PTA: „Ärzte interpretieren Nachfragen häufig als Kritik“

Der Tag der PTA rückt näher. Als Sprachrohr der PTA & Co. haben wir dies zum Anlass genommen, um ihnen eine Stimme zu geben. Was bereitet ihnen Freude und welche Sorgen haben sie? Eine PTA aus Bayern berichtet.

Laura Hermsdorf* übt ihren Beruf seit März 2010 aus. Impulsgeberin war ihre ältere Schwester, die anfangs eine PTA-Ausbildung gemacht und später Pharmazie studiert hat. „Zusammen haben wir die PTA-Schule in München am Tag der offenen Tür besucht. Danach war der Berufswunsch gefallen“, erzählt sie. Im Gespräch mit AMIRA-Welt verrät sie uns, was ihr die Corona-Pandemie im Hinblick auf ihren Job gezeigt hat und warum Ärzte sie häufig missverstehen. 

AMIRA: Hallo Laura! Du bist 34 Jahre alt und hast schon einige Jahre Berufserfahrung als PTA. Erzähl mal, wie war der Apothekenalltag früher – als du ganz „frisch“ im Beruf warst – im Vergleich zur heutigen Zeit? 

Laura: Anfangs fehlte mir noch das Selbstbewusstsein, vor allem vorne am Kunden. Das kam mit der Zeit. Vor 14 Jahren hatte man noch deutlich weniger Bürokratie z. B. hat man die Herstellung von Rezepturen nicht genauestens mit Einwaagen dokumentiert. Heute haben wir viel Dokumentationsarbeit, zudem sind diverse Gesetze und Vorschriften neu dazugekommen. Auch Lieferengpässe und Securpharm waren kein Thema. Das E-Rezept bereitet momentan auch noch häufig Probleme. Ich hoffe es sind nur anfängliche Schwierigkeiten. Die Leute haben außerdem die Online-Apotheken für sich entdeckt und vergleichen die Preise, mit denen man als Vor-Ort-Apotheke nicht immer mithalten kann.

Hast du eine Erfolgsformel, um mit diesen Veränderungen umzugehen?

Was da hilft? Lächeln und sein Bestes geben. Die Dinge und Menschen akzeptieren, wie sie sind.

Wenn wir schonmal beim Begriff sind: Was stört dich, obwohl du „dein Bestes gibst“?

Die Honorierung muss dringend angepasst werden, damit der Beruf attraktiv bleibt. Außerdem fehlt leider manchmal die Wertschätzung des Berufes durch Patienten oder auch durch Ärzte, die das Nachfragen als Kritik interpretieren. Wir beliefern Altenheime und erleben es ständig, dass die Ärzte sich in ihrer Therapiehoheit angegriffen fühlen, dabei wollen wir doch die Therapie optimieren – es geht um den Patienten. Manche von ihnen bedanken sich zwar, das ist aber die Seltenheit. Der Großteil will unsere Nachfragen nicht hören. Vor allem ältere Ärzte fühlen sich auf den Schlips getreten, wie man so sagt.

Trotz allem gehst du deiner Tätigkeit mit Leidenschaft nach. Was gefällt dir an deinem Beruf als PTA?

Es ist ein krisensicherer Job, wie zuletzt durch die Corona-Pandemie deutlich geworden ist. Man findet aktuell immer einen Arbeitsplatz als PTA. Und der Beruf ist nicht monoton, die Arbeit in Rezeptur, Labor und der Warenwirtschaft ist oft eine schöne Abwechslung zu den Beratungsgesprächen.

Hast du einen Lieblingsbereich? Wo fühlst du dich am besten aufgehoben?

Meine Lieblingsbereiche sind der Handverkauf und die Kosmetik. Der Verkauf inklusive Beratung, das Studieren von neuen Produkten und allgemein der Kontakt mit vielen verschiedenen Menschen machen mir Spaß.

Was würdest du jüngeren Kolleginnen und Kollegen bzw. Interessenten mit auf den Weg geben?

Die PTA-Ausbildung ist für alle interessant, die sich für naturwissenschaftliche Fächer interessieren und später keinen „Bürojob“ machen wollen. Man kann auch außerhalb der Apotheke arbeiten, beispielsweise in der Industrie, sofern man in der Nähe einer Großstadt lebt.  Wenn man dann in der Arbeitswelt angekommen ist, rate ich allen, sich unbedingt fort- und weiterzubilden, z. B. zur Fach-PTA und das am besten, wenn man jung ist und noch nicht viele Verpflichtungen hat. Fortbildungsportale wie die AMIRA-Welt zu nutzen, ist auch absolut empfehlenswert.

Danke! Welche Fähigkeiten oder Eigenschaften hältst du für besonders wichtig, um erfolgreich in deinem Beruf zu sein?

Man sollte auf jeden Fall sorgfältig sein, denn gerade in der Rezeptur und im Labor ist das essenziell. Außerdem kommunikativ, empathisch und geduldig, da wir es oftmals mit kranken Menschen zu tun haben.

Wie würdest du folgenden Satz zu Ende bringen: „Ich bin gerne PTA, weil …“?

… es mir Freude macht den Kunden gesundheitlich weiterzuhelfen. Sie sind meine größte Motivation. Der Kontakt mit Ihnen ist sehr spannend. Manchmal entsteht sogar eine tiefere Verbundenheit oder Freundschaften. Der Beruf ist außerdem familienfreundlich durch flexible Arbeitszeiten und die Möglichkeit der Teilzeit.

Was sind deiner Ansicht nach die größten Herausforderungen des Gesundheits- bzw. Apothekenwesens?

Personalmangel. Die Menschen werden immer älter und der Bedarf an Gesundheits- und Pflegeberufen steigt. Gleichzeitig wollen immer weniger junge Menschen am Wochenende oder gar nachts arbeiten. Alle reden von Work-Life-Balance und bei den ganz jungen Kolleginnen und Kollegen beobachte ich, dass sie weniger motiviert sind. Es geht denen eher um mehr Life als Work. Aber es muss doch Leute geben, die auch bis 20 Uhr für die Allgemeinheit da sind. Außerdem muss die Vergütung aller Gesundheitsberufe angehoben werden. Gesundheit ist das Wichtigste, was wir im Leben haben, entsprechend sollten die Berufe in diesem Sektor behandelt werden.

Sonntag ist es so weit, dann Tag der PTA, den wir 2020 ins Leben gerufen haben. Was möchtest du deinen Kolleginnen in ganz Deutschland anlässlich dieses besonderen Tages sagen?

PTA ist zwar ein Assistenzberuf, jedoch tragen auch wir Verantwortung und haben viele Aufgaben.        Wir sind meistens die größte Berufsgruppe in der Apotheke. Ohne PTAs läuft es nicht! :-) Das können wir uns immer vor Augen halten. Glaubt an euch, vertraut euch! Wer weiß was die Zukunft bringt.

Vielen Dank für das Interview, liebe Laura!


*Name von der Redaktion geändert

Hast du schon unser Gedicht bzw. Lied zum Tag der PTA gehört? Du findest es hier!