Jetzt kostenfrei: Impfung gegen Meningokokken B

Sie kommt nicht häufig vor, aber die, die es trifft sind in Lebensgefahr. Die Rede ist von einer Meningokokken-Infektion, die vor allem Babys, Kleinkinder und Jugendliche gefährdet. Was man tun kann? Impfen!

Sein Januar hat die STIKO (ständige Impfkommission des Robert Koch Institutes) ihre Empfehlung bezüglich der Impfung gegen Meningokokken B geändert. Nicht nur Kinder mit Vorerkrankungen, sondern alle Säuglinge ab zwei Monaten sollen gegen die schwerwiegende Erkrankung geimpft werden. Für unsere Kund:innen und deren Kinder in der Apotheke bedeutet das, dass der teure Impfstoff (€ 122,56 pro Impfdosis) jetzt von allen Krankenkassen in Deutschland erstattet wird. Noch müssen die Eltern die Kosten vorstrecken und können sie nach erfolgter Impfung zur Erstattung bei der Krankenkasse einreichen. Bald muss allerdings nur noch die elektronische Gesundheitskarte in der Praxis vorgelegt werden.

Meningokokken B – Vorkommen und Fallzahlen

Meningokokken-Erkrankungen werden durch Bakterien der Art Neisseria menigitidis ausgelöst. Es werden zwölf verschiedene Untergruppen, sogenannte Serogruppen, unterschieden. Schwere, invasive Erkrankungen werden von den Subtypen A, B, C, W, X und Y verursacht. Jährlich erkranken in Deutschland bis zu 4 von 1 Million Einwohner, das heißt ungefähr 338 Menschen pro Jahr. Ca. 60 % der Erkrankungen werden von der Serogruppe B verursacht, wesentlich seltener sind Erkrankungen mit den Serogruppen C, W, Y (ca. 9-16%). Die anderen Subtypen kommen in Deutschland nur sehr selten vor. Das höchste Erkrankungsrisiko haben Säuglinge und Kleinkinder bis zu 4 Jahren, sowie Jugendliche zwischen 15 und 19 Jahren.

Meningokokken B - gefährliche Bakterien mit Tarnkappe

Die Krankheitserreger werden durch Tröpfcheninfektion, zum Beispiel durch Niesen, Husten oder Küssen unbemerkt von Mensch zu Mensch übertragen. Viele Menschen, etwa jeder Zehnte, ist im Nasen-Rachen-Raum von den Bakterien besiedelt und kann andere anstecken. Manchmal gelingt es den Meningokokken, sich mit Hilfe bestimmter Eiweiße (sog. H-Proteine) so geschickt zu tarnen, dass sie unserem Immunsystem nicht mehr als fremd erscheinen und den Körper ungehindert „überfallen“ können.
Auch wenn die Erkrankung sehr selten auftritt, so ist der Krankheitsverlauf häufig schwerwiegend. Besonders gefürchtet sind eine Entzündung der Hirnhäute (Meningokokken-Meningitis) oder eine bakterielle Blutvergiftung (Meningokokken-Sepsis).

Meningokokken B – schnell wird es dramatisch

In der Regel dauert es von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit 3-4 Tage (manchmal aber auch 2-10 Tage). Auf kurzzeitige grippeähnlichen Symptome folgen plötzlich Kopfschmerzen, hohes Fieber, Schüttelfrost und Schwindel mit schwerstem Krankheitsgefühl. Ein Großteil der Erkrankten zeigt auch kleine Einblutungen in der Haut (sog. Petechien). Bei einer Meningitis (ca. 2/3 der Fälle) kommen Erbrechen und Nackensteifigkeit hinzu. Eine Sepsis (ca. 1/3 der Fälle) kann sich durch Blutdruckabfall zeigen und bis zum Organversagen führen.
Schwieriger sind die Symptome bei Säuglingen oder Kleinkindern zu deuten. Fieber, schrilles Schreien, eine vorgewölbte Fontanelle, Schläfrigkeit oder Reizbarkeit können Anzeichen für eine Meningitis sein.
Innerhalb weniger Stunden kann die Krankheit lebensbedrohlich werden.
In Deutschland liegt die Sterblichkeit bei invasiven Meningokokkenerkrankungen bei acht Prozent. Von 2015 bis 2019 wurden 59 Todesfälle verzeichnet. Überlebende haben eine deutlich geringere Lebensqualität und sind von Langzeitfolgen wie zum Beispiel Hydrozephalus, Hörverlust, chronischem Nierenversagen, Epilepsie, Amputationen von abgestorbenen Gliedmaßen und psychischen Störungen meist schwer gezeichnet. Meist machen die Folgeschäden lebenslange Rehabilitationsmaßnahmen erforderlich.

Meningokokken B – Behandlung mit Antbiotika, einzig wirksamer Schutz durch Impfung

Meningokokkenerkrankungen müssen schnellstmöglich in einem Krankenhaus behandelt werden, da sie fast immer schwer verlaufen und häufig Komplikationen auftreten. Neben der Sicherung der Vitalfunktionen werden Antibiotika intravenös verabreicht, sowie Glucokortikoide, um die Entzündungsreaktionen zu untertrücken. Je schneller der Therapiebeginn und je besser der Gesundheitszustand der Betroffenen, desto besser die Prognose.
Den einzig wirksamen Schutz gegen die Erkrankung bietet die Impfung. Es gibt Impfstoffe gegen die Meningokokken-Subtypen A, B, C, W und Y. Von der STIKO empfohlen und auch von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden Impfungen gegen die Subtypen C und seit Januar auch gegen Meningokokken B. 
Die Impfung gegen Meningokokken C (Impfstoffe: NeisVac C® von Pfizer Pharma , Mejugate 10® von GSK) wird einmalig im Alter von 12 Monaten verabreicht. Frühestmöglich, also im Alter von 2 Monaten, sollte die Immunisierung gegen Meningokokken B (Impfstoffe: Bexsero® von GSK; Trumenba® von Pfizer Ltd., die allerdings erst ab einem Lebensalter von 10 Jahren zugelassen und damit nicht relevant für die Impfung der Säuglinge ist) erfolgen. Für die Grundimmunisierung müssen 3 Impfdosen mit 2, 4 und dann 12 Monaten gegeben werden. Eine Nachholimpfung kann für Kinder bis zu 5 Jahren erfolgen.
Zusätzlich möglich ist die Meningokokken-ACWY-Impfung (Impfstoffe: Nimenrix® von Pfizer Ltd. ab einem Lebensalter von 6 Wochen; Menveo® von GSK ab 2 Jahren; MenQuadfi® von Sanofi Pasteur ab einem Lebensalter von 12 Monaten), welche vor allem bei Reisen oder Auslandsaufenthalten empfohlen wird. 

Wenn ihr junge Mütter während der Beratung fragt, ob sie sich für ihr Baby schon einmal über den Schutz gegen Meningokokken informiert haben, kann das sicher nicht schaden.