Wochenrückblick: Erste Bilanz zum E-Rezept, Cannabis-Legalisierung kommt und erstes Gehirm-Implantat beim Menschen eingesetzt

Auch diese Woche versorgt AMIRA dich wieder mit den News aus der Welt der Pharmazie. Die Gematik hat eine erste Bilanz zum E-Rezept gezogen, die Unstimmigkeiten bei der Legalisierung von Cannabis wurden innerhalb der Ampel-Koalition beigelegt und Elon Musk lässt Menschen Implantate ins Gehirn einsetzen. Und wir dachten, dass wir alles schon gehört hätten!

E-Rezept-Bilanz: 54,5 Millionen wurden eingelöst

Seit 1. Januar dieses Jahres sind alle Arztpraxen dazu verpflichtet elektronische Rezepte auszustellen. Die mehrheitlich bundeseigene Digitalagentur Gematik bestätigte nun, dass knapp 36 Millionen E-Rezepte wurden seitdem eingelöst. Im Dezember waren es „nur“ 8,8 Millionen im Vergleich dazu. Die Verpflichtung zum E-Rezept wurde mittels vom Bundestag beschlossenem Gesetz geregelt, mit welchem sich der Bundesrat vergangenen Freitag final befasst hat, um für einen Durchbruch für elektronische Patientenakten für alle zu erzielen.

Unstimmigkeiten bei Cannabis-Legalisierung beseitigt

Die Ampel-Koalition hat ihre Uneinigkeiten bezüglich der geplanten Legalisierung von Cannabis beigelegt. Die Vize-Fraktionschefs der FDP, Grünen und SPD gaben bekannt, dass das Gesetz zum 1. April in Kraft treten könnte, nachdem es durch den Bundestag verabschiedet wurde. Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach nannte die Woche vom 19. bis 23. Februar als möglichen Zeitrahmen. Die Regelungen wurden als Meilenstein für eine moderne Drogenpolitik gelobt, die Prävention stärken und den Gesundheits-, Kinder- und Jugendschutz verbessern soll. Die Legalisierung ist ein Vorhaben aus dem Ampel-Koalitionsvertrag, bei dem keine wesentlichen inhaltlichen Änderungen mehr vorgenommen wurden.

Aus BAH wird Pharma Deutschland

Nach dem Scheitern der Fusion mit dem Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) strebt der BAH – bald als Pharma Deutschland bekannt – an, seine Attraktivität für neue Mitgliedsunternehmen zu maximieren. Dazu plant der Verband die Mitgliedschaft im Verband der Chemischen Industrie (VCI) und die Schaffung von Landesverbänden. Auf europäischer Ebene wird eine stärkere Interessenvertretung der Unternehmen angestrebt. Eine strukturelle Stärkung der Geschäftsstellen in den Bereichen Innovation, Forschung und Market Access ist geplant. Der Vorstand wird von neun auf 20 Mitglieder erweitert. Eine außerordentliche Mitgliederversammlung in Frankfurt am Main am 14. März 2024 soll über die überarbeitete Satzung und Beitragsordnung entscheiden. Der BAH vertritt rund 400 Mitgliedsunternehmen mit etwa 80.000 Beschäftigten in Deutschland. Neben dem BPI gibt es die spezifischeren Pharmaverbände Pro Generika und den Verband Forschender Arzneimittelhersteller (vfa).

Erster Mensch mit Gehirn-Implantat

Elon Musks Medizintechnik-Firma Neuralink hat erstmals erfolgreich ihr Gehirnimplantat einem Menschen eingesetzt. Der Patient erholt sich gut nach dem Eingriff am Sonntag, wie Musk am Montag auf seiner Online-Plattform X mitteilte. Das Implantat ermöglicht es, durch Gedanken ein Smartphone zu bedienen und andere Technologien zu steuern.

Neuralinks Ziel ist es, eine Schnittstelle zwischen Gehirn und Maschine zu entwickeln, um sensorische und motorische Funktionen bei Menschen mit neurologischen Störungen wiederherzustellen. Der Chip, ungefähr so groß wie eine Ein-Euro-Münze, verfügt über 1024 Elektroden und wird operativ mithilfe eines Roboters im Gehirn platziert. Er überwacht die elektrischen Signale des Gehirns in Echtzeit und wandelt sie in Gedankenmuster um, die dann an Endgeräte wie Smartphones gesendet werden können. Außerhalb medizinischer Anwendungen strebt Neuralink danach, das menschliche Gehirn dazu zu befähigen, mit künstlicher Intelligenz zu konkurrieren. Neuralink wurde 2016 von Musk gegründet, um die Vernetzung des menschlichen Gehirns mit Maschinen zu erforschen. Die Erlaubnis zur Verwendung des Implantats zu Forschungszwecken in einer klinischen Studie wurde Neuralink im Mai 2023 erteilt. Zuvor wurde die Technologie an Tieren getestet.

Mehrheit für „Pille für den Mann“

In Deutschland würde eine "Pille für den Mann" breite Unterstützung finden, wie eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zeigt. 70 Prozent der Befragten, darunter 76 Prozent der Frauen und 63 Prozent der Männer, befürworten die Idee, dass Männer ebenfalls zur Verhütung beitragen können. Allerdings zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern bei der Verantwortung für die Verhütung. Während fast die Hälfte der Männer glaubt, dass die Verantwortung gleichmäßig verteilt ist, sind nur ein Viertel der Frauen dieser Meinung. Die meisten Frauen empfinden die Verantwortung als zu stark bei ihnen liegend.

Aktuell stehen Männer vor allem zwei Möglichkeiten zur Verfügung: das Kondom oder die Vasektomie. Eine klinische Phase-I-Studie in den USA untersucht derzeit eine "Pille für den Mann" mit dem Wirkstoff "YCT-529", einem hormonfreien Retinsäure-Rezeptor-Alpha-Hemmer (RAR-Alpha). Dieses Medikament blockiert einen speziellen Rezeptor in den Hoden und soll die Spermienproduktion verhindern. Die Studie läuft voraussichtlich bis Juni und umfasst 18 Teilnehmer, darunter auch Männer in Großbritannien.

Neue ABDA-Kampagne - „How to sell drugs offline (fast)“

Die ABDA startet am 1. Februar ihre Nachwuchskampagne "How to sell drugs offline (fast)", inspiriert von der Netflix-Serie "How to Sell Drugs Online (Fast)". Zielgruppe sind Jugendliche im Alter von 15 bis 18 Jahren, die vor der Berufswahl stehen. Die Kampagne soll junge Menschen für Berufe in der Apotheke begeistern, um dem langjährigen Personalmangel entgegenzuwirken. Sie besteht aus einer humorvollen Mockumentary-Serie namens "Die Apotheke" und einer Videoreihe namens "How to", die verschiedene Apothekenberufe vorstellt. Die Clips werden auf der Kampagnenseite der ABDA sowie auf Plattformen wie TikTok und Snapchat ausgespielt. Apotheken können zudem Plakate und Postkarten bestellen, die mit der Doppeldeutigkeit des Begriffs "Drugs" spielen. Die Ankündigung der Kampagne hat bereits Diskussionen in den sozialen Netzwerken ausgelöst.

AMIRA fragt: Was ist deine Meinung zu dieser neuen Kampagne? 

Versorgungsmangel bei HIV-Prophylaxe

Am Donnerstag wurde vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) offiziell ein Versorgungsmangel für das HIV-Arzneimittel mit den Substanzen Emtricitabin/Tenofovirdisoproxil festgestellt. Die Situation soll sich durch zusätzliche Lieferungen von zwei Herstellern in den nächsten Wochen entspannen, jedoch ist noch keine genaue Normalisierung absehbar, so Stefan Miller von der Deutschen Aidshilfe.

Das BMG gab bekannt, dass das betroffene Arzneimittel auch für die HIV-Prophylaxe PrEP zugelassen ist. Die Deutsche Aidshilfe begrüßt die Feststellung des Versorgungsmangels und betont die fatalen Folgen, wie mögliche Neuinfektionen und belastende Therapieumstellungen für HIV-Patienten.

Nach Beratungen mit verschiedenen Organisationen sind zusätzliche Medikamentenlieferungen von zwei Herstellern zu erwarten, was die Situation verbessern könnte. Allerdings bleibt die genaue Normalisierung der Versorgungslage ungewiss. Die Deutsche Aidshilfe fordert eine gründliche Ursachenanalyse und Präventionsmaßnahmen, um ähnliche Lieferengpässe in Zukunft zu vermeiden.