Abnehmen (Teil II): Hilfe, meine Tabletten machen dick!

Die medikamentöse Behandlung einer Krankheit kann ebenfalls zur Gewichtszunahme führen. Welche Wirkstoffe bergen Gefahren dieser Art? Hier erfährst du es.

Auch eine Arzneimitteltherapie kann das Körpergewicht beeinflussen und zu Übergewicht führen bzw. dieses begünstigen. Insofern das applizierte Medikament nicht direkt das Übergewicht behandelt, tritt die Gewichtszunahme häufig als Nebenwirkung auf. Zu beachten ist, dass diese sich nicht unbedingt bei jeder Person einstellt. Oft sind gesteigerter Appetit oder Mundtrockenheit eine Folge der medikamentösen Behandlung, die letztlich über eine erhöhte Kalorienzufuhr und/oder ungesunde Ernährung zu mehr Kilos auf der Waage führen.

Eine Studie arbeitete heraus, welche Wirkstoffe zu einer Gewichtszunahme führen können. Insbesondere waren Antipsychotika, Antidepressiva, Antihyperglykämika, Antihypertensiva und Kortikosteroide mit einer signifikanten Gewichtszunahme verbunden.

Wirkstoffgruppe Wirkstoffbeispiele
Antipsychotika

• Chlorpromazin

• Clozapin

• Haloperidol

• Olanzapin

Antidepressiva

• Amitriptylin

• Nortriptylin

• Citalopram

Antidiabetika   

• Insulin

Antihypertensiva

• Valsartan

• Atenolol

Kortikosteroide

• Cortison

• Prednisolon

• Prednison

Hormonelle Kontrazeptiva

• Ethinylestradiol/Drospirenon

• Ethinylestradiol/Levonorgestrel

• Ethinylestradiol/Dienogest

Antihistaminika

• Cetirizin

• Loratadin

Antikonvulsiva                

 •Valproinsäure

                                                     

 

Tabelle 1: Beispiele von Wirkstoffen und -kombinationen, die zu einer Gewichtszunahme, einem erhöhten Appetit oder zu Mundtrockenheit führen können1,2

Tipps für das Beratungsgespräch

Wenn die Kundin bzw. der Kunde (ängstlich) von einer Gewichtszunahme berichtet oder nach Lesen der Packungsbeilage Angst vor potenziellen Kilos hat, sollte primär versucht werden, der Person die Angst zu nehmen. Dies kann die Compliance fördern. Es sollte erfragt werden, ob ein gesteigerter Appetit und/oder Mundtrockenheit in Folge der medikamentösen Therapie vorliegen. Nebenwirkungen wie Gewichtsveränderungen müssen außerdem nicht per se bei jedem auftreten, die Auflistung in der Packungsbeilage ist viel mehr auch als rechtliche Aufgabe des Pharmaherstellers zu verstehen.

Ein gesunder Lebensstil kann der Gewichtszunahme auch dadurch entgegenwirken, dass man sich „kontrolliert“: Wenn der Appetit groß ist, sollte auf gesunde Nahrungsmittel wie Gemüse zurückgegriffen werden, Zucker sowie Fleisch- und Wurstwaren sind zu reduzieren. Vollkornprodukte verschaffen zudem ein längeres Sättigungsgefühl. Bei den Fetten eignen sich Oliven-, Leinen- und Rapsöl sehr gut. Auch der regelmäßige Konsum von Lachs ist durch die enthaltenen Omega-3-Fettsäuren sehr empfehlenswert.

Bei Mundtrockenheit sollten kalorienhaltige Softdrinks vermieden und stattdessen Wasser oder ungesüßter Tee bevorzugt werden. Auch können Präparate gegen Mundtrockenheit unterstützend eingesetzt werden. Zusätzlich empfiehlt es sich, die Bewegungshäufigkeit zu erhöhen.

Hilfe von außen: Ernährungsfachkräfte & Apps

Wenn der Wunsch besteht, das Körpergewicht zu reduzieren, kann auch eine externe Unterstützung durch qualifizierte Ernährungsfachkräfte (z. B. Fachärzt:innen für Ernährungsmedizin, Ernährungsberater:innen, Ernährungswissenschaftler:innen) sinnvoll und hilfreich sein. Die regelmäßigen Gespräche und beispielsweise das Führen eines Ernährungs- und Gewichtsprotokolls können helfen, die Motivation aufrechtzuerhalten und so dem Ziel immer näher zu kommen. Auch gibt es die Möglichkeit, eigens auf das Abnehmen bzw. die Ernährungsberatung zugeschnittene Apps zu nutzen. Als Beispiel lassen sich Oviva und zanadio nennen. Gut zu wissen: Diese beiden zählen zu den sogenannten digitalen Gesundheitsanwendungen (DiGA). Sie lassen sich zu Lasten der gesetzlichen Krankenkasse von Ärzt:innen verordnen.

AMIRA fragt: Kommt es in deiner Berufspraxis oft vor, dass Patienten von Gewichtszunahme im Zusammenhang mit Medikamenten berichten? Wie berätst du dann?