„Lasst euch von negativen Erlebnissen nicht runterziehen“

Steigende Herausforderungen im Apothekenalltag können die Freude an der Arbeit trüben – nicht bei Martina Schnelle-Mielke, die trotz allem immer noch gerne PTA ist. Was sie Kolleg:innen anlässlich des Tag der PTA rät? Lest selbst.

„Früher war alles besser“ ist in Apothekenkreisen immer häufiger zu lesen: Einst gab es weniger Stress, Bürokratie und mehr Zeit für die pharmazeutische Betreuung der Patienten. Nicht wenige überlegen, das Handtuch zu werfen, wie immer wieder bei Gesprächen mit PTA in der AMIRA-Welt deutlich wird. Zu groß sei unter anderem die Belastung mit nörgelnden Kunden, Arbeitsverdichtung und ständigen Erneuerungen und Dokumentationspflichten.

Martina Schnelle-Mielke kann dem uneingeschränkt zustimmen. Auch für die berufserfahrene PTA, die 37 Jahre auf dem Buckel hat und derzeit in einer Apotheke in der Ruhrgebietsstadt Bochum arbeitet, wird der Umgang mit der Kundschaft immer schwieriger. „Kundinnen und Kunden sind egoistischer, fordernder, ja sogar dreister als früher. Viele geben die Verantwortung über eigene Gesundheitsfragen ab“. Viele Dinge würden sie von den Apothekenteams erwarten, die sie im Grunde selbst erledigen können, beispielsweise das Kontaktieren der Praxis und Klären eines Sachverhalts. Der Stress mit der Kundschaft zehre zwar an den Nerven, doch mit den Jahren sei sie gelassener geworden.

„Früher gab es auch keine Zugaben“, sagt die 58-Jährige. Man habe sich ganz auf die Pharmazie konzentrieren können. Jetzt stünde hingegen die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. „Früher war es wichtig, ein guter Apotheker zu sein, heute muss man ein guter Kaufmann sein“. Ökonomische Interessen und Kundenzufriedenheit in Einklang zu bringen, erachtet sie als eine große Herausforderung im Apothekenalltag. 
So viel zu den wenigen Schattenseiten. Aber womit punktet der PTA-Job? Hier sind Martinas Top 3:

Pluspunkt 1: Flache Hierarchien

Ja, der PTA-Beruf ist im Wandel und nein, nicht alles ist schlecht. Was die Hierarchien angeht, hat Martina äußerst positive Erfahrungen gemacht. „Heutzutage sind die Hierarchien flacher, dadurch ist das Miteinander im Team besser geworden“, berichtet sie. Klar dürfte das nicht für alle Apotheken zutreffen, aber der Trend geht in Richtung flache Hierarchien. 

Pluspunkt 2: Flexible Arbeitsmöglichkeiten (Ort und Stundenzahl)

Von wenigen Stunden pro Woche bis Vollzeit: In der Apotheke ist fast jede Stundenverteilung denkbar und häufig möglich. Wenn man diesen Aspekt mit anderen Branchen vergleicht, stellt man fest, dass das gar nicht so gängig ist. Teilzeitmöglichkeiten gibt es nicht in jeder Firma, vor allem ein flexibles Aufstocken ist auf die Schnelle auch nicht gang und gäbe. In der Apotheke hingegen kann auf kurzem Dienstweg die Stundenzahl kurzfristig angepasst werden. „Von Freundinnen höre ich oft, dass sie nach der Elternzeit wieder in Vollzeit einsteigen müssen, was anderes kommt gar nicht infrage. In der Apotheke sind wir da schon privilegiert“, findet Martina. 

Auch, dass es bundesweit Apotheken gibt, dürfte ein großer Vorteil sein. „Viele sind sich gar nicht bewusst, wie großartig das ist. Wenn man umzieht, hat man meistens die Möglichkeit in der Nähe eine Stelle zu finden, weil es eben überall Apotheken gibt. Manch anderer muss erstmal schauen, ob es in der Stadt überhaupt eine Möglichkeit gibt, zu arbeiten. Man ist in manchen Branchen von Firmenstandorten abhängig. Wir hingegen können sogar auf einer Insel oder in einer Urlaubsregion arbeiten.“

Pluspunkt 3: Vielseitigkeit

Die Apotheke bietet ein vielseitiges Arbeitsspektrum an. Es gibt viele Bereiche, in denen PTA & Co. sich einbringen können, von der Rezeptur, dem HV-Tisch, dem Labor bis hin zum Qualitätsmanagement, zu Kompressionsstrümpfen und Social Media. Für jede:n ist etwas dabei, Spezialisierungen sind oftmals erwünscht und sinnvoll. So sieht es auch Martina: „Die unterschiedlichen Aufgabengebiete gefallen mir an meinem Job als PTA besonders. Ich mag es zum Beispiel gerne, komplementärmedizinisch zu beraten. Als PTA kann man sich auch auf Naturheilkunde spezialisieren, das finde ich gut. Im Team ist es gut, wenn man Expertinnen hat. Denn man kann nicht alles wissen.“ 

„Ich bin gerne PTA, weil der Beruf mir durch seine Vielfältigkeit sehr gefällt.“

(Martina Schnelle-Mielke, PTA)

Auch der Umgang mit unterschiedlichen Menschen kann eine große Bereicherung sein, denn sie kommen mit verschiedenen Wünschen und Bedürfnissen in die Apotheke. Somit wird es nie langweilig. „Man sollte aber Bereitschaft für eine empathische Beratung zeigen“, rät Martina.

Zum Tag der PTA wünscht Martina allen Kolleg:innen weiterhin viel Spaß im Beruf und sagt: „Deutet die Zeichen der Zeit richtig. Lasst euch den Spaß und die Freude nicht wegnehmen und lasst euch von negativen Erlebnissen nicht runterziehen!“

 

Das zweite Interview zum Tag der PTA ist auch schon online. Hier kommst du direkt dorthin!