Cholesterin – Richtig essen, länger leben

Zuviel LDL-Cholesterin im Blut begünstigt die Atheroskelerose, die wiederum zu Schlaganfall und Herzinfarkt führen kann. Was macht der Stoff im Blut, was macht ihn so gefährlich?

Am 13. Juni 2024 war der „Tag des Cholesterins“.  Damit will die Deutsche Lipidliga darauf hinweisen, dass das schlechte LDL-Cholesterin eine große Gefahr für die Durchblutung lebenswichtiger Organe wie Herz, Hirn und Lunge ist. Die Ablagerungen können nicht nur die Ursache für einen tödlich verlaufenden Herzinfarkt und Schlaganfall sein, sondern auch zu dramatischen Durchblutungsstörungen in den Beinen führen. Deshalb will die Lipidliga Menschen dazu bringen, zumindest ihren LDL-Wert zu kennen. Als Zielgröße hat sie 55 mg/dl vorgegeben, dieser Wert sollte möglichst unterschritten werden. Hier kommt die Messung in der Apotheke ins Spiel. Und wenn schon mal gepikst und gemessen wird, dann könnt ihr im Gespräch auch aufklären. AMIRA sagt, worüber.

Erklären, warum LDL-Cholesterin Probleme macht

Artherosklerose ist eine Gefäßverengung, die durch Mikroverletzungen der Arterienwand beginnt, oft verursacht durch Bluthochdruck. Diese Verletzungen ziehen Monozyten und Makrophagen an, die oxidiertes LDL einlagern und Schaumzellen bilden, um die beschädigten Stellen abzudichten. Dies führt zur Bildung von Plaques, die sich nicht nur an einer Stelle, sondern im gesamten Arteriensystem entwickeln. Diese Plaques enthalten auch Kalzium, jedoch ist das Kalzium aus der Nahrung (z.B. Milchprodukte) nicht entscheidend für die Gefäßverengung. Die zunehmende Größe der Plaques und die damit verbundene Entzündung machen die Plaques instabil. Dies kann dazu führen, dass Zellverbände, sogenannte Thromben, abreißen. Sie werden mit dem Blutfluss durch die Gefäße gespült – und zwar so weit, bis sie aufgrund ihrer Größe stecken bleiben. Das Areal hinter dem Thrombus leidet daraufhin an Ischämie, an Blutleere. Wegen des Sauerstoffmangels stirbt das Gewebe hinter dem steckengebliebenen Thrombus ab, es liegt im schlimmsten Fall ein Herzinfarkt oder Schlaganfall vor, oder es kommt zu massiven Durchblutungsstörungen durch Gefäßverschlüsse in den unteren Extremitäten.

Aktuelles Wissen vermitteln

Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass „eine intensivere Statin-Therapie sowie eine starke und frühzeitige Senkung des LDL-Cholesterins bei Patienten nach einem Myocard-Infarkt (MI) deren Risiko für alle kardiovaskulären Ereignisse sowie die Gesamtmortalität reduzieren“, schreibt die Deutsche Lipidliga auf ihrer Seite. Weiter heißt es: „Dies stützt die Empfehlung, dass eine frühe LDL-C-Senkung nach einem Myokard-Infarkt den größten Nutzen zeitigt.“ Weitere Studien hätten eine Überlegenheit der Kombi-Therapie mit Statin + Ezetimib bei akutem Koronarsyndrom gegenüber einer Behandlung gezeigt, die allein auf Statine setzt: Dabei reduzierte sich die Gesamtmortalität nach drei Jahren signifikant um 4,7% (NNT = 21). Für Patienten, die bereits ein solches Ereignis überlebt haben, steht also eine hoffnungsvolle Therapie zur Verfügung. Aber kann man diesem fatalen Resultat auch vorbeugen? Man kann. 

Im „American Journal of Preventive Cardiology“ wurde vor fast genau zwei Jahren (Juni 2022) ein Übersichtsartikel veröffentlicht: „Ten things to know about ten cardiovascular disease risk factors“ (Zehn Dinge, die man über zehn Risiken für Herz-Kreislauf-Krankheiten wissen muss), in dem die Frage nach der „richtigen“ Ernährung eine große Rolle spielt.

Hier eine Zusammenfassung:

  • Gesättigte Fettsäuren (z. B. in Butter, Fleisch, Wurstwaren), sollten durch ungesättigte Fettsäuren (z. B. in Rapsöl, Leinsamen, Olivenöl) ersetzt werden, da diese „gutes“ HDL-Cholesterin fördern.
  • Der Verzehr von Transfettsäuren (z. B. in Pommes frites, Kekse, Kartoffelchips) ist unbedingt zu vermeiden, außerdem sollten möglichst wenig verarbeitete Kohlenhydrate gegessen werden, etwa Vollkornprodukte.
  • Die Keto-Diät, die fast vollständig auf Kohlenhydrate verzichtet, ist weniger empfehlenswert, da sie oft zu einem übermäßigen Fettkonsum führt.
  • Eine Gewichtsabnahme durch Kalorienreduktion ist stets vorteilhaft, sei es durch eine allgemeine Kalorienreduktion oder durch Intervallfasten. Optimalerweise sollten nur drei Mahlzeiten pro Tag mit einer langen Pause von über zwölf Stunden zwischen den Mahlzeiten eingenommen werden.
  • Eine vegetarische Ernährung ist gesund, wenn sie aus möglichst vielen unverarbeiteten Lebensmitteln besteht.
  • Der Verzehr von Lebensmitteln mit hohem Gehalt an Omega-3-Fettsäuren senkt das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erheblich, da diese Fettsäuren Zellschutz bieten, die Triglyceridwerte und den Cholesterinspiegel senken.
  • Der Ersatz gesunder Lebensmittel durch Nahrungsergänzungsmittel kann sogar kontraproduktiv sein.

 

Egal, ob man diese Liste der Anti-Arteriosklerose-Lebensmittel, Mittelmeerdiät oder Mittelmeerküche oder wie neuerdings auch Nordic Diet nennt: Alles dreht sich um Gemüse, Obst, Nüsse, Öle, Ballaststoffe, fettarme Milchprodukte – Ausnahmen sind eigentlich nicht erwünscht, Cheat-Days sollte man unterlassen. Angesichts dieser Herausforderung braucht es einen Kanon geeigneter Lebensmittel mit den empfohlenen Verzehrmengen. Wer ganz genau wissen möchte, welche Nährstoffe in Lebensmitteln enthalten sind, kann unter www.naehrwertrechner.de nachschauen. Diesen Tipp solltet ihr eurer Kundschaft auf jeden Fall geben. Viele werden erstaunt sein, wenn sie erfahren, was in seinen Lieblings-Lebensmitteln steckt.

Patienten motivieren

Auf die Ernährung zu achten, lohnt sich für jeden Menschen, auch für jene, bei denen atherosklerotische Veränderungen bereits festgestellt wurden oder die schon Ereignisse erlebt haben. Die Ernährungsumstellung muss langfristig erfolgen, aber schon nach wenigen Monaten sind die Effekte messbar (leichter Abbau der Plaques) und eine Prävention von (weiteren) lebensbedrohlichen Ereignissen hat begonnen.
Motivieren kann auch das regelmäßige Messen des Serumspiegels in der Apotheke, vielleicht mit dem Hinweis, dass auch der Kauf eines Messgeräts für zuhause sinnvoll sein kann. Messungen können nämlich ein Ansporn sein, die richtigen Nahrungsmittel weiterhin zu verzehren, um die Ziele zu erreichen oder diesen möglichst nahe zu kommen. 

Fisch essen – ja oder nein?

Viele cholesterinsenkende Speisepläne listen Fisch als Mahlzeit, am besten zwei Mal in der Woche. Die Meerestiere dienen nicht nur als Omega-3-Fettsäurelieferant (besonders Hering, Forelle oder Lachs), sondern auch als Jodquelle. Fisch ist aber nicht nur ziemlich teuer geworden, auch aus ökologischen Gründen kann man den Konsum hinterfragen. Da Fische ihre Omega-3-Fettsäuren nicht selbst synthetisieren, sondern ihrerseits durch das Fressen von Mikroalgen aufnehmen, können Algen-Öl oder Algenkapseln eine Alternative sein. 

Insgesamt gilt: Es verdichten sich die Hinweise, dass Menschen, die das Richtige essen, auch länger leben. Und wer wollte das nicht?

AMIRA fragt: Kennt ihr das Ziel der Deutschen Lipidliga, den LDL-Wert unter 55 mg/dl zu senken? Bietet ihr Messungen an? Fragen eure Patienten selbst nach dieser Dienstleistung?