Herzensangelegenheit: Wie lange ist Sport nach Erkältungen tabu?

Angesichts der alljährlichen Erkältungswelle, die so gut wie jeden Menschen früher oder später erwischt, stellt sich die Frage, wie lange man nach einer Erkrankung mit dem Sport pausieren sollte. Hier die Antworten.

Dass ausreichend Bewegung zu einem gesunden Lebensstil dazugehört, ist nichts Neues - aber Sport ist eben auch nicht immer gesund. Allgemein gilt: Wer sich krank fühlt, sollte keinen Sport treiben. Was genau gilt es beim Thema Sport und Erkältung zu beachten? Und welche Folgen kann es haben, wenn dem Körper die notwendige Ruhe nicht zugestanden wird? 

Gerade in den Wintermonaten sind Husten, Schnupfen und Fieber keine Seltenheit. Sind die Symptome nicht allzu stark oder klingen bereits ab, denken viele Menschen, dass Bewegung nicht schaden und bestenfalls sogar gesundheitsfördernd sein kann. Doch der Schein trügt. Wer trotz bestehender Erkältungsbeschwerden Sport treibt, belastet das Immunsystem - welches für die Virusbekämpfung ohnehin schon viel Energie benötigt - in hohem Maße. 

Wie aus einem leichten Infekt eine schwerwiegende Herzerkrankung werden kann

Sport bei bestehender Erkrankung kann nicht nur den Krankheitsverlauf verlängern und erschweren, es können auch ernste Folgeerkrankungen auftreten. Wahrscheinlich haben in diesem Zusammenhang viele bereits von der Herzmuskelentzündung (Myokarditis) gehört. Hervorgerufen wird die Entzündung durch die bei einer Erkältung im Körper zirkulierenden Viren, manchmal auch durch Bakterien, die etwa Mandelentzündung oder Scharlach verursachen. Während Letztere durch Antibiotika behandelt werden können, ist das bei Viren nicht möglich. Das Tückische an einer Myokarditis: Sie bleibt oft lange unerkannt und kann schlimmstenfalls sogar lebensbedrohlich sein. Ein entzündeter Herzmuskel infolge einer durch Sport verschleppten Erkältung äußert sich in Symptomen wie Atemnot, Schwindel, Brustenge, Herzrhythmusstörungen wie verstärktem Herzklopfen oder -stolpern, Ohnmacht sowie Wassereinlagerungen in den Beinen. Wer an Myokarditis erkrankt, kann sich auf eine richtig lange Heilungsphase und Sportpause einstellen – nämlich bis zu sechs Monate. Nicht umsonst warnt die Deutsche Herzstiftung davor, nach einem Infekt wieder zu früh mit dem Sport zu beginnen. Auch bei vermeintlich banalen Erkrankungen, etwa Herpes, kann der Herzmuskel schnell in Mitleidenschaft gezogen werden. 

Mythos „Ausschwitzen“

Die Annahme, dass Viren durch Sport aus dem Körper geschwitzt und abtransportiert werden, ist leider nach wie vor ein weiterverbreiteter Irrglaube. Zwar stimmt es, dass (Bett-)Wärme zu einer besseren Durchblutung der Schleimhäute führt und den Kreislauf anregt, aber zu viel Wärme – wie sie beim Sport entsteht – belastet den Körper zusätzlich. Und das erschwert wiederum den gesamten Genesungsprozess. Deswegen sind beispielsweise auch Sauna-Gänge bei einer Erkältung ein absolutes Tabu!

Der richtige Zeitpunkt für die Rückkehr zum Training

Aber wann ist moderate Bewegung wieder erlaubt? Allgemein gilt: Je stärker der Infekt, desto länger sollte das Training unterbrochen werden. Außerdem ist es wichtig, auf den eigenen Körper zu hören. Die selbstkritische Frage muss lauten: „Sind noch Erkältungssymptome vorhanden?“. Wer sich nach wie vor schlapp fühlt oder einen erhöhten Ruhepuls hat, sollte mit dem Sport noch warten. Bei leichtem Schnupfen, ohne weitere Erkältungssymptome oder Fieber, kann in der Regel moderat Sport getrieben werden. Wichtig ist dann, lediglich im unteren Belastungsbereich zu trainieren, bei dem du nicht ins Schwitzen kommst, damit die Belastung für das Herz und den Kreislauf nicht zu hoch ist. Sportarten wie (Nordic) Walking und entspanntes Fahrradfahren oder ein längerer Spaziergang bringen Bewegung und belasten den Körper nicht zu sehr. Intensivere Aktivitäten wie beispielsweise Krafttraining mit schweren Gewichten oder Fußball sind bei einer Erkältung u zu unterlassen. Ebenfalls essenziell: Wer rasch Müdigkeit und Schwäche spürt, sollte sofort aufhören. Und in allen Fällen sowie bei Zweifeln oder generellen Unsicherheiten kann es nicht schaden, sich in der Arztpraxis das „Go“ zu holen.