Mückenschwärme auf der Jagd – was hilft gegen die Biester?

Laut Kalender haben wir Sommer, aber bis jetzt zeigt er sich nicht von seiner besten Seite. Immer wieder Regen und Gewitter, mancherorts sogar Hochwasser. Dann wieder schwüle Hitze. Ideales Klima für Stechmücken und Co. Was tun gegen die Biester?

Des einen Freud ist des anderen Leid. Süddeutschland wird von Mückenschwärmen biblischen Ausmaßes regelrecht heimgesucht. In manchen Gebieten ist es unmöglich abends einen Schritt vor die Tür zu setzen. In vielen Apotheken sind Repellentien und topische Antihistaminika bereits ausverkauft und können selbst direkt beim Hersteller nicht mehr nachbestellt werden. 

Wer sind die lästigen Blutsauger und warum wird gestochen?

In Deutschland gibt es ungefähr 50 verschiedene Mückenarten, zum Beispiel die Gemeine Stechmücke, die Ringelmücke, Überschwemmungsmücken, Gnitzen sowie Kriebelmücken. Aber auch einige tropische Mückenarten wie die asiatische Tigermücke und die asiatische Buschmücke konnten mittlerweile nachgewiesen werden.

Die gesamte Entwicklung von Stechmücken ist an Wasser gebunden. Daher treten die Insekten bevorzugt in der Nähe von stehenden Gewässern und Feuchtgebieten auf. Sowohl Männchen als auch Weibchen der Stechmücken ernähren sich mithilfe ihrer saugenden Mundwerkzeuge von Pflanzensäften. Allerdings benötigen die Weibchen nach der Befruchtung verschiedene Bluteiweiße für die Entwicklung der Eier. Deshalb durchbohren sie mit ihren Stechwerkzeugen auch die Haut von Menschen und Säugetieren und saugen deren Blut und das einmal oder mehrmals bis zu Ihrer Sättigung. Kriebelmückenweibchen hingegen „zersägen“ regelrecht die Haut ihres Opfers und saugen das austretende Blut auf. Daher ist eine „größere Wunde“ (→ blutunterlaufener Punkt = Petechie) sichtbar und die Infektionsgefahr ist größer. 
Angelockt werden die „Biester“ einerseits durch das ausgeatmete CO2, sowie durch unseren individuellen Körpergeruch. Substanzen wie Ammoniak, Harn- oder Milchsäure entstehen durch die Zersetzung unseres Schweißes und wirken auf die Weibchen äußerst anziehend.

Anschließend werden die Eier in stehenden Gewässern und Feuchtgebieten, aber auch Pfützen oder Regentonnen abgelegt. Aus den Eiern entstehen innerhalb von zehn bis 14 Tagen viele neue Plagegeister und das Ganze beginnt von vorne.

Was passiert im Körper nach einem Mückenstich?

Wurde man von einer Mücke gestochen, entsteht an der Stelle ein kleiner, rötlicher Fleck, der binnen Sekunden zu einer stark juckenden Quaddel anschwillt. Das liegt daran, dass beim Stich ein Speichelsekret, das gerinnungshemmend und lokalanästhetisch wirkt, in die Haut injiziert, vom Körper schnell als fremd erkannt wird und zu einer Sofortreaktion führt. Histamin wird in die Haut ausgeschüttet, die Stelle wird rot, heiß, schwillt an und der Juckreiz beginnt. Wie lange der Juckreiz anhält, hängt davon ab, wieviel Speichelsekret injiziert wurde und wie stark die allergische Reaktion ausfällt. Schwere allergische Reaktionen wie Anaphylaxien treten nach Mückenstichen nur sehr, sehr selten auf. Meist wird der Stich vom Immunsystem als ungefährlich eingestuft. Kommt es dennoch zu Schwindel, Atemproblemen, Übelkeit und Erbrechen, ist sofort der Notarzt bzw. die Notärztin zu rufen.

Kratzen sollte möglichst vermieden werden. Werden Stiche blutig gekratzt besteht Infektionsgefahr. Keime gelangen in die Wunde und können zu eitrigen Entzündungen führen, diese müssen manchmal sogar antibiotisch behandelt werden. Auch wenn die sichtbare Reaktion weit über die Einstichstelle hinausgeht (zugeschwollenes Auge, Schwellung des ganzen Beines bei Stich in Zeh, etc.) sollte ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden.

Was kann nach einem Stich helfen?

Schnell genug angewendet ist ein sogenannter Stichheiler (z. B. bite away® neo von MibeTec, Beurer BR60 von Beurer, mosquito® by heat Insektenstichheiler von Wepa) unschlagbar! Das Gerät, auch als Aufsatz für das Smartphone erzeugt Wärme (ca. 50°C), wird auf die Stichstelle für drei bis fünf Sekunden aufgedrückt und zersetzt so das eiweißhaltige Speichelsekret oder Insektengift, bevor eine Histaminausschüttung stattfinden kann. Der Insektenstich kann also fast vollständig ausgelöscht werden. Nachteilig ist, dass man das Gerät immer parat haben muss, da der Effekt bei späterer Anwendung wesentlich geringer ist und dass die Anwendung gerade von Kindern als schmerzhaft empfunden wird.

Wenn der Stich bereits angeschwollen ist, sollte gekühlt werden, um die Durchblutung und den Juckreiz zu lindern. Einfache Coolpacks, ein Eiswürfel, kaltes Wasser, ein feuchtes Tuch oder zur Not auch ein bisschen Spucke lindern als schnell verfügbare Sofortmaßnahme das Jucken und verhindern gerade bei Kindern das Kratzen.

Gele mit Antihistaminika wie Fenistil® Gel von GSK oder Soventol® Gel von Medice wirken der allergischen Reaktion entgegen und erzeugen auf der Haut ebenfalls Verdunstungskälte. Bei stärkeren Reaktionen und leichten Entzündungen können ab sechs Jahren auch Cremes (z. B. FeniHydrocort® 0,25% / 0,5% von GSK oder Soventol® HydroCort Creme, Soventol® HydroCortisonacetat 0,25% / und 0,5% Cremogel von Medice), Sprays (z.B. Soventol®HydroCort Spray von Medice), die Hydrocortison in niedriger Dosierung enthalten, zwei- bis dreimal täglich dünn aufgetragen werden. Auch verdünnte Umschläge mit Essig, Alkohol, Retterspitz® äusserlich oder dem Antiseptikum Rivanol® von Dermapharm wirken kühlend und entzündungshemmend.

Wie kann man Stichen vorbeugen?

Durch Moskitonetze und Fliegengitter können die Plagegeister ferngehalten werden. Das funktioniert aber nur in Innenräumen. Lange, helle und weite Kleidung schützt vor Mücken, ist aber auch wärmend, wenn es eh schon heiß ist. Tomatenpflanzen, Walnussbäume oder Rosmarin werden von Stechmücken ebenfalls gemieden. Anti-Mücken-Kerzen, - armbänder, - clips und – aufkleber enthalten meist ätherisches Citronellaöl, bringen aber nicht so viel, weil der Duft nicht nah genug an der Haut ist.

Da Mücken von CO2 und bestimmten Gerüchen angezogen werden, wir aber nicht aufhören können zu atmen, kann nur etwas am Körpergeruch geändert werden. Tatsächlich werden „verschwitzte“ Menschen eher gestochen, als frisch Geduschte. Allerdings tragen wir unseren individuellen Körpergeruch immer mit uns. Dieser kann aber mit sogenannten Repellentien überdeckt werden, damit man von den Mücken nicht mehr als Opfer wahrgenommen wird. Ätherische Öle wie Lavendel, Citronella, Eukalyptus, Rosmarin, Zeder, Zimt oder Salbei vertreiben die Mücken, sollten aber nicht direkt auf die Haut aufgetragen werden.   

Der Goldstandard: Diethyltoluamid

Produkte mit den Wirkstoffen Icaridin (z. B. Autan® von Johnson & Johnson, AntiBrumm® Kids sensitive oder AntiBrumm® Zecken Stopp von Hermes, mosquito® Protect Mückenschutzspray von Wepa) geben einen intensiven Duft ab und verhindern, dass der Mensch als Opfer wahrgenommen wird. Es kann ab einem Alter von einem Jahr auf die Haut aufgetragen werden und schützt zuverlässig. Icaridin ist gut verträglich, wird kaum resorbiert und greift auch keine Kunststoffe an. 

Diethyltoluamid (DEET) gehört zu den wirksamsten Insektenabwehrmitteln und gilt als Goldstandard für Reisen in die Tropen, wo Krankheiten wie Malaria, Dengue, Zika oder Gelbfieber vorkommen. Es hat ein sehr breites Wirkspektrum, ist ab zwei Jahren geeignet und hält je nach Stärke (zwischen 20 und 50% Wirkstoff) bis zu zehn Stunden an. Da DEET Haut und Schleimhäute reizen kann, sollte es weder in die Augen gebracht noch auf Wunden und Schleimhäute aufgetragen werden. Es sollte nicht mit Kunststofffasern in Berührung kommen und bei Verwendung von Sonnencremes erst 30 Minuten später aufgetragen werden. Es ist enthalten in AntiBrumm® forte und Tropical von Hermes, NoBite® von Tropical Concept oder CarePlus® Anti Insect DEET von Tropenzorg.

Der pflanzenbasierte Wirkstoff Citronellol wird aus dem Öl des Zitroneneukalyptusbaumes gewonnen, kann ab einem Jahr aufgetragen werden und schützt maximal bis zu sieben Stunden effektiv vor Mücken. Er verströmt einen intensiven Duft und ist in Soventol® Protect Intensiv-Schutzspray zur Mückenabwehr/Zeckenabwehr von Medice, AntiBrumm® Zecken Stopp von Hermes oder CarePlus® Insektenschutz Natural von Tropenzorg enthalten.