Karneval und Alkohol: Vom Zähmen der Kater-Bestie

Mit Rosenmontag sind wir am Scheitelpunkt des Karnevals angelangt, der gleichzeitig ein Höhepunkt des Alkoholkonsums ist. Viele Menschen feiern kräftig und trinken ordentlich „über den Durst“. Die Folge: Am nächsten Morgen jault der Kater…

Aber was passiert eigentlich, wenn wir Alkohol in großen Mengen trinken? Wie kann man dem inneren Stubentiger vorbeugen und ihn, sollte der Kater es sich im Körper bereits gemütlich gemacht haben, wieder vertreiben? Unsere Tipps helfen vor, bei und nach dem Karneval - also in allen Lebenslagen und zu jeder Jahreszeit.

Was Alkohol im Körper bewirkt 

Alkohol ist eine psychoaktive Substanz, die das zentrale Nervensystem beeinflusst. Er wirkt zunächst anregend, indem er die Ausschüttung von Dopamin erhöht, einem Botenstoff, der für das Gefühl von Belohnung und Wohlbefinden zuständig ist. Bei höheren Dosen dämpft Alkohol die Aktivität von Glutamat, das für die Erregung von Nervenzellen verantwortlich ist. Gleichzeitig verstärkt Alkohol die Wirkung von GABA (kurz für γ-Aminobuttersäure), einem Botenstoff, der die Hemmung von Nervenzellen fördert. Dadurch werden verschiedene Funktionen des Gehirns verlangsamt oder gestört, wie zum Beispiel die Wahrnehmung, das Gedächtnis, die Reaktionsfähigkeit, die Koordination und das Urteilsvermögen. 

Alkohol wird im Magen-Darm-Trakt aufgenommen und gelangt über das Blut in die Leber, wo er abgebaut wird. Der Abbau erfolgt hauptsächlich durch das Enzym Alkoholdehydrogenase (ADH), das Alkohol in Acetaldehyd umwandelt. Acetaldehyd ist eine giftige und reaktive Substanz, die Zellschäden verursachen kann. Acetaldehyd wird wiederum durch ADH in Essigsäure umgewandelt, die dann weiter verstoffwechselt wird. Der Alkoholabbau folgt einer bestimmten Reaktionskinetik und ist ein Prozess, der von verschiedenen Faktoren (z. B. Geschlecht, Körpergewicht, genetische Veranlagung, Leberfunktion, Vorhandensein von Nahrung im Magen) abhängt. Im Durchschnitt kann der Körper etwa 0,1 bis 0,2 Promille Alkohol pro Stunde abbauen. Im Wesentlichen ist übermäßiger Alkoholgenuss an vier Prozessen beteiligt, die einen Kater herbeirufen können: 

Dehydrierung: Alkohol wirkt harntreibend, das heißt, er fördert die Ausscheidung von Wasser über die Nieren. Mitunter scheidet der Körper mehr Flüssigkeit aus als er durch das Alkoholtrinken aufnimmt. Dadurch verliert der Körper Elektrolyte wie Natrium, Kalium, Magnesium und Kalzium, die wichtig für Wasserhaushalt, des Blutdruck, Nerven- und Muskelaktivität und das Säure-Basen-Gleichgewicht sind. Ein Flüssigkeits- und Elektrolytmangel kann zu Kopfschmerzen, Schwindel, Durst, trockenem Mund, Müdigkeit und Schwäche führen. 

Entzündung: Alkohol und seine Abbauprodukte können das Immunsystem aktivieren und eine Entzündungsreaktion auslösen. Dabei werden verschiedene Botenstoffe freigesetzt, die Schmerzen, Fieber, Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit verursachen können. Die Entzündung kann auch die Leber, den Magen, die Bauchspeicheldrüse und das Gehirn schädigen. 

Hypoglykämie: Alkohol kann den Blutzuckerspiegel senken, indem er die Glukoneogenese hemmt, das heißt, die Bildung von Glukose aus anderen Quellen als Kohlenhydraten. Glukose ist der wichtigste Energielieferant für das Gehirn. Ein niedriger Blutzuckerspiegel kann zu Symptomen wie Zittern, Schwitzen, Herzklopfen, Verwirrtheit, Reizbarkeit und Heißhunger führen. 

Vasodilatation: Alkohol kann die Blutgefäße erweitern, vor allem im Kopf. Das kann zu einem erhöhten Blutfluss und einem niedrigeren Blutdruck führen, was Kopfschmerzen, Schwindel, Hitzewallungen und Herzrasen hervorrufen kann. 

Wie ein Kater entsteht  

Der Kater tritt typischerweise am Morgen nach dem Trinken auf, wenn der Blutalkoholspiegel relativ gesunken ist. Die Symptome eines Katers können von leicht bis schwer reichen und mehrere Stunden oder Tage anhalten. Zu den häufigsten Symptomen gehören Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Schwindel, Schwindel, Licht- und Lärmempfindlichkeit, Konzentrationsstörungen, Gedächtnislücken und Reizbarkeit. Die Liste lässt sich erweitern. Dabei sind die genauen physiologischen Mechanismen, die zu einem Kater führen, noch nicht vollständig geklärt. Die wichtigsten Erklärungsansätze sind:  

Dehydrierungshypothese: Diese Erklärung gibt der Dehydrierung durch den Alkoholkonsum die Hauptschuld am Kater. Die Dehydrierung führt zu einem Flüssigkeits- und Elektrolytmangel, der die Funktion verschiedener Organe und Systeme beeinträchtigt. Die Dehydrierung kann auch zu einer Verringerung des Blutvolumens und einem Anstieg des Hämatokrits führen, das heißt, dem Verhältnis von roten Blutkörperchen zu Blutplasma. Das kann die Blutviskosität erhöhen und die Durchblutung des Gehirns verringern. Die Dehydrierung kann auch die Hirnhäute reizen, die die Schädelknochen auskleiden. Das kann zu Kopfschmerzen beitragen. 

Acetaldehydhypothese: Acetaldehyd ist eine giftige und reaktive Substanz, die Zellschäden verursachen kann. Das Acetaldehyd kann auch die Freisetzung von Histamin fördern, dem Botenstoff, der uns allen von allergischen und entzündlichen Reaktionen bekannt ist. Es erweitert die Blutgefäße und erhöht die Durchlässigkeit der Kapillaren, mit der Folge, dass es zu einem Flüssigkeitsverlust aus dem Blutkreislauf und einer Schwellung des Gewebes kommt. Zugleich kann Histamin die Magenschleimhaut reizen und die Magensäureproduktion anregen, was zu Übelkeit, Erbrechen und Magenschmerzen führen kann. Das Histamin kann auch die Nervenenden sensibilisieren und die Schmerzempfindung verstärken, dann sind Kopfschmerzen nicht fern. 

Kongenerhypothese: Kongenere sind die Begleitstoffe, die bei der Herstellung von alkoholischen Getränken entstehen. Es handelt sich um chemisch unterschiedliche Substanzen, die je nach Art und Qualität des Alkohols variieren. Die bekannteren sind Methanol, Aceton, Fuselöle, Tannine und Farbstoffe. Zum Beispiel kann Methanol, das in geringen Mengen in einigen alkoholischen Getränken vorkommt, zu Formaldehyd und Ameisensäure abgebaut werden, die noch giftiger sind als Acetaldehyd. Sie können auch die Freisetzung von Zytokinen fördern, die Blut-Hirn-Schranke durchlässiger machen und die Aktivität von Enzymen und Neurotransmittern im Gehirn beeinflussen.  

Was man gegen einen Kater tun kann 

Ein Kater ist eine unangenehme Erfahrung, die man am besten vermeiden sollte. Leichter gesagt als getan, für viele Menschen gehört der Alkohol – gerade „An Tagen wie diesen“ – einfach dazu. Wie kann man den Kater also zähmen? 

Vor dem Trinken: Es ist ratsam, vor dem Trinken eine ausgewogene Mahlzeit zu essen, die Kohlenhydrate, Fette und Proteine enthält. Das kann die Aufnahme von Alkohol verlangsamen und den Blutzuckerspiegel stabilisieren. Außerdem sollte man ausreichend Wasser trinken, um den Flüssigkeitsverlust durch den Alkohol auszugleichen.  

Während des Trinkens: Oh je – wie langweilig! Aber trotzdem wahr. Denn am besten ist es, den Alkoholkonsum zu begrenzen und unter den empfohlenen Grenzwerten zu bleiben. Diese sind je nach Geschlecht, Alter, Gewicht und Gesundheitszustand unterschiedlich, liegen aber im Allgemeinen bei etwa 10 bis 20 Gramm reinem Alkohol pro Tag für Frauen und 20 bis 30 Gramm für Männer. Außerdem sollte man zwischen den alkoholischen Getränken immer wieder Wasser oder alkoholfreie Getränke trinken, um die Dehydrierung zu vermeiden.  

Nach dem Trinken: Es empfiehlt sich, nach dem Alkoholgenuss viel Wasser oder alkoholfreie Getränke zu sich zu nehmen. Dazu eignen sich auch Brühen oder isotonische Getränke, die die verlorenen Elektrolyte ersetzen sollen. Gern empfohlen werden fertige Rehydratationslösungen wie zum Beispiel Oralpädon, Elotrans oder Gatorade. Um manche (Elotrans) ist ein regelrechter Hype entstanden. 

Es kann auch nicht schaden, etwas zu essen. Das erhöht den Blutzuckerspiegel und beruhigt den Magen. Geeignete Lebensmittel sind zum Beispiel Bananen, Haferflocken, Toast, Eier oder Joghurt. Infrage kommt auch der berühmte Salzhering, der den Elektrolythaushalt auszugleichen hilft. Fettige, scharfe oder saure Lebensmittel gilt es zu meiden, da sie den Magen reizen können. Wer es sich leisten kann, sollte einfach schlafen, das hilft, die Symptome zu vergessen… 

Was, wenn der Kater ein ganz harter Hund ist? 

Dann kann man den Kunden entweder ein geeignetes Schmerzmittel (z. B. Ibuprofen) andienen oder auf pflanzliche Alternativen (z. B. Pfefferminzöl) verweisen. Weiterhin wirken Extrakte mit Mariendistelfrüchten leberschützend. Zur Unterstützung der Verdauung können Präparate mit Artischocke eingesetzt werden und bei Entzündungen, vor allem des Gastrointestinaltrakts, hat sich das Öl der Echten Kamille bewährt. Wer sich eine Alkoholvergiftung angetrunken hat, gehört in die Hände des ärztlichen Notdienstes, und zwar unverzüglich. 

Fazit: Der liebste Kater ist der, der einem gar nicht erst zuläuft. Heißt übersetzt: Weniger Alkohol zu trinken, ist die wirksamste Methode, den Kater zu vermeiden. Leichter gesagt als getan, werden viele sagen. Und: Karneval ist doch nur einmal im Jahr…