Der „Drops“ ist noch lange nicht „gelutscht“ – Engelhard Arzneimittel wird 150 Jahre

Die Firma Engelhard, bekannt für Top-Seller OTC-Arzneimittel wie Isla-Moos oder Prospan-Hustensaft, feiert in diesem Jahr ihr 150-jähriges Bestehen. Grund genug für uns, einen Blick auf Unternehmensgeschichte und Zukunftspläne zu werfen.

Kratzen und Stechen im Hals, Beschwerden beim Schlucken, Schmerzen im Rachenraum – kurz: Halsweh – hatten Menschen wahrscheinlich schon in grauer Vorzeit. Und damit ganz sicher auch noch in den 1860er Jahren in Frankfurt…

Weil diese Plage ein so alter und hartnäckiger Begleiter der Menschheit ist, war es nur naheliegend, dass der Inhaber der Frankfurter Rosenapotheke, Karl Philipp Engelhard, in jenem Jahrzehnt mit einer Rezeptur zur Linderung von Halsbeschwerden experimentierte. Der stets an Forschung interessierte Pharmazeut setzte auf einen pflanzlichen Wirkstoff und landete einen Treffer. Dessen Name: Isländisch Moos Pasta – so hieß das Mittel seinerzeit. Heute ist es als „Isla®-Moos“ in Pastillenform sprichwörtlich in aller Munde, lindert Halsbeschwerden oder befeuchtet, als „Drops“ für zwischendurch, trockene Schleimhäute auch ohne medizinische Indikation.

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So sah die Verkaufsverpackung von Isländisch Moos Pasta ursprünglich aus.

Den Weg aus der Rezeptur der Apotheke, wo das schlagartig erfolgreiche Mittel gegen Halsweh eine Zeit lang nach guter, alter Apothekerart hergestellt wurde, hin zur Fabrikfertigung mit hohen Stückzahlen ging Pionier Engelhard im Jahr 1872. In jenem Jahr nahm seine Fabrik in Frankfurt die Produktion auf. Und deshalb feiert das Unternehmen Engelhard in diesem Jahr sein 150-jähriges Bestehen. Bemerkenswert: Während der gesamten Unternehmensgeschichte blieb Engelhard in Familienhand, schaffte es, Tradition mit den Erfordernissen der jeweiligen Moderne zu vereinen.

Familiengeführt in der fünften Generation

Das gilt bis heute. Geführt von den beiden Geschäftsführern Oliver und Richard Engelhard, der fünften Generation, ist Engelhard ein in über 100 Ländern aktives, mittelständisches und familiengeführtes Pharma-Unternehmen, das seinen Sitz seit den 90er Jahren im hessischen Niederdorfelden hat. Die hier entwickelten und hergestellten Medizinprodukte und Medikamente sind apothekenpflichtig und gehörten, so heißt es bei Engelhard nicht ohne Stolz, in den jeweiligen Indikationsbereichen zu den Marktführern bei der Selbstmedikation. Und diese Einschätzung ist, wie viele von euch aus den Verkaufserfahrungen in der eigenen Apotheke bestätigen können, durchaus richtig. Genannt seien nur der auf Efeu-Basis hergestellte Hustensaft Prospan®, das Wundheil-Gel Tyrosur® oder eben Isla®-Moos, das Mittel zur Linderung von Halsschmerzen, mit dem alles begann. All diese Mittel habt ihr garantiert schon zig-fach „over the counter“ an eure Kundschaft abgegeben.

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Die beiden Brüder Oliver (l.) und Richard Engelhard leiten das Unternehmen in fünfter Generation.

Zwei Grundsätze bestimmen das Handeln

Auf zwei Maximen legt das hessische Unternehmen besonderen Wert. Zum einen auf den Anspruch, dass auch weiterhin – wie schon seit 1872 – Forschung, Entwicklung, Verbesserung und Produktion aller hergestellten Präparate ausschließlich und vollständig in Deutschland stattfinden. Und eben nicht in Fernost oder in Osteuropa. Aus einleuchtenden Gründen, wenn man Geschäftsführer Oliver Engelhard zuhört: „Das verschafft uns den Vorteil, sehr schnell auf Veränderungen in der Wertschöpfungskette reagieren zu können. Unsere Prozesse werden vorausschauend und schnell neuesten Standards und Anforderungen angepasst.“ Oder, wie sein Bruder Richard ergänzt: „Wir können hier besonders gut nach unserem Grundsatz „Bewahre das Gute und sei offen für Neues“ agieren.“ Nicht zuletzt soll die vom Unternehmen genutzte Herkunftsbezeichnung „100 % Made in Germany“ signalisieren, dass man sich zum Produktionsstandort Deutschland, zur Transparenz der Produktionsprozesse und der Bedeutung der hiesigen Wertschöpfungskette bekennt.

Die zweite Richtschnur des Unternehmens ist es, auf Wissenschaft und Evidenz zu setzen, erforderliche Investitionen in diese beiden Bereiche halten die Eigentümer für gut angelegtes Geld. Momentan arbeiten 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an Forschung, Entwicklung und Verbesserung der Produkte. Oliver Engelhard: „Wir sind davon überzeugt, dass wir mit Forschungsinteresse, Ideenreichtum und Innovationsbestreben den Kundenanforderungen auch weiterhin gerecht werden. Außerdem gewinnen Studien oder die Aufnahme in Leitlinien immer mehr Bedeutung, weshalb wir uns noch einmal mehr auf Forschung und Studien konzentrieren.“ Und die Leitlinien scheinen die Engelhard-Strategie zu bestätigen. Erst jüngst hat die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin empfohlen, bei Halsschmerzen von desinfizierenden Medikamenten abzusehen und dafür lieber ein Schmerzmittel einzunehmen und begleitend ein Rachen- und Schleimhaut-pflegendes Präparat zu lutschen. Glückliche Fügung: Davon hat Engelhard in Form seiner Isla®-Moos-Pastillen, deren Rezeptur stets neuen Erkenntnissen aus der Phytopharmazie angepasst wird, das Traditionsprodukt schlechthin im Sortiment.

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Die breite Produktpalette "isla®" wächst kontinuierlich.

Neben einer guten Portion Traditionsbewusstsein haben die Eigner den steten Wandel des Marktes im Fokus. Vor allem jüngere Menschen nähmen, bestärkt durch das Internet, ihre Gesundheit stärker selbst in den Blick und seien heute viel aktiver und unabhängiger. Richard Engelhard: „OTC-Präparate sind nicht mehr allein Medikamente, sondern werden mehr und mehr Bestandteil des täglichen Lebens, sie werden als Lifestyle-Produkte wahrgenommen. Anwenderinnen und Anwender sind deshalb nicht mehr zwingend Patienten. Vor diesem Hintergrund entwickeln wir unser Portfolio weiter und haben ein genaues Augenmerk auf diese Kundenbedürfnisse.“

Wachstum fest im Blick – wenn nur der Personalmangel nicht wäre

Die Zeichen stehen also auf Wachstum, was sich auch an der Belegschaftsgröße ablesen lässt: Hatte das Unternehmen im Jahr 1997 noch 185 Beschäftigte, sind es mittlerweile 450. Allein in den vergangenen sieben Jahren wuchs die Belegschaft um 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Darunter finden sich auch ausgebildete PTA, die unter anderem in Außendienst, Qualitätskontrolle oder der Entwicklung tätig sind. Inzwischen stellt die Firma ihre Produkte im Drei-Schicht-Betrieb her, sechs Tage die Woche. Nur am Sonntag ruht das Werk. Zudem wurde vor kurzem die 100-Millionen-Umsatzschwelle geknackt. Und die neue, hochmoderne Produktionsstätte mit über 8.000 Quadratmetern sowie das jüngst errichtete Verwaltungsgebäude sind mit allen Annehmlichkeiten ausgestattet, die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer heute erwarten.

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Hier werden beliebte Engelhard-Arzneimittel wie Prospan® hergestellt.

Doch trotz dieser Erfolge ist es für das Unternehmen gar nicht so einfach, weiteres Wachstum hinzulegen. Denn der Isla-Hersteller steht vor ähnlichen Problemen wie so manche Apotheke: Personalmangel. Rund 60 Stellen seien momentan unbesetzt, heißt es von Unternehmensseite, und zwar in Produktion wie Vertrieb. Was für einiges Unverständnis sorgt, vor allem was die Vertriebsjobs angeht, sagt Richard Engelhard: „Der Fachkräftemangel ist ein Problem das nicht nur uns trifft, aber ein wenig erstaunt sind wir schon. Denn die Gehälter im Vertrieb sind mehr als vernünftig, das Maß an eigenständiger Arbeits- und Termingestaltung ist hoch. Letztlich vertreiben wir Top-Produkte, was die Arbeit sicherlich noch einmal erleichtert und erfüllender macht. Aber wir haben keine Panik: Auch diese Herausforderung werden wir meistern.“

Salopp formuliert: Der „Drops“ ist für Engelhard noch lange nicht „gelutscht“. AMIRA sagt: Herzliche Glückwünsche zum Jubiläum und alles Gute für die nächsten 150 Jahre.