine Grundkrankheiten vorliegen. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt, dass alle Personen, für die die Grippeschutzimpfung empfohlen wird, sich möglichst bald impfen lassen sollten. Dazu gehören unter anderem Menschen ab 60 Jahren, Schwangere, chronisch Kranke, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen sowie Personen mit erhöhtem beruflichem Risiko.