In kleinen Dosen lebenswichtig: Selen

Selen kommt in verschiedenen Lebensmitteln vor und übernimmt wichtige Funktionen im menschlichen Organismus. Wo ist das Element enthalten und wie viel soll man davon essen? AMIRA hat Antworten auf die wichtigsten Fragen zusammengestellt.

Selen (Se) ist ein chemisches Element aus der Gruppe der Halbmetalle und wurde im Jahre 1817 vom schwedischen Chemiker Jacob Berzelius entdeckt. In der Natur kommt es in organischen und anorganischen Verbindungen vor. Es gehört zu den essenziellen Spurenelementen – es muss somit über die Nahrung aufgenommen werden, weil es nicht vom Körper synthetisiert werden kann. 

Wofür braucht man Selen?

Das essenzielle Spurenelement Selen ist ein Bestandteil von antioxidativ wirkenden Enzymen und an einer Vielzahl von Reaktionen im Körper beteiligt. Es schützt unseren Körper vor Zellschädigungen durch freie Radikale. Außerdem spielen selenhaltige Enzyme im Schilddrüsenhormonstoffwechsel und für normale Funktionen des Immunsystems eine große Rolle. Bei Männern ist es an der Produktion und Funktion der Spermien beteiligt. Es gibt ebenfalls Hinweise darauf, dass Selen durch seine antioxidative Wirkung das Risiko für Krebs- oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen verringern und Krankheiten, die mit Entzündungsprozessen einhergehen, wie zum Beispiel Hashimoto-Thyreoditis, Arthritis oder Colitis ulcerosa, eindämmen kann.

Wie hoch ist der tägliche Bedarf und wie kann man ihn decken?

Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfiehlt für Kinder von ein bis drei Jahren täglich 15 µg und für Erwachsene ca. 70 µg (Männer 70 µg, Frauen 60 µg) Selen, um den Tagesbedarf zu decken. Stillende sollten 75 µg pro Tag zu sich nehmen.

Auf der Erde kommt Selen selten vor, weshalb die Böden eher arm an dem Spurenelement sind. Je nach Land und Kontinent gibt es jedoch Unterschiede. In den USA sind die Böden selenreich, während in Europa, insbesondere in Deutschland, Österreich oder der Schweiz kaum Selen im Boden enthalten ist. Pflanzliche Nahrung enthält hierzulande kaum Selen, weshalb 1992 beschlossen wurde, Futtermittel mit dem Spurenelement anzureichern. Deshalb sind tierische Lebensmittel wie Fleisch, Fisch und Eier zu einer wichtigen Selenquelle geworden. Es gibt aber auch Pflanzen, die besonders viel Selen in sich aufnehmen können. Als besonders selenreich gelten Paranüsse. Auch Kohl- (Brokkoli, Weißkohl) und Zwiebelgemüse (Knoblauch, Zwiebeln) sowie Pilze, Spargel und Hülsenfrüchte wie Linsen können einen hohen Selengehalt haben.

Weitreichende Folgen durch Selenmangel

Bei einer ausgewogenen Mischkost ist eine zu geringe Selenzufuhr auch in Europa eher selten, es sei denn, die Ernährung ist sehr einseitig, zum Beispiel bei einem schlecht geplanten Veganismus. Häufiger sind hierzulande Erkrankungen, die mit einer gestörten Selenaufnahme bzw. hohen Selenverlusten einhergehen, Risikofaktor für eine Unterversorgung. Dazu gehören unter anderem chronisch entzündliche Darmerkrankungen (CED), Mukoviszidose, Kurzdarmsyndrom, Niereninsuffizienz und chronische Dialyse. Hier kann es sinnvoll sein die Selenzufuhr mittels Nahrungsergänzung oder Arzneimitteln nach ärztlicher Rücksprache zu erhöhen.

Symptome eines Selenmangels sind beispielsweise Störungen der Muskelfunktion, des Immunsystems und der Spermienbildung. Selenmangel während der Schwangerschaft kann zu einem verringerten Geburtsgewicht führen sowie Präeklampsie und Fehlgeburten verursachen. Die beiden ausgeprägtesten Selenmangelerkrankungen sind die Keshan- und Kashin-Beck-Krankheit mit Herz- und Gelenkbeschwerden. Beide sind allerdings von weiteren Einflussfaktoren abhängig und kommen eher im asiatischen Raum vor. 

CAVE bei Überversorgung

Bei einer sehr hohen Selenzufuhr kann es zu einer akuten Vergiftung kommen, die zu Herzversagen und Kammerflimmern führen und sogar auch tödlich enden kann. Bei einer chronischen Überdosierung über einen längeren Zeitraum verursacht das Spurenelement Symptome wie Haarausfall, Verlust der Nägel bzw. Störungen des Nervensystems, Müdigkeit, Gelenkschmerzen, Übelkeit und Durchfall. Bei den Betroffenen kann dann einen knoblauchartiger Atemgeruch wahrgenommen werden. Selen hat eine geringe therapeutische Breite und ist in höheren Dosen toxisch. Daher sollte es ohne ärztliche Empfehlung nicht in hohen Dosen und/oder über einen längeren Zeitraum eingenommen werden.

Indikationen und Arzneimittel 

Bei einem Selenmangel, der nicht durch Ernährung ausgeglichen werden kann, etwa bei Verdauungs- und Verwertungsstörungen, oder bei einer Fehl- und Mangelernährung, wird Selen in Form von Natriumselenit verabreicht. Je nach Indikation gibt es von der Firma Cefak Tabletten, Trinkampullen, Mundspray, Direktgranulat oder Injektionslösung mit dem Namen Cefasel® in verschiedenen Stärken (50 bis 200 µg als Nahrungsergänzungsmittel mit dem Zusatz „nutri“ und 100 bis 300 µg als verschreibungspflichtige Arzneimittel. 

Die Firma biosyn bietet ebenfalls Nahrungsergänzungsmittel (selenase® XL oder XXL) sowie apothekenpflichtige (selenase® 50 AP) und verschreibungspflichtige (selenase® RP oder 300µg) Arzneimittel als Tabletten, Trinkfläschchen und -ampullen sowie Injektionslösung an. Des Weiteren gibt es viele verschiedene Nahrungsergänzungsmittel, wie zum Beispiel Selen-loges® von Dr. Loges oder Selen Verla® von Verla Pharm.

In Anti-Schuppen-Haarshampoos wird Selendisulfid in Konzentrationen bis ein Prozent und medizinisch in Konzentrationen von beispielsweise 2,5 Prozent zur Vorbeugung und Therapie von Pityriasis versicolor, einer durch einen Hefepilz verursachten Hauterkrankung, verwendet. Beispielsweise enthalten Selensiv® Shampoo von Dermasence, Vichy Dercos® Anti-Schuppen-Shampoo, La Roche Posay Kerium DS Anti-Schuppen Shampoo die Selenverbindung. Zur Unterstützung des Immunsystems sind zahlreiche Nahrungsergänzungsmittel im Handel, die neben Selen auch Vitamin C, Zink, Histidin und Vitamin D enthalten, z. B. Zink Verla® Immun (Caps) von Verla Pharm.