Wochenrückblick: Myokarditis durch Corona-Impfstoff?
Eine aktuelle Studie befasst sich mit der Frage, ob Corona-Schutzimpfungen das Risiko für Herzmuskelentzündungen erhöhen. Die ABDA äußert sich zu Vergütungskürzungen für Corona-Schnelltests.
Moderna-Impfstoff: Höheres Myokarditis-Risiko?
Dass Myokarditis, Perikarditis und Myoperikarditis eine Nebenwirkung der Impfung gegen Corona sein können, wird in der Wissenschaft schon seit längerem diskutiert. Eine kürzlich im Journal of the American College of Cardiology veröffentlichte Studie konnte nun Ergebnisse zu der Frage liefern, welcher mRNA-Impfstoff das Risiko erhöht, eine der drei oben genannten Erkrankungen zu erleiden. Die Studie verglich die zwei mRNA-Impf¬stoffe von Moderna (Spikevax®) und BioNTech (Comirnaty®). Dabei zeigten sich mehr Myokarditis-Fälle nach Vakzinierung mit Spikevax®, vor allem bei jungen Männern. Die Forscherinnen und Forscher werteten die Daten aus der British-Columbia-Covid-19-Kohortenstudie aus, einen umfassenden Datensatz. Gesucht wurde nach Patienten, die mindestens 21 Tage nach der zweiten Dosis Spikevax® bzw. Comirnaty® mit einer Myokarditis, Perikarditis oder Myoperikarditis diagnostiziert wurden, entweder während eines Krankenhausaufenthaltes oder nach Aufsuchen einer Notaufnahme. Das Ergebnis: Die Impfung mit Spikevax® geht gegenüber der mit Comirnaty® mit höheren Raten von Myokarditiden und Perikarditiden einher (35,6 und 22,9 Raten gegenüber 12,6 und 9,4 Raten pro 1 Million Zweitimpfungen). Auch hinsichtlich der Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Myokarditis, Perikarditis und Myoperikarditis hatte der Moderna-Impfstoff im Vergleich zum BioNTech-Vakzin die schlechtere Odds Ratio. Die Daten zeigten den Forschenden zufolge auch, dass nach Spikevax®-Impfung Männer und unter 40-Jährige stärker mit einer Myokarditis assoziiert waren.
Positionspapier des BDA: Folteranleitung für die Apotheke
Viel Wirbel entfachte in dieser Woche ein Konzept zur Neuordnung der gesetzlichen Krankenversicherung, welches die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, kurz BDA, Mitte November vorlegte. Das umfangreiche Papier enthält gerade einmal 213 Wörter, die sich mit der künftigen Arzneimittelversorgung befassen. Die aber haben es in sich und lesen sich wie eine Folteranleitung für die Institution Apotheke. So heißt es: „Die Liberalisierung des Arzneimittelvertriebs muss fortgeführt werden. Durch die weiterhin vorgeschriebenen einheitlichen Apothekenabgabepreise für verschreibungspflichtige Medikamente wird ein Preiswettbewerb zwischen den Apotheken weitgehend verhindert. Die Preisbindung durch die Arzneimittelpreisverordnung muss daher beseitigt werden.“ Stattdessen sollten Einzel-Rabattverträge auch mit Herstellern und Apotheken, bzw. deren Verbänden möglich sein, zudem solle das Fremdbesitzverbot fallen und das Apothekenwesen für Kapitalgesellschaften geöffnet werden. Beides diene einer „höheren Wettbewerbsintensität in der Arzneimittelversorgung“ und führe zu sinkenden Kosten im Gesundheitssektor. Die 18.700 – diese Zahl wird im Papier so genannt – Apotheken in Deutschland böten die Gewähr, dass der Markt nicht durch Monopole beeinträchtigt werde. Und auch in Filialapotheken, wie sie nach Aufhebung des Fremd- und Mehrbesitzverbots vermehrt erwartet werden, müsse nach § 2 ApoG stets ein Apotheker bzw. eine Apothekerin tätig sein – dies schiebe einer befürchteten Verschlechterung der Arzneimittelversorgung einen Riegel vor. AMIRA meint: Das sind altbekannte Maximalforderungen, die sich im politischen Prozess abschleifen werden. Kein Grund zur Panik also.
ABDA gegen Vergütungskürzung für Coronatests
Weil der Beratungsbedarf bei Personen, die sich einem Schnelltest auf eine Covid19-Erkrankung unterziehen, nach beinahe drei Jahren Pandemie geringer geworden sei, will die Bundesregierung die Vergütung für die Durchführung solcher Tests senken. Das sieht der Referentenentwurf einer Fünften Verordnung zur Änderung der Coronavirus-Testverordnung vor. Geplant ist eine Reduzierung um insgesamt drei Euro pro Test: Die Testvergütung soll von 9,50 Euro auf 8 Euro fallen, für die Testung selbst soll es 6 statt 7 Euro geben, an Sachkosten sollen nur noch 2 statt 2,50 erstattet werden. Diesem Plan widersprach die ABDA in dieser Woche in einer Stellungnahme deutlich, der Beratungsbedarf habe sich inhaltlich nicht verändert, auch sei der Verwaltungsaufwand für die Durchführung der Tests unverändert hoch. Weiterhin forderte der Verband, dass in Apotheken auch künftig symptomatische Patienten getestet werden dürfen. Begründung: Viele Arztpraxen hätten solche Personen während der Corona-Welle im zurückliegenden Sommer wegen Überlastung in die Apotheken geschickt. Dies sei, auch wegen der Grippewelle und der Zunahme von Erkältungskrankheiten in den kommenden Monaten erst recht zu erwarten. Generell fordert die ABDA, Bürgertests nur noch in heilberuflich geleiteten Teststellen, etwa Apotheken durchzuführen. Das soll Missbrauch und Abrechnungsbetrug vorbeugen. Anders gesagt: Schluss mit dem Baucontainer und dem Banner „Corona-Bürgertest“ an jeder beliebigen Ecke…
AMIRA prognostiziert: Die Vergütungssenkung wird kommen. Was sagt ihr?
Änderungen bei Nasentropfen/-sprays bei Babys/Kleinkindern
GlayosmithKline Consumer Healthcare informiert darüber, dass sich das Anwendungsalter bei seinen Xylometazolin-haltigen Otriven-Produkten geändert hat. Otriven 0,05 % Nasensprays bzw. -tropfen werden nun für Kinder von 2 bis 12 Jahren empfohlen, das 0,1 % Präparat für Erwachsene und Kinder ab 12 Jahren. Gleichzeitig wird die Dosierung der Nasentropfen geändert. Es gilt: Für die Otriven 0,05 % Nasentropfen erhalten Kinder von 6 bis 12 Jahren 2 bis 4 Tropfen pro Nasenloch. Von den 0,1 % Nasentropfen erhalten Kinder ab 12 ebenfalls 2 bis 4 Tropfen pro Nasenloch. Die Dosierung der 0,05 % Tropfen für Kinder von 2 bis 6 Jahren bleibt unverändert bei 1 Tropfen pro Nasenloch.
In der Umstellungsphase werden die betroffenen Darreichungsformen mit bisheriger und neuer Kennzeichnung parallel auf dem Markt verfügbar sein. Sie sind beide verkehrsfähig und können gemäß den Altersangaben auf der Umverpackung abgegeben und entsprechend der Kennzeichnung dosiert werden. Es handelt sich um eine eigenverantwortliche Umstellung.
Außerdem teilt GlaxoSmithKline, dass es Otriven gegen Schnupfen 0,025 % Nasentropfen seit Mai mit einem neuen Dosiertropfer gibt, der aufgrund der einfachen und einhändigen Anwendung besonders gut für verstopfte Babynasen von 0 bis 2 Jahren geeignet sein soll. Das Vorgängerprodukt, ausschließlich für Kleinkinder von 1 bis 2 Jahren, wird zum 1. Dezember 2022 als Außer Vertrieb gemeldet (PZN 03842082). Die noch im Handel befindlichen Produkte können gegen eine Gutschrift eingetauscht werden oder weiterhin abverkauft werden.
Endokrinologen warnen vor Off-Label-Use von Semaglutid
15 Prozent Gewichtsabnahme, kein Heißhunger mehr, und Sport oder Bewegung über das gewohnte Maß hinaus sind nicht erforderlich – das klingt für viele Übergewichtige zu schön um wahr zu sein. Doch das ist durchaus Realität. Für derartige Erfolge sorgt der Wirkstoff Semaglutid, ein Wirkstoff aus der Gruppe der GLP-1-Rezeptor-Agonisten, der als Medikament mit dem Namen Ozempic gegen Diabetes Typ 2 eingesetzt wird. Auf Ozempic hatten auch Tausendsassa Elon Musk und weitere Prominente wahre Lobeshymnen gesungen, der Off-Label-Gebrauch des Präparats nahm in der Folge deutlich zu. Studien ergaben teils frappante Ergebnisse: So wurde Semaglutid in einer Studie übergewichtigen Diabetikern in einer Dosierung von 2,4 Milligramm einmal wöchentlich per Spritze verabreicht, Lebensstiländerungen begleiteten die Wirkstoffgabe. Nach 68 Wochen ergab sich gegenüber einer Kontrollgruppe, die nur Lebensstiländerungen (Diäten, Sport etc.) praktizierte und mit einer durchschnittlichen Gewichtsabnahme von 2,4 Prozent Vorlieb nehmen musste, in der Studiengruppe eine Gewichtsreduktion von durchschnittlich 14,9 Prozent. Der große Erfolg machte zunächst die Pharmahersteller in den USA, dann die Gruppe der nicht an Diabetes leidenden Übergewichtigen auf das Mittel aufmerksam. Inzwischen ist es dort unter dem Namen Wegovy für die Therapie der allgemeinen Adipositas erhältlich, auch in Europa ist dieses Mittel seit Januar 22 für die Behandlung des Übergewichts zugelassen, aufgrund von Lieferengpässen aber nicht verfügbar.
Der Run der ansonsten gesunden, aber übergewichtigen Lifestyle-Anhänger auf Mittel wie Ozempic veranlasste jetzt die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie, eine Warnung auszusprechen. Zum einen würden Diabetiker durch den Off-Label-Use gefährdet: „Mancherorts ist der Wirkstoff Semaglutid schon knapp geworden“, ließ die Gesellschaft in einer Pressemitteilung verlauten. Andererseits sei noch wenig über Langzeitfolgen bekannt, als Nebenwirkung könnten aber Übelkeit, Erbrechen und mitunter Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse und der Gallenblase auftreten. Die Medikamente sollten deshalb nur von Spezialisten verschrieben werden und nur, wenn eine medizinische Notwendigkeit bestehe. AMIRA fragt: Wie seht ihr die Sache mit dem Off-Label-Use von Semaglutid?
Lieber Sitzen statt Spurten – wie gesund ist Sport? (Achtung: Scherz!)
Schon mal was von „anekdotischer Evidenz“ gehört? Das ist eine meist einzelne informelle oder vom Hörensagen bekannte Beobachtung, die einer statistisch gesicherten Erkenntnis widerspricht und diese scheinbar widerlegt. Wusstest du zum Beispiel, dass Sport längst nicht so gesund ist, wie immer behauptet wird? Die entsprechenden Belege für diese überraschende Erkenntnis geistern seit Jahren durchs Netz und schlagen immer mal wieder im eigenen Postfach oder im WhatsApp-Chat auf. Egal, lustig sind sie immer noch:
NUR SO MAL AM RANDE ERWÄHNT:
Exitus mit 54: Der Erfinder des Laufbandes.
Exitus mit 57: Der Erfinder der Gymnastik.
Exitus mit 41: Einer von vielen Bodybuilding-Weltmeistern.
Exitus mit 60: Maradona, bester Fußballer der Welt.
Exitus mit 52: James Fuller Fixx, er machte in den USA den Laufsport populär.
HINGEGEN:
Der Erfinder der Marke Nutella starb im Alter von 88 Jahren.
Der Zigarettenhersteller Winston starb im Alter von 102 Jahren.
Der deutsche Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt starb als Kettenraucher mit 96 Jahren.
Der Erfinder des Opiums starb im Alter von 116 Jahren bei einem Erdbeben.
Der Erfinder des Hennessey Liquor starb im Alter von 98 Jahren.
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Also ruhe dich aus, entspanne Dich, bleib cool, iss, trink und genieße dein Leben (und wenn du abnehmen willst, dann nimmst du irgendwann Semaglutid, siehe oben 😉).
AMIRA meint: Mal davon abgesehen, dass es „den“ Erfinder des Opiums so nicht gegeben haben dürfte und Maradona aufgrund seines Lebenswandels so oder so keine Altersrekorde gebrochen hätte – Schmunzeln kann man über diese Beispiele „anekdotischer Evidenz“ allemal!